Mülldeponien
EIN STINKENDER ORT
ODER UNSERE ZUKUNFT?
Ein Besuch bei der aha
T EXT UND F OTOS C HARLOTTE H ELLWIG UND J ANA E NGEL
Die Sonne scheint, Krähenschwärme
fliegen und die Luft ist frisch. Aber wir
stehen auf Müll. Auf einem riesigen
Müllberg, dem "Monte Müllo", die
größte Erhebung Hannovers.
Der gößte Müllberg der Abfallwirtschaft
der Region Hannover (kurz: aha) ist
122 Meter hoch und wurde in den
50ern bis 80ern benutzt. Heute fasst
der Berg ungefähr 500.000 m³
Material und besteht aus insgesamt
acht Schichten. Ganz oben befindet
sich eine ein Meter dicke Schicht
Mutterboden, die mit Gras bewachsen
ist. Es folgt eine Schicht Kies zur
Ableitung des Wassers vom Berg, die
von zwei Schichten Vlies ummantelt
ist. Darunter ist eine
Kunststoffabdichtung gefolgt von einer
abdichtenden Betonitschicht, die sich
ebenso zwischen zwei Vliesschichten
befindet. Unter dieser Schicht ist der
Deponiekörper, von dem Gas
aufsteigt. Das Gas wird mithilfe von
Drainageröhren dem
Blockheizkraftwerk hinzugefügt. Die
letzte Schicht besteht aus Boden,
Bauschutt und Schlacke. Ein enormer
Aufwand der mit unserem Müll
betrieben wird und Landschaften
verändert.
Vom Berg aus hat man einen guten
Blick auf das Gelände, welches aus
vielen Gebäuden und Anlagen besteht.
So findet sich dort zum Beispiel das
Kompostlager, wo Bio- und
40
Pflanzenmüll gelagert nach einem
halben Jahr von größeren Firmen und
Haushalten abgeholt wird. Nach der
Bearbeitung wird er als Dünger
benutzt.
In die biologische
Restabfallverarbeitung dürfen wir leider
nicht rein gehen, da der Staub den
Bronchien schadet und es darin zu
sehr stinkt. „Ich bin deswegen abends
immer sehr einsam“, sagt ein
Mitarbeiter lachend. Der Müll wird mit
Infrarotstrahlen, Magneten und mehr
sortiert.
Thomas Schwarz, aha-
Verbandsgeschäftsführer, zeigt uns
einen halben Feuerlöscher, der im Müll
gefunden wurde sowie einen
Bohrkopf. Wir erfahren, das es sehr
gefährlich ist, einen Feuerlöscher in
den Hausmüll zu werfen. In den
Sortiermaschinen explodierte dieser
durch den Druck und die teurem
Maschinen können beschädigt
werden. Er erzählt uns, dass eine
Person im Jahr durchschnittlich 170
kg Haushaltsmüll und 38 kg
Plastikmüll produziert. Thomas
Schwarz führt fort, dass
kompostierbare Müllsäcke nicht
umweltfreundlich seien, weil sie nicht
abgebaut werden, sondern nur in eine
Vorstufe von Mikroplastik zerfallen.
Manche Fakten finden wir
erschreckend, manche faszinieren uns.
Thomas Schwarz warnt, dass wir
unseren Ressourcenverbrauch
überdenken müssen, weil es sonst im
Meer genauso viel Plastik gäbe wie
Fische. Ist dieser Hinweis aber
kontraproduktiv für das Geschäft mit
dem Müll?
Wir nehmen von diesem Tag mit, dass
die Mülldeponie deutlich sauberer ist,
als wir es uns vorgestellt haben und es
nicht überall nach Müll riecht. Die
Arbeit mit Müll ist nichts Abwertendes,
sondern eine sehr wichtige Aufgabe.
Oben: Der Blick vom "Monto
Müllo", der größte Müllberg der
Abfallwirtschaft der Region
Hannover.
Unten links: Der Blick in die
Resteabfallverwertung.
Unten rechts: Thomas
Schwarz, Verbandsgeschäftsf-
ührer von aha, erläutert die
verschiedenen Schichten des
Müllbergs.