´s Dorfblattl Haiming
Lebensbild - Margret Köll
M
usik gehörte immer zum
Leben der Familie Sepp
und Rosmarie Köll. Vater Sepp
Köll, langjähriger Haiminger
Hauptschuldirektor, eignete sich
das Spielen zahlreicher Instru-
mente vorerst durch eigenstän-
diges Üben, Ausprobieren und
Beobachten an und nahm später
Unterricht am Konservatorium.
Mutter Rosmarie spielte Zither.
Die jüngste Tochter Margret
erlernte das Spielen des Hack-
brettls, indem sie Vater Sepp
„einfach“ zuschaute und ihm
nachspielte. Schon im Volks-
schulalter erlernten alle vier Köll-
Kinder Gottfried, Elisabeth, Chri-
stian und Margret Instrumente.
Die Familie spielte daheim Volks-
musik und Klassik und trat bei
Veranstaltungen öffentlich auf.
Schon mit sieben Jahren setzte
sich Margret im Innsbrucker
Konservatorium ans Klavier. Den
ersten Kontakt zur Harfe nahm
Margret im Alleingang vor, indem
sie sang und auf der Harfe den
passenden Ton dazu suchte. Mit
zehn Jahren lernte sie Volksharfe
am Konservatorium Innsbruck.
Das Mädchen war viel mit der
der Familie, mit der „Mieminger
Tanzlmusig“ und mit den „Inns-
brucker Volksmusikanten“ unter-
wegs. Ein Konzertauftritt führte
sie ins damalige Ostberlin, wo am
DDR-Grenzübergang Checkpoint
Charlie ihre Harfe bis ins letzte
Detail gefilzt wurde. Heute lebt
Margret in unmittelbarer Nähe
dieses einstigen Grenzübergangs
und spaziert am ehemaligen
Kontrollgebäude vorbei.
Im Innsbrucker Musikgymnasi-
um vertiefte sie ihre Kenntnisse
in Klavier und Harfe, und durfte
mit den „Innsbrucker Volksmu-
sikanten“ als Botschafterin für
Volksmusik nach Russland reisen.
„Mit 10 bis 14 Jahren diese kom-
munistische Staats- und Lebens-
form in Berlin und in Russland
kennenzulernen, das war schon
besonders“, so Margret.
Ende der 80er Jahre gründete
sich das Ensemble „Die Knödel“
In der Familie Köll wurde viel musiziert, hier (v.l.) Vater Sepp, Elisabeth,
Siegfried (Bruder von Sepp), Christian und Margret Köll
und Margret Köll war mit der
Harfe dabei. „Die Knödel“ spiel-
ten bis zum Jahr 2001 zeitge-
nössische, experimentelle und
folkige Musik. Aktuell gab es ei-
nen Neustart der achtköpfigen
Musikgruppe und man konnte
„Die Knödel“ in der von Leiter
Christoph Dienz komponierten
Musik im Film „Das Wunder von
Wörgl“ im ORF hören.
Die 1990 abgelegte Matura öff-
nete den Weg ins Mozarteum
Salzburg, wo Margret zwei Jah-
re Konzertharfe, Klavier und das
Lehramt für Musikunterricht stu-
dierte. Die anschließende Zeit in
Baltimore (USA) war für die Tiro-
lerin phantastisch, aber sehr teu-
er und somit zeitlich begrenzt. So
schloss sie 1996 ihre Ausbildung
in München mit dem „Künstle-
rischen und Pädagogischen Di-
plom für Konzertharfe und Kla-
vier“ ab und durfte damit zudem
unterrichten.
„Ich bin befallen vom Virus der
sogenannten historischen Har-
fe“, erzählt Margret und Begeis-
terung für die Tripleharfe ist spür-
bar. „Diese Harfe ist dreireihig,
wird ohne Pedale bespielt und
hat einen phantastischen Klang.
Sie bietet ein ganz besonderes
Repertoire an Stücken und viel
mehr Obertöne!“ Für die soge-
nannte „Alte Musik“, für Barock-
musik, ist dies das authentische
Instrument und das fasziniert
Margret. Weitere fünf Jahre stu-
dierte sie diese spezielle Harfe in
Mailand und wurde für dieses eu-
ropaweit selten gespielte Instru-
ment schon damals für Konzerte
angefragt.
„Mit meiner historischen Harfe
spiele ich drei Varianten, ent-
weder im Rahmen von Kam-
mermusik, Solo oder in einem
Orchester“, lässt Margret wissen.
Derzeit unterrichtet die Haimin-
gerin durch einen Lehrauftrag an
der „Hochschule für Musik Hanns
Eisler“ in Berlin, sowie weitere
Masterclasses im mitteleuropä-
ischen Raum. Sie lehrt auch am
Innsbrucker Konservatorium, wo
sie einst als Schülerin begann.
Margret lebt seit zehn Jahren in
Berlin. Die Großstadt hat viele
grüne Oasen und eine bun-
te Kultur, besonders in ihrem
Wohnbezirk Kreuzberg. Berlin
und Deutschland sind für Künst-
ler nach ihrer Erfahrung ein guter
Boden. Seit 2010 ist die Musike-
rin mit dem Fotografen Armin
Linke verheiratet. Was sind wei-
tere besondere Momente ihres
Künstlerlebens? Schön sei es, bei
Soloauftritten mit dem Publikum
zu sprechen und so den Zugang
zum Instrument zu erleichtern,
sagt Margret. Gerne ist die Har-
fenistin bei den Festwochen der
Alten Musik in Innsbruck zu Gast
oder kommt an das Theater an
der Wien und nach Salzburg.
Margret ist auch bei Auftritten
auf Fernsehbühnen präsent und
spielte bei der Eröffnung der Elb-
philharmonie Hamburg.
„Ich habe das große Glück,
dass sich meine Leidenschaft
mit meinem Beruf verbindet“,
schwärmt Margret. „Durch En-
gagements bei Konzerten oder
durch das Unterrichten in Tirol
kann ich sogar einige Tage in
Haiming verbringen. Dann freue
ich mich auf meine Familie, die
Landschaft, die Apfelplantagen
und über die Bauernläden als Ge-
genstück zum Großstadtleben in
Berlin.“
Es gibt also immer wieder die
Chance, Margret Köll hier in Ti-
rol spielen zu hören. Am besten
informiert man sich über ihre
„Facebook-Seite“, auf der Seite
der „Festwochen der Alten Mu-
sik“ oder auf der Homepage „Die
Knödel“.
(Text: chris; Foto: Armin Linke
und Siegfried Köll)
Margret Köll mit ihrer Harfe in der Kirche Santa Caterina am Lago Maggiore
Winter 2019
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Musik ist ihr Lebenselixier