SchollZ SchollZ 12/2019 (Ausgabe 23) | Page 40

Mülldeponien EIN STINKENDER ORT ODER UNSERE ZUKUNFT? Ein Besuch bei der aha T EXT   UND  F OTOS  C HARLOTTE H ELLWIG UND J ANA E NGEL Die Sonne scheint, Krähenschwärme fliegen und die Luft ist frisch. Aber wir stehen auf Müll. Auf einem riesigen Müllberg, dem "Monte Müllo", die größte Erhebung Hannovers. Der gößte Müllberg der Abfallwirtschaft der Region Hannover (kurz: aha) ist 122 Meter hoch und wurde in den 50ern bis 80ern benutzt. Heute fasst der Berg ungefähr 500.000 m³ Material und besteht aus insgesamt acht Schichten. Ganz oben befindet sich eine ein Meter dicke Schicht Mutterboden, die mit Gras bewachsen ist. Es folgt eine Schicht Kies zur Ableitung des Wassers vom Berg, die von zwei Schichten Vlies ummantelt ist. Darunter ist eine Kunststoffabdichtung gefolgt von einer abdichtenden Betonitschicht, die sich ebenso zwischen zwei Vliesschichten befindet. Unter dieser Schicht ist der Deponiekörper, von dem Gas aufsteigt. Das Gas wird mithilfe von Drainageröhren dem Blockheizkraftwerk hinzugefügt. Die letzte Schicht besteht aus Boden, Bauschutt und Schlacke. Ein enormer Aufwand der mit unserem Müll betrieben wird und Landschaften verändert. Vom Berg aus hat man einen guten Blick auf das Gelände, welches aus vielen Gebäuden und Anlagen besteht. So findet sich dort zum Beispiel das Kompostlager, wo Bio- und 40 Pflanzenmüll gelagert nach einem halben Jahr von größeren Firmen und Haushalten abgeholt wird. Nach der Bearbeitung wird er als Dünger benutzt. In die biologische Restabfallverarbeitung dürfen wir leider nicht rein gehen, da der Staub den Bronchien schadet und es darin zu sehr stinkt. „Ich bin deswegen abends immer sehr einsam“, sagt ein Mitarbeiter lachend. Der Müll wird mit Infrarotstrahlen, Magneten und mehr sortiert. Thomas Schwarz, aha- Verbandsgeschäftsführer, zeigt uns einen halben Feuerlöscher, der im Müll gefunden wurde sowie einen Bohrkopf. Wir erfahren, das es sehr gefährlich ist, einen Feuerlöscher in den Hausmüll zu werfen. In den Sortiermaschinen explodierte dieser durch den Druck und die teurem Maschinen können beschädigt werden. Er erzählt uns, dass eine Person im Jahr durchschnittlich 170 kg Haushaltsmüll und 38 kg Plastikmüll produziert. Thomas Schwarz führt fort, dass kompostierbare Müllsäcke nicht umweltfreundlich seien, weil sie nicht abgebaut werden, sondern nur in eine Vorstufe von Mikroplastik zerfallen. Manche Fakten finden wir erschreckend, manche faszinieren uns. Thomas Schwarz warnt, dass wir unseren Ressourcenverbrauch überdenken müssen, weil es sonst im Meer genauso viel Plastik gäbe wie Fische. Ist dieser Hinweis aber kontraproduktiv für das Geschäft mit dem Müll? Wir nehmen von diesem Tag mit, dass die Mülldeponie deutlich sauberer ist, als wir es uns vorgestellt haben und es nicht überall nach Müll riecht. Die Arbeit mit Müll ist nichts Abwertendes, sondern eine sehr wichtige Aufgabe. Oben: Der Blick vom "Monto Müllo", der größte Müllberg der Abfallwirtschaft der Region Hannover. Unten links: Der Blick in die Resteabfallverwertung. Unten rechts: Thomas Schwarz, Verbandsgeschäftsf- ührer von aha, erläutert die verschiedenen Schichten des Müllbergs.