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Staatsform konnte hier noch keine Wurzeln fas-
sen. Die peripheren Gebiete spüren die Regierung
am wenigsten. Es fliesst keine Staatshilfe hierher,
von Vorteil ist, dass die schädigenden Auswüch-
se des Staatsapparates nicht spürbar sind. Dolpo
liegt im Nordwesten von Nepal und versteckt sich
hinter dem hohen Gebirgszug des Dhaulagiri und
Annapurna. Enge Täler und Schluchten bilden die
Tore zum Bezirk oder dann sperren hoch gelege-
ne Pässe den Zugang. Über 80% des Gebietes
liegt über 4000 Meter über Meer. In diesem Ge-
biet wurde der Phoksundo-Nationalpark errichtet,
der den Namen vom zweitgrössten Bergsee Ne-
pals erhalten hat. Der Besuch des Parkes ist be-
willigungspflichtig und an den Eingängen werden
die Besucher von der Armee kontrolliert und ein-
gelassen. Die Reiseleitung unserer Gruppe hatte
dies alles vorbereitet und die Kontrollen erfolgten
für uns Trecker ganz unauffällig.
Anflug und Treffen mit
unserer Crew
Nach einem ruhigen Flug haben wir in Kathman-
du den freien Tag zur Besichtigung des Affenber-
ges und zur Erledigung der letzten Einkäufe be-
nutzt. Der Flug in den Süden nach Nepalgunj
führte an den Gebirgsketten des Himalajas vor-
bei und verriet uns, dass die Wetterlage nicht son-
derlich versprechend war. Bereits am nächsten
Tag trug uns das Kleinflugzeug der Tara-Air in an-
derthalb Stunden zum Ausgangsort unserer Rei-
se nach Juphal. Es war frühmorgens, als wir dort
landeten. Unsere Helfer warteten schon ungedul-
dig hinter der Absperrung der Flugbahn. Auf ei-
nem Platz am unteren Rand des Dorfes versam-
melten wir uns und begrüssten unsere Crew. Die
«Sherpas» reichten uns ihre beiden Hände und
neigten vor uns ihre Häupter zur Begrüssung.
Thsiring Sherpa, unser Gruppenleiter, hatte uns
bereits in Kathmandu empfangen und durch die
Stadt geführt. Nun stellte er seine Mannschaft
vor. Ihre Namen verrieten uns ihre Herkunft, das
heisst, aus welcher Gegend sie kamen, von wel-
cher Kaste sie abstammten und sogar welcher Re-
ligion sie angehörten. Sherpa, Bura, Dangi und
unser Koch war ein Gurung, Santas war sein Ruf-
name. Seine Kochkünste hatte er vor zwei Jahren
auf unserer ersten Reise im Lower Dolpo bewie-
sen und darauf wollten wir auch diesmal nicht
verzichten.
Bis zum Tor des Phoksundo-Nationalparks gingen
wir einige Stunden bergab durch eine fruchtbare,
steile Landschaft. Die Ernte war jetzt gegen Ende
Oktober eingeholt und wurde zum Teil auf den
Hausdächern zum Trocknen gehortet. Gerste, Hir-
se, Mais und Chilischoten wurde auf den Terras-
senfeldern geerntet. Bei einem kurzen Halt wur-
den wir von einer jungen Dame mit Äpfeln
beschenkt. Wir standen vor dem Haus von Dhan
Bahadur Dangi, dem Besitzer der Mulis und des
Pferdes, die unseren Tross begleiteten. Die junge
Familie auf dem Hausdach begrüsste uns mit
freundlichen Gesten und einem Namasté. An der
Talsohle angekommen, standen dort bereits un-
sere Zelte gespannt und uns wurde Tee serviert.
Angel, ein Sherpa, war uns bereits von der ersten
Reise bekannt. Er packte überall zu, wo es Hilfe
brauchte, und da stand er wieder in unseren Rei-
hen mit seiner ruhigen und besonnenen Art. Die
Phoksundosee mit Sicht auf den Sechstausender.
erste Nacht im Zelt war ein Vorgeschmack auf das,
was uns in den nächsten fünf Nächten erwartete:
warme Temperaturen und ein stetiges Rauschen
des nahen Flusses. Dieser Gesang war für die ei-
nen wie ein Wiegenlied und für die anderen ein
Störenfried.
Aufstieg zum blauen See
Mit der Überquerung des Flusses Bheri Khola
stiessen wir die Pforten des Naturparks auf und
liessen diese danach wieder ins Schloss fallen.
Nun waren wir angekommen in der Vergangen-
Unsere Reisegruppe vor dem heiligen Kristallberg.
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