SchollZ 7/2021 Nr. 26 | Page 57

Das Europaparlament in Straßburg : Dieses konnte die Redaktion der SchollZ am 5 . Mai leider nur virtuell besuchen . Die Redakteure sprachen auf Iserv mit Katarina Barley , der Vizepräsidentin des EU-Parlaments . Vor dem Interview erhielt die Redaktion eine sehr kurzweilige und eindrucksvolle Einführung in die Arbeit des Parlaments durch Herrn Axel Heyer .
Ansonsten hat es der Zusammenarbeit vielleicht sogar geholfen , weil alle gemerkt haben , wie sehr wir aufeinander angewiesen sind . Dass wir miteinander solidarisch sind , dass wir einander helfen . Ich wohne an der luxemburgischen Grenze , die von einem Tag auf den anderen zugemacht wurde . Wenn man sich überlegt , hier in dem Gebiet wo dann auch noch die Grenzen zu Belgien und Frankreich sind , pendeln täglich 200.000 Menschen nur zum Arbeiten . Hier war totales Chaos . Ich finde , dass die Pandemie zutage getragen hat , dass es eben nicht geht , dass jedes Land macht , was es will .
Was wir leider auch gesehen haben , ist , dass manche Mitgliedsstaaten die Pandemie als Vorwand genutzt haben , um demokratische Rechte in ein Maß einzuschränken , das nicht nötig gewesen wäre . Dies betraf vor allem die Presse- und Verhandlungsfreiheit sowie die Einschränkung der Opposition , was andere Regierungen klammheimlich genutzt haben , um umstrittene Dinge einfach umzusetzen , weil die Parlamente nicht so arbeitsfähig waren . Das ist sicherlich etwas , worauf man in solchen Zeiten ein sehr gutes Auge haben muss , sodass manche die Pandemie nicht für ihre Zwecke nutzen .
Welche Schwierigkeiten gibt es außerdem , wenn die Länder den Fokus nur auf sich selbst legen ?
Nationaler Egoismus ist natürlich ständig ein Thema . Mein politischer Schwerpunkt ist ja unter anderem der Mindestlohn und als Beispiel ging es da um die Frage , ob wir den jetzt in der EU einführen . Angesprochen wurde da auch die Situation von Leuten , die zwar in Deutschland zeitweise arbeiten , aber eigentlich woanders angestellt sind . Zum Beispiel bei Subunternehmern , wo die Leute dann in Deutschland auf der Baustelle arbeiten , aber für ihren Lohn in
Wie wird die Welt von morgen sein ? 57