SchollZ 3/2021 Nr. 25 | Page 47

Dürfen heutzutage Fragen wie " Woher kommst du ?" und " Was ist deine Nationalität ?" gestellt werden ?
Wieso übertragen wir dieses Gemeinschaftsgefühl nicht auf alle Situationen ?

Alltagsrassismus

Wenn der Zufall bestimmt , wo wir geboren werden , welche Daseinsberechtigung hat dann Rassismus ? Doch existiert Rassismus im Alltag , der teilweise unbewusst zum Tragen kommt . Wie man ihn erkennt und was man dagegen tun kann , haben Charlotte Hellwig und Jana Engel nicht nur recherchiert . Sie schreiben ein Plädoyer für eine vorurteilsfreie und offene Welt , in der sich die Menschen aufgeschlossen und unvoreingenommen begegnen sollten .
TEXT CHARLOTTE HELLWIG UND JANA ENGEL FOTOS ANNE WIEGAND
Ich sitze im Kunstunterricht . Aufgabe ist es , ein Porträt zu malen . Meine Sitznachbarin fragt ihre Freundin nach einem hautfarbigen Stift und bekommt einen rosa-beige Ton gereicht .
Rassismus ist auch heute noch ein Thema , das man nicht unbeachtet lassen sollte . Es reicht nicht , sich Texte über vergangene Taten in Bezug auf Rassismus durchzulesen . Denn er ist auch heute noch präsent . Er passiert vor der eigenen Nase , im eigenen Alltag . Und das leider seit so langer Zeit , dass er zur sozialen Gewohnheit zählt . Jeder kann offensichtliche rassistische Parolen erkennen . Was jedoch unbemerkt bleibt , ist der Rassismus , der sich eingebürgert hat .

Dürfen heutzutage Fragen wie " Woher kommst du ?" und " Was ist deine Nationalität ?" gestellt werden ?

Dieser Alltagsrassismus wird in seiner Heftigkeit unterspielt , aber ist dabei nicht weniger verletzend für Betroffene als bewusste aggressive Angriffe . Scheinbar harmlose Fragen wie „ Was ist deine Nationalität ?“ oder „ Ich mag deine Haare . Sie sind so anders . Darf ich mal anfassen ?“ sind eine Form von Rassismus , da das Gegenüber anders behandelt wird als Menschen der gleichen Nationalität / Hautfarbe . Es herrscht eine Form von Ausgrenzung ; auch wenn nicht beabsichtigt ist , das Gegenüber dadurch zu verletzen . Er begegnet uns unbewusst wie etwa in Songs , die wir hören . Jeder weiß , dass bestimmte Bezeichnungen für dunkelhäutige Menschen beleidigend sind , trotzdem reden sich viele damit heraus , dass sie es nicht so gemeint hätten und es „ nur ein harmloses Wort “ sei . Das Wichtige ist nicht nur , gegen Rassismus zu sein , sondern diesen zu erkennen und entsprechend darauf aufmerksam zu machen . In Deutschland etwa wird die Bezeichnung Rassismus häufig vermieden . Stattdessen wird von Begriffen wie „ Fremdenfeindlichkeit “ Gebrauch gemacht , welche das Ausmaß an seelischer Verletzung , die rassistische Taten , herunterspielen . Die Ignoranz der Tatsachen ist das Problem . Tatsache ist , dass Menschen anderer Herkunft es schwieriger haben , einen Job oder eine Wohnung zu finden . Sie werden bewusst oder unbewusst ausgegrenzt und haben mit Vorurteilen zu kämpfen . Tatsache ist , dass Kinder von klein auf mit Alltagsrassismus vertraut gemacht werden und geradezu jeder Alltagsrassismus nicht erkennt , weil er eben der gewohnte Alltag ist . Er schränkt das normale Leben für Menschen anderer Herkunft und die Gleichberechtigung aller ein . Wichtig zu erkennen ist , dass es nicht darum geht , dass Nicht-Betroffene denen , die Rassismus erleben , ein besseres Leben verschaffen , es geht darum , gemeinsam für alle das Zusammenleben gerecht und angenehm zu gestalten .

Wieso übertragen wir dieses Gemeinschaftsgefühl nicht auf alle Situationen ?

Alle Menschen sollten eine untrennbare Gemeinschaft bilden . Unsere Erde ist das , was uns miteinander verbindet , wir müssen gemeinsam gegen den Klimawandel kämpfen . Wieso also
Gerechtigkeit hat viele Facetten 47