SchollZ 6/2019 Nr. 22 | Page 35

Zwischen 40.000 Kostümen  und 2000 Scheinwerfern Eine Führung d ch die Staats Hann T EXT  L UISE  F UNK Nachdem sich die Klasse 10d pünktlich  um 08:10 Uhr am Seiteneingang des  Opernhauses getroffen ha e, konnte die  Entdeckungsreise durch das imposante  Gebäude um 08:15 Uhr beginnen. Die Dramaturgieassisten n der Oper  erklärte uns kurz ihren Aufgabenbereich  und dann konnte die Führung auch schon  starten.  Der Weg führte  hinauf in das zweite  Obergeschoss, wo wir unseren ersten  Halt in der Garderobe der Männer  machten. Hier werden vor Au ri en die  Darsteller, z.B. die 30 Sänger des Chores,  geschminkt und zurechtgemacht.  In der Mi e des Raumes stehen  Spiegel sch an Spiegel sch. Jeder  Künstler hat seinen eigenen festgelegten  Platz und an einer der Wände... ein Regal  voll aufgereihter Köpfe! Ein kurzes  erschrockenes Raunen ging durch die  Klasse, aufgrund der teils unangenehm  realis schen Züge der Köpfe, die sich als  maßgefer gte Perückenhalter  herausstellten. Originale Abdrücke der  Köpfe der Darsteller, um die perfekte  Passform der Perücke zu gewährleisten.  Die Perücken, die wir dort sahen,  erinnerten uns stark an die Zeit des  Rokoko und die Dramaturgieassisten n  erklärte uns, dass sie aus den langen  Bauchhaaren von Büffeln gefer gt  werden. Der Gedanke daran war  zunächst etwas befremdlich, war aber  schnell vergessen, als uns erklärt wurde,  wie zei ntensiv das Aufziehen einer  Glatze war und dass sogar lange Haare  innerhalb einer Stunde darunter gänzlich  verschwinden können. Auch die Maske wird hier gemacht.  Geschminkt werden die Darsteller vor  allem, um ihre Mimik und Emo onen zu  verdeutlichen oder lediglich besser  sichtbar zu machen. Zudem gibt es  wirklich realis sch aussehende  Nachbildungen von Wunden oder  Körperteilen, z.B. Hexennasen aus Silikon  oder ganze Köpfe, die als Requisiten  verwendet werden, werden von den  Leuten aus der Maske gefer gt und sind  beeindruckende Beweise für ihr enormes  Talent in der Gestaltung von  lebensechten Dingen. Nach der Besich gung der Gaderobe ging  unser Weg weiter durch das  Treppenhaus, hoch in den Kostümfundus:  Ein Kleiderschrank, größer als man ihn  sich erträumen könnte!  40 000 Kostüme dicht an dicht gehängt.  Die derzeit benö gten Ou its für  laufende Stücke sind an Kleiderständern  sorgfäl g sor ert. Von der Decke hingen  ebenfalls die seltsamsten Kleider, diese  jedoch von alten Stücken, bereit für  andere Stücke umgeschneidert und  erneut benutzt zu werden. Neben  Brautkleidern, Anzügen und roten  Samtumhängen mit Hermelinkragen,  konnten wir auch einen  Astronautenanzug mit einer  Trockenhaube umfunk oniert zu einem  Helm oder einen permanent nass‐ aussehenden Taucheranzug entdecken. Auch Schuhliebhaber können im Fundus  der Oper auf ihre Kosten kommen. Wer  hä e denn nicht gern Baumstamm‐ S efel, Froschfüße oder Glitzerschuhe  mit bereits enthaltenden Zehen in seiner  Sammlung?  Nach diesen Kuriositäten machten wir  uns auf zum nächsten Halt: hinter der  Bühne. Wir betraten eine riesige Halle,  die uns sofort an die Warenausgabe von  Ikea erinnerte. Unter der extrem hohen  Decke hingen Metallgerüste mit  Seilwinden und etwa 2000  Scheinwerfern. Auch die Bühnenbilder  werden hinter der Bühne gelagert, so z.B.  ein Teil eines Schiffs oder einer Mall aus  „Der fliegende Holländer“. Für diese  Szenerie waren um die 30 LKW‐Ladungen  an Material nö g, um alle Teile für den  Au au beisammen zu haben. Zudem haben wir erfahren,  dass der Boden der Bühne  gehoben und gesenkt werden  kann und dass er für ein  Balle  extra präpariert wird,  sodass ein Untergrund wie in  einer Sporthalle entsteht.  Durch das ganze Laufen war  zu diesem Zeitpunkt jedoch  die Konzentra on der Klasse  schon ziemlich in  Mitleidenscha  gezogen,  sodass alle nach einer 1 ½   stündigen Führung über eine  Pause froh waren, um Kra   für den folgenden  Tanzworkshop zu schöpfen. GSG/ Inside 35