SchollZ 4/2020 Nr. 24 | Page 10

Wie ist es heute in einer Apotheke zu arbeiten? "MEINE GRÖSSTE BEFÜRCHTUNG IST, DASS IN EINEM TEAM EIN CORONA-FALL AUFTRITT" Es heißt, dass man zur Zeit zu Hause bleiben soll. Doch manche Menschen müssen raus, um zu arbeiten, da sie zur sogenannten "kritischen Infrastruktur" gehören und gebraucht werden, um notwendige Prozesse am Laufen zu halten, wie zum Beispiel in Supermärkten, Apotheken oder Krankenhäusern. Ich habe meine Mutter interviewt. Sie arbeitet in einer Apotheke und ich wollte herausfinden, was sich seit dem Ausbruch des Corona-Virus in Deutschland für sie persönlich verändert hat und ob die Menschen, die zu ihr kommen, sich an die neuen Regeln halten. D AS  I NTERVIEW   FÜHRTE  H ANNAH  B AUMERT Was hat sich in der Apotheke verändert, seit dem Ausbruch des Corona-Virus in Deutschland? Wir haben jetzt zwei getrennte Teams und arbeiten hinter Plexiglasscheiben. Zur Sicherheit müssen wir auch immer unsere Hände und unsere Arbeitsfläche desinfizieren. Wir müssen über unserer regulären Arbeitskleidung jetzt außerdem auch noch Kittel tragen und jeder hat einen eigenen Arbeitsplatz mit eigenen Kassen. Weiterhin dürfen maximal sechs Kunden in der Apotheke sein. Dabei müssen sie einem Mindestabstand von 1,50 Meter voneinander halten. Außerdem stellen wir Desinfektionsmittel selber her. Das ist normalerweise verboten, aber zur Zeit gibt es eine Sonderreglung, da es dringend benötigt wird. 10 Kannst du noch Urlaub nehmen? Nein, im Moment nicht. Welch Befürchtungen hast du? Meine größte Befürchtung ist, dass in einem Team ein Corona-Fall auftritt und das andere Team dann durcharbeiten muss. Das bedeutet dann, dass das jeweils gesunde Team fünf volle Tage sowie einen halben Tag arbeiten muss. Gibt es mehr zu tun als üblicherweise? Die ersten zwei Wochen war extrem viel los. Man könnte sagen, dass wir fast das Doppelte an Arbeit leisten mussten. Aber inzwischen hat sich die Lage normalisiert. Kommen Leute immer noch als Familie oder allein in die Apotheke? Die meisten kommen allein, wenn die Familie dann doch einmal dabei ist, was ganz selten passiert, dann warten sie draußen. Halten sich die Kunden an die Vorschriften? Ja, ein paar gehen zwar an der Scheibe vorbei, weil sie sie nicht sehen oder es unbewusst tun, aber ansonsten halten sie sich an die Regeln und im Großen und Ganzen ist es eigentlich ganz ordentlich. Was war dein schlimmstes Erlebnis seit Ausbruch der Corona-Krise? Einmal haben sich zwei Leute fast geprügelt, weil der eine den Abstand nicht eingehalten hat. Und eine Person hat sich einmal beschwert, dass die Mitarbeiter ohne Mundschutz arbeiten und unten beim Loch von der Plexiglasscheibe durchgepustet.