SchollZ SchollZ 12/2019 (Ausgabe 23) | Page 64

G EDICHTET   VON  C HARLOTTE  H ELLWIG   UND  J ANA  E NGEL Die große Kunst Der Wind pfeift durch die Täler, Verlassen; schiefe Pfähler, Häuser aus Holz und Stein, Des Nachts kehren Gestalten ein. Gestalten, schwarz und unerkannt, Nach ihnen wurd´ das Dorf benannt. Sie schleichen ein und wieder raus, rauben Hoffnungsvolle aus. Wer sich wehrt und sie verflucht, wird dann jahrelang heimgesucht. Deshalb lebt hier niemand mehr. Die Stille ist bedrückend schwer. Ein Fuchs tapst unwissend daher. Die Geister der verfluchten Stadt fressen sich an Hoffnung satt, Das Chaos Oben, unten, alles gleich, Ist man arm, ist man reich? Kein Gedanke dringt hinein, Soll das Leben echt so sein? Verwirrt, zerbrochen und verplant, Verzweiflung als Vernunft sich tarnt, Jeder verstellt sich vor der Welt, Und was man auf sich selber hält, Das übertrifft die Wirklichkeit, Es regieren Trotz und Leid. Und wenn ein Fünkchen Glück sich regt, Verwirrung sich darüber legt, Wie eine Welle bäumt´s sich auf, Reißt alles mit in seinem Lauf, anders als das arme Tier. Es kommt ganz still in reiner Not, Jetzt ist das Füchschen mausetot. Nur noch Knochen und sein Fell, Die Gestalten fressen schnell. Wer sein Leben und das and´rer liebt, glaubt uns, dass es diese Monster gibt. Während die Gestalt noch kaut, Wird die Stille plötzlich laut. Der schrille Schrei die Hörer graut. 64 Das Licht ist hell, die Stimmen laut, Ein Jeder auf die Bühne schaut. Für große Kunst ist nun Verkauf, Die Reichen sind heute gut drauf Einer deutet auf ein neues Bild, Dies zeigt nen Ritter ohne Schild, Zwei Jahre wurde es gemalt, 300 wurde für bezahlt. Nun wird eine neue Staffelei, Die von einem berühmten Künstler sei, Hinein geführt in diesen Saal, Nichts Neues ist es dieses Mal. Es wird geboten im ganzen Raum, „2000!“ schallt es aus der Ecke, Was ist´s auf dem Bild? Man sieht es kaum, Ein kleiner Strich, der sich verstecke. Regen Tropfenartig, nass und kalt, Der Regen macht vor gar nichts halt. Dringt durch Kleider, erfriert die Haut, Klopft an Fenstern, prasselt laut. Große Tropfen fallen schnell, Der Himmel bleibt nicht lange hell. Die Wolken weinen, schreien auf, Warnen ihre Schwestern: Lauf! Da, der Blitz zuckt durch die Nacht, Jetzt ist der Donner auch erwacht. Tobt und brüllt nun voller Wut, Die Wolken haben wenig Mut. Sie weinen, heulen, Tränen fließen, Die sich über Feld und Wald ergießen. Tropfen, Tropfen, tausend Tropfen, Die auf Dächer, Steine klopfen. Niemand hat sie je gezählt. Auch wenn manche ganz gequält Sagen, die Sonne sei für immer weg, Sie kommt wieder aus dem Versteck.