SchollZ 3/2021 Nr. 25 | Page 56

Das hängt ganz von der Schule ab . Die Schulsysteme werden von den einzelnen Bundesländern bestimmt . Doch haben Schulen auch immer ihre Finger im Spiel , vor allem bei kleineren Sachen wie der mündlichen Bewertung . Gehen wir exemplarisch von einem Langfach ( das heißt vier Unterrichtsstunden pro Woche ) aus : Hier sind vier Klassenarbeiten , zwei pro Halbjahr so viel Wert wie die Beteiligung an allen restlichen Stunden , wenn die schriftlichen und mündlichen Leistungen zu je 50 % in die Gesamtleistung eingehen . Nur ein wenig Engagement , während man sowieso schon im Unterricht fest sitzt , ist also ( wenn man immer gleich gut mitmacht ) so viel Wert wie viel mal volle Konzentrationen , vielleicht sogar 90 Minuten in einer Arbeit . Mündliche Mitarbeit fordert ein wenig Präsenz , während das Lernen für eine Klassenarbeit Freizeit einfordert und ein Thema , welches einen wenig begeistert , zur obersten Priorität wird . Kurz gesagt : etwas Reden und Aufpassen sind so viel Wert wie eins der schwersten Aufgaben in der Schule .
Haben die Sprechanteile im Unterricht den gleichen Wert wie die Leistungen , die man in schriftlichen Arbeiten abliefert ?
So ist die Gewichtung der mündlichen und schriftlichen Leistungen mit jeweils 50 % vor allem hier am GSGB eigentlich ziemlich fair , da es einen Ausgleich zwischen den Talenten schafft . Wenn ihr euch in Klassenarbeiten , die viel Stress verursachen können , schlecht konzentrieren könnt , dann habt ihr die Möglichkeit , eure Leistungen über die mündliche Mitarbeit aufzubessern . Und wenn ihr andererseits weniger gut sachlich vor der ganzen Klasse reden könnt , ist nur eure halbe Note gefährdet . Problematisch bei dieser Argumentation sind jedoch die
Unterrichtsfächer , in denen wenigen Arbeiten geschrieben werden oder es eine ungleiche prozentuale Verteilung gibt , wie zum Beispiel in Englisch . Hier überwiegt schließlich die mündliche Beteiligung gegenüber den schriftlichen Arbeiten , die nur mit etwa 40 % in die Gesamtnote eingehen . Dies erscheint zum einen unfair , da die Anstrengungen ungleich verteilt sind . Zum anderen ist es nicht gerecht , dass zwei Arbeiten weniger immer noch 30- 40 % der Gesamtleistung ( je nach Unterrichtsfach und Bewertungsspielraum ) zählen . Dies ist viel zu viel , da dies in einem ungleichen Verhältnis zu den Arbeiten eines Langfaches steht . Ein kleiner Trost ist daher nur , dass viele unserer Lehrer * innen mit sich bestimmt sprechen lassen , da zusätzliche Ersatzleistungen einen Ausgleich bieten könnten . Diese fordern jedoch euren Einsatz und sind meist mit einem Mehraufwand verbunden .
Um schlussendlich Fairness bei mündlichen Noten zu erreichen , wird es viel mehr brauchen als ein paar Änderungen an Bewertung und Bildung . Das Bildungssystem muss schon seit einer ganzen Weile umgekrempelt werden und wird hoffentlich nicht nur gerechter , sondern auch effektiver . Wer fair bewertet werden will , muss auch besser lernen und hart arbeiten . Das ist nicht immer möglich , wenn das System einem keine richtige Vorlage bietet . Wer mit Interesse und Spaß lernt , ist aufmerksamer und merkt sich mehr . Daher gilt es mehr zu ändern als lediglich die allgemeinen Bewertungssituation .
56