´s Dorfblattl Haiming
Lebensbild - Helmut Stigger
vor dem Vernichten. Seitdem
werden gebrauchte Bücher auf
dem Recyclinghof zur Entnahme
angeboten.
as Dorfblattl gibt diesmal
Einblick in das Leben von
Helmut Stigger, einem engagier-
ten Haiminger, der vielen auch
aus der aktiven Zeit als Gemein-
demitarbeiter vertraut ist.
Helmut feierte heuer seinen 70er.
Er kam 1949 als jüngster Sohn von
Franz und Anna Stigger geb. Leit-
ner nach vier Geschwistern auf
die Welt. Der Vater war Tischler,
die Mutter hatte eine Landwirt-
schaft mit Schweinezucht. „Wir
haben von klein auf viel mitge-
arbeitet“ erzählt Helmut, „damals
brauchte man eine Woche zum
Erdäpfel aufklauben auf einem
Acker. Aber wir haben auch viel
gespielt.“ Helmut absolvierte
seine Lehre in der Haiminger
Tischlerei Kapeller und mochte
es gleich, mit den Händen Greif-
bares zu schaffen. 1966 wechsel-
te er in die väterliche Tischlerei
Stigger. Bis heute ist das Arbeiten
mit Holz, vor allem das Drechseln
schöner Kugeln und Schüsseln,
sein Hobby. Während und nach seinem Be-
rufsleben blieb Helmut in vielen
Bereichen rührig, so etwa als
Sargträger. Gerade jetzt, wo er
seinen langjährigen Kollegen
Bernd Kapeller auf dem letzten
Weg begleitete, spricht er über
Bekannte und Freunde, denen er
diesen letzten Dienst erwiesen
hat. „Ein guter Umgang mit dem
Sterben ist dabei wichtig“ so Stig-
ger. Die Sargträger begleiten den
Sarg in die Kirche und zum offe-
nen Grab auf dem Friedhof, was
bei einer Steigung wie in Ötztal
Bahnhof auch eine körperliche
Herausforderung ist. Die Sarg-
träger schließen das Grab und
gruppieren Kränze und Blumen.
Bei Urnenbeisetzungen gehört
auch die Graböffnung zu den
Aufgaben.
Helmut war und ist in vielen Ver-
einen aktiv. Früh folgte er seinen
Geschwistern zur Volkstanzgrup-
pe Silberbuam, wo er 1969 auch
seine spätere Frau Angelika ken-
nenlernte. Immer schon liebte
er Volksmusik und Traditionen,
ist beim Bezirkstrachtenverband
Oberland/Außerfern seit 15 Jah-
ren als Fähnrich aktiv und bei lan-
desüblichen Empfängen dabei.
Eine besondere Ehre war ihm die
Teilnahme als „Bei-Fähnrich“ bei
der Angelobung von Bundesprä-
sident Alexander Van der Bellen
2017 in Wien.
1993 trat er in den Gemeinde-
dienst ein, es gab auch hier viele
Tischlerarbeiten zu erledigen,
wie etwa die Liegen im Haimin-
ger Waldbad. Helmut wurde der
erste Abfall- und Umweltberater,
denn um 1993 kam die Mülltren-
nung auf. „Die Abfallmengen
waren damals freilich noch ein
Bruchteil von heute“ ergänzt
Helmut. Mit der Eröffnung des
Recyclinghofes im Jahr 2000
war er mit Kollegen Richard
Gufler der gute „Müllgeist“ und
rettete dabei brauchbare Dinge Schon mit 18 Jahren erreichte der
junge Feuerwehrmann Helmut
Stigger das Leistungsabzeichen
in Silber. Seit über 50 Jahren
ist er Mitglied der Freiwilligen
Feuerwehr Haiming und hilft,
heute altersbedingt etwas ein-
geschränkt, „wann immer es
brennt“. „Die Leit warten schon
drauf, dass ich ihnen die Einla-
dung bringe“ lacht Helmut, wenn
er von seinen Aufgaben als Kas-
sier im Seniorenverein erzählt. Es
geht darum, die älteren Mitbür-
ger zu den abwechslungsreichen
Helmut als junger Tischler beim
Fertigen einer Zirbenstube.
