SchollZ 3/2021 Nr. 25 | Page 55

TEXT NIKLAS FELK FOTOS FELICIA BUITENWERF , JESHOTS . COM
" Wow ! Ich sei der Leuchttum im Unterricht !?“, sagte Lia und setze sich stolz auf ihren Platz . Bestimmt würde sie gleich wieder leuchten , obwohl Herr Müller noch nicht einmal eine Frage gestellt hat , geschweige denn im Raum war . Denn er besprach vor dem Klassenraum die mündlichen Noten . Mir schauderte es schon vor der Frage : „ Und ? Wie schätzt du dich selbst ein ?“ Nun war ich tatsächlich dran . Der Weg nach draußen fühlte sich an wie der Gang zum Schafott . „ Keine freiwillige Mitarbeit im Unterricht und deine Äußerungen , wenn ich dich schon mal dran nehme , sind häufig leider auch noch falsch .“ Das war alles , was mir im Kopf blieb . Dabei habe ich mich doch gemeldet . Mehr als in Bio . Wenn der wegschaut oder lieber andere dran nimmt , die schneller sind , kann ich ja auch nichts dafür !
Die mündliche Bewertung ist nicht nur ein heiß debattiertes Thema an deutschen Schulen , sondern auch innerhalb der Familien und hinterlässt hin und wieder ein ungutes Gefühl . Die Bewertung während des Unterrichtsgesprächs wird oft als unfair , als simple Laune oder als Bauchgefühl des Lehrenden abgestempelt .
Die Bewertung der mündlichen Leistung fordert die Kommunikationsfähigkeit der Schüler * innen . Statt nur den Stoff zu bewerten , muss jede Schüler * in in allen Fächern Kommunikation und fachgerechte Sprache lernen , was sogar im späteren Beruf hilfreich sein kann . Schüler * innen , welche aber etwas nach innen gekehrter , aber trotzdem zu guten Leistungen fähig sind , werden schlechter bewertet , was mehr als nur einen Kratzer auf der Endnote hinterlässt , da die Bewertung der mündlichen Leistungen mit einem großen ( teilweise sogar größeren ) Anteil in die Endnote eingehen . Wenn wir zum einen über die Umsetzbarkeit in einigen Fächern mit einem großen Anteil an praktischer Arbeit , wie zum Beispiel Kunst , hinwegblicken , zum anderen aber auch die stetige Rückmeldung , welche die Schüler * innen erhalten , so bleibt die Frage : Kann das Grundprinzip überhaupt gerecht sein ?
Gerechtigkeit hat viele Facetten 55