's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Winter 2019 - 01/19 | Page 18

´s Dorfblattl Haiming Forchet voller Leben Ein Blick in die Vielfalt des Haiminger Waldes In unserem Wald wohnt ein „kauziger Haiminger“ - der Waldkauz D er Forchetwald ist Lebens- raum für eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen. Im Gegen- satz zu den meisten Wirtschafts- wäldern ist er sehr naturnahe, das heißt wenig durch menschliche Nutzung verändert. Das kommt daher, dass sich eine forstwirt- schaftliche Nutzung des Forchets nicht lohnt. Der Wald entstand auf einem großen Bergsturzge- biet, und ist daher unwegsam und mit großen Gesteinsbrocken durchsetzt. Noch dazu wachsen die Föhren (auch genannt Kiefern oder Forchen) krumm und sehr langsam. Selten wurden mehr als einzelne Bäume zum Heizen entnommen. Was unsere Vorfahren wohl so manchmal über die „krummen Forchen“ fluchen hat lassen, gibt uns heute jedoch Anlass zur Freu- de: In unserer Gemeinde ist bis heute erhalten, was im restlichen Inntal sonst nicht mehr derartig zu finden ist: ein kleiner Urwald, ein Paradies für Menschen, Pflan- zen und Tiere. Im Forchet gibt es viele Struk- turen die Lebensraum bieten: Im Totholz beispielsweise wohnen Insekten, aber auch Spechte zim- mern gerne ihre Höhlen ins wei- che Holz. Diese Höhlen werden auch von anderen Vögeln wie z.B. Eulen als Brutplatz angenommen. Charakteristisch für den Forchet- wald ist außerdem der Unter- wuchs aus Wacholder und Erika, die im Frühjahr das Auge mit ihrem rosaroten Blütenteppich erfreuen. Durch den geringen Wuchs der Föhren kommt viel Sonnenlicht auf den Boden. In Kombination mit dem geringen Jahresniederschlag begünstigt das eine ganz besondere Pflan- zen- und Tierwelt. Einzigartig ist dabei insbesondere der Reichtum an geschützten Orchideenarten. Die Fliegen-Ragwurz wächst bei- spielsweise im Forchet und hat einen ganz besonderen Trick auf Lager: Ihre Blüte täuscht die Form einer Wespe vor und lockt somit männliche Grabwespen an, wel- che die Blüte für ein Weibchen halten. Dabei wird die Pflanze bestäubt – ganz ohne Nektar produzieren zu müssen. Der Forchetwald wird auch von allerlei Insekten zahlreich be- wohnt: Hier finden sich über 50 Ameisenarten, viele gefährdete Laufkäferarten, sowie eine Viel- zahl an seltenen Spinnenarten. Auch wenn den kleinen Krabb- lern vielleicht weniger Sympathie entgegengebracht wird als dem süßen Eichhörnchen oder der kecken Elster - sie alle sind wich- tige Bestandteile des Ökosystems Wald. Vor unserer Haustür liegt ein Naturjuwel, das auch für uns Menschen von besonderer Be- deutung ist. Beim Sporteln im Wald, Spielen mit Kindern, oder bei einem geruhsamen Spazier- gang – der Forchetwald tut uns und unserer Gesundheit gut. Dieses Naturerbe wollen wir auch für unsere Enkelkinder noch er- halten. Aber wie? Die Vergangen- heit hat gezeigt, dass es ohne kon- krete Schutzmaßnahmen nicht geht. Daher wird nun auch auf gemeindepolitischer Ebene eine Unterschutzstellung des Forchets angegangen. Diese wird 2019 noch stärker Thema sein und un- ter breiter Beteiligung der Öffent- lichkeit diskutiert werden. Eines sei vorweg genommen: Durch eine mögliche Unterschutzstel- lung ändert sich nichts an beste- henden Nutzungsrechten sowie land- und forstwirtschaftlichen Praktiken. All dies ist in natur- verträglichem Ausmaß auch bei einer Unterschutzstellung weiter möglich und erlaubt. Die gemein- same langfristige Nutzung des Waldes, sowohl wirtschaftlich, als auch zur Erholung, könnte so aktiv erhalten werden. (Text und Foto: Marianne Götsch, Peter Kuehn) Rund um´s Haus Pflanzentipps für den Winter Darum wissen Pflanzen, dass es Frühling wird Wenn das Wetter wieder mal verrückt spielt und es im Winter einmal warm wird, beginnen dann meine Zierpflanzen auszutreiben? Nein, denn die Natur weiß was sie tut. Schneeglöckchen oder Krokusse sind meist die ersten, die das Ende des Winters einläuten. Diese Frühlingsblumen überdauern die kalte Jahreszeit als Zwiebel bzw. Knolle. Je nach Art verwelken im Frühling die Blätter schon bald nach der Blüte. Tatsächlich haben sie sich aber nur in ihr Überdauerungsorgan (Zwiebel, Knolle) zurückgezogen und warten wieder darauf auszutreiben. Ein Hemmstoff aber verhindert, dass sie zu früh austrieben. Dieser baut sich über den Winter langsam ab und die Pflanze weiß, wann sie austreiben soll. Manch andere Frühlingsblüher messen die Bodentemperatur als Zeichen für den Austrieb. Als verlässlicher Taktgeber für den Austriebsbeginn vieler Pflanzen ist aber die Tageslänge - sie können tatsächlich feststellen, ob es um sie herum hell oder dunkel ist. Der Duft – Schneeball Nicht nur wir freuen uns schon wieder auf den Frühling. Auch einige Pflanzen können es gar nicht mehr erwarten und zeigen ihre ersten Blüten schon bei milden Temperaturen, so auch der Duft – Schneeball. Besonders intensiv duftet die Sorte ‚Dawn‘, die sich bereits im Februar bzw. Anfang März mit rosafarbenen Blüten schmückt. Der langsam und locker wachsende Strauch wird nur ca. zwei Meter hoch und passt daher fast in jeden Garten. (Text: Ing. Josef Norz, BSc, Blumenwelt Norz - Tichoff; Foto: mams) Seite 18 Winter 2019