SchollZ 12/2018 Nr. 21 | Page 27

Weiblich (17), bisexuell Wie würdest du in eigenen Worten  Bisexualität beschreiben, wenn du es  jemandem erklären müsstest? You get the best of both worlds!  Nein, okay. Anfangs ist Bisexualität  eine echt verwirrende Sache. Ein  Großteil deines Lebens gehst du  davon aus, du wärst heterosexuell ‐  oder homosexuell ‐ bist du dann  eines Tages bemerkst, dass du das  gleiche ‐ oder andere ‐ Geschlecht  auch anziehend findest, da kommt es  schon das eine oder andere Mal zu so  einer kleinen Iden tätskrise. Ich  selbst habe schon Vielleicht‐bin‐ich‐ doch‐Hetero? und Nein‐vielleicht‐ steh‐ich‐doch‐nur‐auf‐das‐gleiche‐ Geschlecht Phasen hinter mir, die  ziemlich anstrengend waren.  Wenn man dann aber erst mal sicher  in seiner Sexualität ist, dann fühlt sich  das unglaublich befreiend an. Was bedeutet deine Sexualität für  dich? Sie ist ein Teil von mir, den ich in  einem ständig fortlaufenden Prozess  lerne zu lieben, so wie alles andere  an mir.  Warst du schon immer bisexuell?  Wann hast du angefangen, es zu  hinterfragen? Ich meine,  ef unten, war mir, glaube  ich, schon immer bewusst, dass ich  auch auf Mädchen stehe, als wären  meine Schwärmerei für die ein oder  andere Kindheitsheldin ‐ oder  Schurkin ‐ nicht Indikator genug  gewesen, war die Vorliebe meines  10‐Jährigen Ichs meine Sims in  lesbische Beziehungen zu bringen,  wohl Anzeichen genug.  Tatsächlich begriffen, was es  bedeutet bisexuell zu sein und mit  dem Gedanken gespielt, dass das  meine Sexualität sein könnte, habe  ich aber erst mit so 13‐14 Jahren.  Schließlich habe ich dann auf einer  Autofahrt mit 15 Jahren realisiert,  das ich bisexuell bin. Das Lied ‘Shut  up and Dance’ von WALK THE MOON  lief im Radio und als ich bemerkte,  dass ich mich auch mit der Seite des  männlichen Sängers, der von der Frau  spricht, die sein Schicksal ist,  iden fizieren konnte, war es mir  wirklich bewusst.  Hast du dich jemals offiziell geoutet?  Falls ja, wie haben deine Freunde  und Familie darauf reagiert? Ein tradi onelles Coming Out ha e  ich bis jetzt nur vor meiner Mu er  und engsten Freunden, die wie  erwartet akzep ert und offen  reagiert haben. Dadurch dass der  Großteil der Menschen in meinem  Umfeld sehr offen ist, was die  LGBTQIA+ Community angeht, ha e  ich wohl auch den Mut mich zu outen  und meine Iden tätskrisen und  Unsicherheiten zu teilen.  Hast du jemals Diskriminierung oder  Intoleranz wegen deiner Sexualität  erlebt? Selbst habe ich diese Dinge zum  Glück noch nicht erfahren.  Gibt es Vorurteile, denen du  begegnet bist? Mir ist aufgefallen, dass es das Vorteil  gegenüber bisexuellen Menschen  gibt ‐ das auch gerade von anderen  Menschen der LGBTQIA+ Community  kommt ‐, dass sie ö er fremdgehen  würden, was aber vollkommener  Quatsch ist.  Hast du LGBTQ+ Vorbilder? Wenn es darum geht ihre Sexualität  mit Stolz und Selbstvertrauen zu  rocken, ist die US‐amerikanische  Sängerin Hayley Kiyoko, die unter  anderem bekannt für LGBTQIA+  Hymnen wie ‘Girls Like Girls’ oder  ‘Gravel To Tempo’ ist, auf jeden Fall  vorne mit dabei.  Warst du schon einmal auf einer  Pride Parade oder würdest du gerne  gehen? Nein, leider war ich noch nicht auf  einer Pride Parade, aber eine zu  besuchen steht auf jeden Fall auf  meiner Bucket List! Wie würdest du die LGBTQ+  Community beschreiben? So klischeeha  und schnulzig das  auch klingen mag: bunt! Die  LGBTQIA+ Community ist ein bunter  Haufen der verschiedensten  Menschen, die alle durch eine Sache  verbunden werden.  Hast du Lieblingsbücher oder ‐filme,  die LGBTQ+ thema. sieren? Zwei unglaublich gute Filme, die  letztes bzw. dieses Jahr herauskamen,  welche das Thema Homosexualität in  zwei sehr verschiedenen Umständen  beleuchten sind ‘Love, Simon’ und  ‘Call Me By Your Name’!  Hast du einen Wunsch an die  Gesellscha  im Umgang mit  LGBTQ+? Ich persönlich wünsche mir einfach  nur, dass die ständig wachsende  Toleranz und Akzeptanz  weiterwächst. LGBTQ+- What?! 27