SchollZ 4/2020 Nr. 24 | Page 62

Der Jäger des goldenen Schatzes Auch Gedichte und eine Geschichte, die im Rahmen der digitalen Projektwoche entstanden, erreichten uns. Wir freuen uns, diese auf den folgenden vier Seiten zu präsentieren. T EXT L ASSE  O. (6 B ) Ich wachte auf – mit Schweißperlen auf der Stirn und Augen rot wie Blut. Ich musste mich kurz besinnen, um zu verstehen, wo ich mich gerade befand. Es war ein Tag wie jeder andere. Ich wachte um 7:00 Uhr auf und die Sonnen blitzte durch mein mit Staub bedecktes Fenster, das unbedingt mal wieder gereinigt werden sollte. Die Besonderheit war, dass es sich um einen Montagmorgen handelte... und dann fiel es mir wieder ein: die „Virien“ (wie wir die „Ferien“ aufgrund des Virus´genannt hatten). Kaum dass ich mich aus meinem Bett gequält hatte, stapfte ich mit meinen in Schweiß gebadeten Füßen in die alte Einbauküche meiner Mutter. Ich goss mir einen schwarzen Tee mit dem noch nicht einmal halbkochenden Wasser aus dem rostigen Wasserkocher auf, setzte mich auf die gemusterte, geschmacklose Couch und genoss ihn. Nun saß ich da. Minute um Minute verging – Stunde um Stunde verging. Ich fühlte mich allein und hilflos, schließlich hatte ich in „dieser Zeit“ keine Freunde, mit denen ich spielen oder mich hätte austauschen können. Mich hatte ein Gefühl gepackt, was ich noch nie in meinem ganzen Leben fühlen musste: die Langeweile. Ich stand auf, schlenderte von links nach rechts und wieder zurück. Dabei flogen mir Gedanken durch den Kopf, an die ich normalerweise nie – ich wiederhole – nie - gedacht hätte: „Vielleicht könnte ich mich ja nützlich machen und den Boden schrubben?“, murmelte ich. So wollte ich die Zeit „totschlagen“, bis meine Eltern durch die Tür von der Arbeit wiederkehrten und ich das vertraute Drehen des Schlüssels im Schloss vernahm. Bis 62 dahin würde es aber wohl noch ein Weilchen dauern. Deshalb begab ich mich in den Haushaltskeller, um die nötigen Utensilien zum Reinigen des Bodens zusammenzusuchen. Doch da bemerkte ich den Grund dieser Geschichte: Als ich die Ecke mit meinen Vorräten betrachtete, fiel mir auf, das etwas verschwunden war: das Klopapier. Verzweifelt suchte ich zwischen den Tonnen von Nudeln und „Dosenfraß“ nach übrig gebliebenen Rollen. In der hintersten Ecke entdeckte ich noch ein letztes, kleines und angeknabbertes Röllchen Klopapier. „Verdammt!“, fluchte ich. Verzweiflung breitetet sich in mir aus. „Vielleicht“, sagte ich, „hat der Supermarkt in der Kronenstraße noch welches.“ Ich schnappte mir die Schutzmaske (die eigentlich nicht vor einer persönlichen Infektion schützt) und sprang auf mein MUGM (Mihmyonys ultimatives Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertra gungsmobil) und düste so schnell mit dem umgebauten Golfcart über den Asphalt der Straßen, dass das kleine Auto auseinanderzufallen drohte. Zum Glück waren keine Autos oder Passanten auf den Straßen unterwegs. Ich wog mich in Sicherheit und ging davon aus, nicht erwischt oder angehalten zu werden. Da lag ich falsch. Wer sich zu früh freut, den bestraft eben das Leben. Aus einer Seitengasse vernahm ich das erschreckende Heulen einer Polizeisirene. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Im Rückspiegel blitzte schon das Blaulicht der näherkommenden Streife auf. Ich reizte aus, was das Mobil hergab. Die Reifen des Golfautos surrten auf dem harten Asphalt der Straße. Beinahe wäre ich nach hinten