SAC Sommer 2020 PizTerri_Magazin_Sommer_2020_low | Page 17

Staatsform konnte hier noch keine Wurzeln fas- sen. Die peripheren Gebiete spüren die Regierung am wenigsten. Es fliesst keine Staatshilfe hierher, von Vorteil ist, dass die schädigenden Auswüch- se des Staatsapparates nicht spürbar sind. Dolpo liegt im Nordwesten von Nepal und versteckt sich hinter dem hohen Gebirgszug des Dhaulagiri und Annapurna. Enge Täler und Schluchten bilden die Tore zum Bezirk oder dann sperren hoch gelege- ne Pässe den Zugang. Über 80% des Gebietes liegt über 4000 Meter über Meer. In diesem Ge- biet wurde der Phoksundo-Nationalpark errichtet, der den Namen vom zweitgrössten Bergsee Ne- pals erhalten hat. Der Besuch des Parkes ist be- willigungspflichtig und an den Eingängen werden die Besucher von der Armee kontrolliert und ein- gelassen. Die Reiseleitung unserer Gruppe hatte dies alles vorbereitet und die Kontrollen erfolgten für uns Trecker ganz unauffällig. Anflug und Treffen mit unserer Crew Nach einem ruhigen Flug haben wir in Kathman- du den freien Tag zur Besichtigung des Affenber- ges und zur Erledigung der letzten Einkäufe be- nutzt. Der Flug in den Süden nach Nepalgunj führte an den Gebirgsketten des Himalajas vor- bei und verriet uns, dass die Wetterlage nicht son- derlich versprechend war. Bereits am nächsten Tag trug uns das Kleinflugzeug der Tara-Air in an- derthalb Stunden zum Ausgangsort unserer Rei- se nach Juphal. Es war frühmorgens, als wir dort landeten. Unsere Helfer warteten schon ungedul- dig hinter der Absperrung der Flugbahn. Auf ei- nem Platz am unteren Rand des Dorfes versam- melten wir uns und begrüssten unsere Crew. Die «Sherpas» reichten uns ihre beiden Hände und neigten vor uns ihre Häupter zur Begrüssung. Thsiring Sherpa, unser Gruppenleiter, hatte uns bereits in Kathmandu empfangen und durch die Stadt geführt. Nun stellte er seine Mannschaft vor. Ihre Namen verrieten uns ihre Herkunft, das heisst, aus welcher Gegend sie kamen, von wel- cher Kaste sie abstammten und sogar welcher Re- ligion sie angehörten. Sherpa, Bura, Dangi und unser Koch war ein Gurung, Santas war sein Ruf- name. Seine Kochkünste hatte er vor zwei Jahren auf unserer ersten Reise im Lower Dolpo bewie- sen und darauf wollten wir auch diesmal nicht verzichten. Bis zum Tor des Phoksundo-Nationalparks gingen wir einige Stunden bergab durch eine fruchtbare, steile Landschaft. Die Ernte war jetzt gegen Ende Oktober eingeholt und wurde zum Teil auf den Hausdächern zum Trocknen gehortet. Gerste, Hir- se, Mais und Chilischoten wurde auf den Terras- senfeldern geerntet. Bei einem kurzen Halt wur- den wir von einer jungen Dame mit Äpfeln beschenkt. Wir standen vor dem Haus von Dhan Bahadur Dangi, dem Besitzer der Mulis und des Pferdes, die unseren Tross begleiteten. Die junge Familie auf dem Hausdach begrüsste uns mit freundlichen Gesten und einem Namasté. An der Talsohle angekommen, standen dort bereits un- sere Zelte gespannt und uns wurde Tee serviert. Angel, ein Sherpa, war uns bereits von der ersten Reise bekannt. Er packte überall zu, wo es Hilfe brauchte, und da stand er wieder in unseren Rei- hen mit seiner ruhigen und besonnenen Art. Die Phoksundosee mit Sicht auf den Sechstausender. erste Nacht im Zelt war ein Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten fünf Nächten erwartete: warme Temperaturen und ein stetiges Rauschen des nahen Flusses. Dieser Gesang war für die ei- nen wie ein Wiegenlied und für die anderen ein Störenfried. Aufstieg zum blauen See Mit der Überquerung des Flusses Bheri Khola stiessen wir die Pforten des Naturparks auf und liessen diese danach wieder ins Schloss fallen. Nun waren wir angekommen in der Vergangen- Unsere Reisegruppe vor dem heiligen Kristallberg. 17