D
Ausflügen mitzunehmen, bei de-
nen alles organisiert ist. Älteren
Einwohnern im Ortsteil Haiming
bringt Helmut über den Sozial-
sprengel das „Essen auf Rädern“,
auch von den Kleinen im Kin-
dergarten wird er mit den Mahl-
zeiten heiß erwartet.
Die Liebe zu den Bienen hat Hel-
muts Großvater in ihm grundge-
legt. Als Erwachsener übernahm
Helmut selbst Bienenstöcke und
weiß allerhand über die fleißigen
Insekten. Mittlerweile stehen
noch ein paar Bienenstöcke im
eigenen Garten. Es ist ein schö-
nes, beruhigendes Hobby, so
Helmut, wenn man den Bienen
bei ihrer Arbeit zuschaut. Es sind
unglaublich gut organisierte In-
sekten, eine Biene fliegt bis zu
1000 Blüten am Tag zum Nektar-
sammeln an.
Auch die Pfarre Haiming darf auf
Helmuts Mithilfe zählen. Schon
seit 25 Jahren ist er Akolyth und
Lektor, teilt die Kommunion aus
und liest bei der Messe. „Der
Herrgott hat uns auch in brenz-
ligen Situationen geholfen“ so
Helmut, „der Dienst in der Kirche
ist mein Danke dafür.“ Seine Tä-
tigkeiten als Sammler für Caritas
und Musikkapelle, die Mithilfe
beim Kirchenputz und in der
Erstkommunionsvorbereitung,
die vielen Handwerksarbeiten
für den Seelsorgeraum, bei den
Markttagen und im Krippenbau-
verein seien auch erwähnt.
Helmut lebt mit seiner Familie im
Ortsteil Haiming. 1974 heirateten
Helmut und Angelika. Dem Paar
wurden drei Kinder geschenkt.
Die zwei Mädchen Daniela und
Claudia brachten eine bis heu-
te nicht klar erkannte Krankheit
mit in das Leben. Beide konnten
bis zur Pubertät ein relativ nor-
males Leben führen. Die Familie
verbrachte schöne Zeiten, die
Mädchen wurden immer schon
liebevoll unterstützt. Während
die heute 38jährige Claudia ihr
Leben trotz wachsender Beein-
trächtigungen und im Rollstuhl
meistert, verstarb ihre ältere
Schwester Daniela im Jahr 2000
plötzlich mit 28 Jahren. Für Eltern
und Familie ist es ein Segen, dass
Claudia in der Lebenshilfe Ötztal-
Bahnhof „ihr kleines Paradies“
gefunden hat. Der mittlere Sohn
Bernd lebt mit Frau Katharina
im Elternhaus und hat mit den
Enkeln Linda und Adrian neues
Leben mitgebracht.
Bis heute ist Helmut ein be-
sonders rühriger Haiminger.
Dennoch kann er sich nun auch
öfter mit Angelika auf das selbst-
gemachte Bankl vor dem Haus
setzen und sich freuen, dass sei-
ne Enkel spielen und Claudia so
gern dabei zuschaut. „Das macht
zufrieden“ so Helmut, „denn von
unserer Claudia können wir ler-
nen, wie wenig es für ein gutes
Leben wirklich braucht.“
(Text chris; Fotos: Stigger privat)
Helmut und Angelika Stigger mit Schwiegertochter Katharina (l.), Tochter
Claudia und Sohn Bernd mit Enkel Adrian (r.) und der kleinen Linda (vorne
beim Opa)
Sommer 2019
Seite 15
Tischler, Abfallberater und heute rühriger Pensionist