´s Dorfblattl Haiming
Forchet voller Leben
Ein Blick in die Vielfalt des Haiminger Waldes
In unserem Wald wohnt ein „kauziger
Haiminger“ - der Waldkauz
D
er Forchetwald ist Lebens-
raum für eine Vielzahl an
Tieren und Pflanzen. Im Gegen-
satz zu den meisten Wirtschafts-
wäldern ist er sehr naturnahe, das
heißt wenig durch menschliche
Nutzung verändert. Das kommt
daher, dass sich eine forstwirt-
schaftliche Nutzung des Forchets
nicht lohnt. Der Wald entstand
auf einem großen Bergsturzge-
biet, und ist daher unwegsam
und mit großen Gesteinsbrocken
durchsetzt. Noch dazu wachsen
die Föhren (auch genannt Kiefern
oder Forchen) krumm und sehr
langsam. Selten wurden mehr
als einzelne Bäume zum Heizen
entnommen.
Was unsere Vorfahren wohl so
manchmal über die „krummen
Forchen“ fluchen hat lassen, gibt
uns heute jedoch Anlass zur Freu-
de: In unserer Gemeinde ist bis
heute erhalten, was im restlichen
Inntal sonst nicht mehr derartig
zu finden ist: ein kleiner Urwald,
ein Paradies für Menschen, Pflan-
zen und Tiere.
Im Forchet gibt es viele Struk-
turen die Lebensraum bieten: Im
Totholz beispielsweise wohnen
Insekten, aber auch Spechte zim-
mern gerne ihre Höhlen ins wei-
che Holz. Diese Höhlen werden
auch von anderen Vögeln wie z.B.
Eulen als Brutplatz angenommen.
Charakteristisch für den Forchet-
wald ist außerdem der Unter-
wuchs aus Wacholder und Erika,
die im Frühjahr das Auge mit
ihrem rosaroten Blütenteppich
erfreuen. Durch den geringen
Wuchs der Föhren kommt viel
Sonnenlicht auf den Boden. In
Kombination mit dem geringen
Jahresniederschlag begünstigt
das eine ganz besondere Pflan-
zen- und Tierwelt. Einzigartig ist
dabei insbesondere der Reichtum
an geschützten Orchideenarten.
Die Fliegen-Ragwurz wächst bei-
spielsweise im Forchet und hat
einen ganz besonderen Trick auf
Lager: Ihre Blüte täuscht die Form
einer Wespe vor und lockt somit
männliche Grabwespen an, wel-
che die Blüte für ein Weibchen
halten. Dabei wird die Pflanze
bestäubt – ganz ohne Nektar
produzieren zu müssen.
Der Forchetwald wird auch von
allerlei Insekten zahlreich be-
wohnt: Hier finden sich über 50
Ameisenarten, viele gefährdete
Laufkäferarten, sowie eine Viel-
zahl an seltenen Spinnenarten.
Auch wenn den kleinen Krabb-
lern vielleicht weniger Sympathie
entgegengebracht wird als dem
süßen Eichhörnchen oder der
kecken Elster - sie alle sind wich-
tige Bestandteile des Ökosystems
Wald.
Vor unserer Haustür liegt ein
Naturjuwel, das auch für uns
Menschen von besonderer Be-
deutung ist. Beim Sporteln im
Wald, Spielen mit Kindern, oder
bei einem geruhsamen Spazier-
gang – der Forchetwald tut uns
und unserer Gesundheit gut.
Dieses Naturerbe wollen wir auch
für unsere Enkelkinder noch er-
halten. Aber wie? Die Vergangen-
heit hat gezeigt, dass es ohne kon-
krete Schutzmaßnahmen nicht
geht. Daher wird nun auch auf
gemeindepolitischer Ebene eine
Unterschutzstellung des Forchets
angegangen. Diese wird 2019
noch stärker Thema sein und un-
ter breiter Beteiligung der Öffent-
lichkeit diskutiert werden. Eines
sei vorweg genommen: Durch
eine mögliche Unterschutzstel-
lung ändert sich nichts an beste-
henden Nutzungsrechten sowie
land- und forstwirtschaftlichen
Praktiken. All dies ist in natur-
verträglichem Ausmaß auch bei
einer Unterschutzstellung weiter
möglich und erlaubt. Die gemein-
same langfristige Nutzung des
Waldes, sowohl wirtschaftlich,
als auch zur Erholung, könnte
so aktiv erhalten werden. (Text
und Foto: Marianne Götsch, Peter
Kuehn)
Rund um´s Haus
Pflanzentipps für den Winter
Darum wissen Pflanzen, dass es Frühling wird
Wenn das Wetter wieder mal verrückt spielt und es im Winter einmal warm wird, beginnen dann meine Zierpflanzen auszutreiben?
Nein, denn die Natur weiß was sie tut. Schneeglöckchen oder Krokusse sind meist die ersten, die das Ende des Winters einläuten. Diese
Frühlingsblumen überdauern die kalte Jahreszeit als Zwiebel bzw. Knolle. Je nach Art verwelken im Frühling die Blätter schon bald nach
der Blüte. Tatsächlich haben sie sich aber nur in ihr Überdauerungsorgan (Zwiebel, Knolle) zurückgezogen und warten wieder darauf
auszutreiben. Ein Hemmstoff aber verhindert, dass sie zu früh austrieben. Dieser baut sich über den Winter langsam ab und die Pflanze
weiß, wann sie austreiben soll. Manch andere Frühlingsblüher
messen die Bodentemperatur als Zeichen für den Austrieb. Als
verlässlicher Taktgeber für den Austriebsbeginn vieler Pflanzen ist
aber die Tageslänge - sie können tatsächlich feststellen, ob es um
sie herum hell oder dunkel ist.
Der Duft – Schneeball
Nicht nur wir freuen uns schon wieder auf den Frühling. Auch
einige Pflanzen können es gar nicht mehr erwarten und zeigen
ihre ersten Blüten schon bei milden Temperaturen, so auch der
Duft – Schneeball. Besonders intensiv duftet die Sorte ‚Dawn‘, die
sich bereits im Februar bzw. Anfang März mit rosafarbenen Blüten
schmückt. Der langsam und locker wachsende Strauch wird nur ca.
zwei Meter hoch und passt daher fast in jeden Garten.
(Text: Ing. Josef Norz, BSc, Blumenwelt Norz - Tichoff; Foto: mams)
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Winter 2019