's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Winter 2019 - 01/19 | Page 15

´s Dorfblattl Haiming Lebensbild - Margret Köll M usik gehörte immer zum Leben der Familie Sepp und Rosmarie Köll. Vater Sepp Köll, langjähriger Haiminger Hauptschuldirektor, eignete sich das Spielen zahlreicher Instru- mente vorerst durch eigenstän- diges Üben, Ausprobieren und Beobachten an und nahm später Unterricht am Konservatorium. Mutter Rosmarie spielte Zither. Die jüngste Tochter Margret erlernte das Spielen des Hack- brettls, indem sie Vater Sepp „einfach“ zuschaute und ihm nachspielte. Schon im Volks- schulalter erlernten alle vier Köll- Kinder Gottfried, Elisabeth, Chri- stian und Margret Instrumente. Die Familie spielte daheim Volks- musik und Klassik und trat bei Veranstaltungen öffentlich auf. Schon mit sieben Jahren setzte sich Margret im Innsbrucker Konservatorium ans Klavier. Den ersten Kontakt zur Harfe nahm Margret im Alleingang vor, indem sie sang und auf der Harfe den passenden Ton dazu suchte. Mit zehn Jahren lernte sie Volksharfe am Konservatorium Innsbruck. Das Mädchen war viel mit der der Familie, mit der „Mieminger Tanzlmusig“ und mit den „Inns- brucker Volksmusikanten“ unter- wegs. Ein Konzertauftritt führte sie ins damalige Ostberlin, wo am DDR-Grenzübergang Checkpoint Charlie ihre Harfe bis ins letzte Detail gefilzt wurde. Heute lebt Margret in unmittelbarer Nähe dieses einstigen Grenzübergangs und spaziert am ehemaligen Kontrollgebäude vorbei. Im Innsbrucker Musikgymnasi- um vertiefte sie ihre Kenntnisse in Klavier und Harfe, und durfte mit den „Innsbrucker Volksmu- sikanten“ als Botschafterin für Volksmusik nach Russland reisen. „Mit 10 bis 14 Jahren diese kom- munistische Staats- und Lebens- form in Berlin und in Russland kennenzulernen, das war schon besonders“, so Margret. Ende der 80er Jahre gründete sich das Ensemble „Die Knödel“ In der Familie Köll wurde viel musiziert, hier (v.l.) Vater Sepp, Elisabeth, Siegfried (Bruder von Sepp), Christian und Margret Köll und Margret Köll war mit der Harfe dabei. „Die Knödel“ spiel- ten bis zum Jahr 2001 zeitge- nössische, experimentelle und folkige Musik. Aktuell gab es ei- nen Neustart der achtköpfigen Musikgruppe und man konnte „Die Knödel“ in der von Leiter Christoph Dienz komponierten Musik im Film „Das Wunder von Wörgl“ im ORF hören. Die 1990 abgelegte Matura öff- nete den Weg ins Mozarteum Salzburg, wo Margret zwei Jah- re Konzertharfe, Klavier und das Lehramt für Musikunterricht stu- dierte. Die anschließende Zeit in Baltimore (USA) war für die Tiro- lerin phantastisch, aber sehr teu- er und somit zeitlich begrenzt. So schloss sie 1996 ihre Ausbildung in München mit dem „Künstle- rischen und Pädagogischen Di- plom für Konzertharfe und Kla- vier“ ab und durfte damit zudem unterrichten. „Ich bin befallen vom Virus der sogenannten historischen Har- fe“, erzählt Margret und Begeis- terung für die Tripleharfe ist spür- bar. „Diese Harfe ist dreireihig, wird ohne Pedale bespielt und hat einen phantastischen Klang. Sie bietet ein ganz besonderes Repertoire an Stücken und viel mehr Obertöne!“ Für die soge- nannte „Alte Musik“, für Barock- musik, ist dies das authentische Instrument und das fasziniert Margret. Weitere fünf Jahre stu- dierte sie diese spezielle Harfe in Mailand und wurde für dieses eu- ropaweit selten gespielte Instru- ment schon damals für Konzerte angefragt. „Mit meiner historischen Harfe spiele ich drei Varianten, ent- weder im Rahmen von Kam- mermusik, Solo oder in einem Orchester“, lässt Margret wissen. Derzeit unterrichtet die Haimin- gerin durch einen Lehrauftrag an der „Hochschule für Musik Hanns Eisler“ in Berlin, sowie weitere Masterclasses im mitteleuropä- ischen Raum. Sie lehrt auch am Innsbrucker Konservatorium, wo sie einst als Schülerin begann. Margret lebt seit zehn Jahren in Berlin. Die Großstadt hat viele grüne Oasen und eine bun- te Kultur, besonders in ihrem Wohnbezirk Kreuzberg. Berlin und Deutschland sind für Künst- ler nach ihrer Erfahrung ein guter Boden. Seit 2010 ist die Musike- rin mit dem Fotografen Armin Linke verheiratet. Was sind wei- tere besondere Momente ihres Künstlerlebens? Schön sei es, bei Soloauftritten mit dem Publikum zu sprechen und so den Zugang zum Instrument zu erleichtern, sagt Margret. Gerne ist die Har- fenistin bei den Festwochen der Alten Musik in Innsbruck zu Gast oder kommt an das Theater an der Wien und nach Salzburg. Margret ist auch bei Auftritten auf Fernsehbühnen präsent und spielte bei der Eröffnung der Elb- philharmonie Hamburg. „Ich habe das große Glück, dass sich meine Leidenschaft mit meinem Beruf verbindet“, schwärmt Margret. „Durch En- gagements bei Konzerten oder durch das Unterrichten in Tirol kann ich sogar einige Tage in Haiming verbringen. Dann freue ich mich auf meine Familie, die Landschaft, die Apfelplantagen und über die Bauernläden als Ge- genstück zum Großstadtleben in Berlin.“ Es gibt also immer wieder die Chance, Margret Köll hier in Ti- rol spielen zu hören. Am besten informiert man sich über ihre „Facebook-Seite“, auf der Seite der „Festwochen der Alten Mu- sik“ oder auf der Homepage „Die Knödel“. (Text: chris; Foto: Armin Linke und Siegfried Köll) Margret Köll mit ihrer Harfe in der Kirche Santa Caterina am Lago Maggiore Winter 2019 Seite 15 Musik ist ihr Lebenselixier