´s Dorfblattl Haiming
Erfolgreiche Ausstellung im Gemeindezentrum
D
ie künstlerischen Werke
von Irene Wallnöfer waren
in den letzten Wochen anlässlich
der 750-Jahre-Feierlichkeiten bei
einer Ausstellung im Gemeinde-
amt zu bestaunen. Das Dorfblattl
besuchte Guggi in ihrem Atelier
in Imst.
Guggi Wallnöfer stellte ihre Bilder,
Taschen und Accessoires zum ersten
Mal in Haiming aus.
Du bist natürlich vielen Haimin-
gerinnen und Haimingern ein
Begriff. Stell dich bitte aber trotz-
dem unseren Lesern kurz vor!
Geboren wurde ich 1975 in Hall,
aufgewachsen bin ich in Volders.
Vor 16 Jahren bin ich dann mit
meinem Mann Michael in unser
Haus nach Haiming gezogen. Zu
Beginn habe ich in einem klei-
nen Atelier in unserem Dachge-
schoß gemalt. Nach der Geburt
unserer beiden Kinder Felix und
Lucy bin ich 2011 zum Arbeiten
in mein Atelier in die Langgasse
in Imst übersiedelt, wo ich seit-
her als freischaffende Künstlerin
tätig bin. Dabei war und ist die
gute Anbindung an die „Imster
Kunststraße“ ein großer Vorteil
für mich.
Jeder kennt dich als „Guggi“
Wallnöfer. Wie kam es zu deinem
Spitznamen?
Ich hatte als Baby anscheinend
sehr große Augen, sodass man
von Geburt an „Guggi“ im Sinn
von „Schau einmal her“ sagte.
Aufgewachsen bin ich auf dem
beschaulichen Kleinvolderberg
und da war ich schon bald als
„Guggi“ bekannt. Meinen wirk-
lichen Vornamen „Irene“ wussten
die wenigsten. Das ist bis heu-
te so geblieben. Irene steht nur
in meinem Reisepass, ich stelle
mich aber überall als Guggi vor
und reagiere eigentlich zumeist
auch nur noch auf diesen Rufna-
men.
Du hast dich schon als Teenager
für eine kreative Ausbildung an
der Glasfachschule Kramsach
entschieden. War dir schon da-
mals klar, dass der gestalterische
Bereich dein Betätigungsfeld sein
wird?
Meine Eltern haben mein krea-
tives Potential entdeckt. Eigent-
lich war der Plan in die Fach-
schule für Malerei in Innsbruck
zu gehen, aber es kam dann
anders und ich landete glückli-
cherweise in der Glasfachschule
in Kramsach. Glücklicherweise
deshalb, weil ich dort eine sehr
gute Ausbildung genossen habe
und mir vielfältige künstlerische
und handwerkliche Fertigkeiten
aneignen konnte, die mir heute
noch zugute kommen, wenn-
gleich ich mit dem Werkstoff
Glas gar nicht mehr arbeite. Ins-
gesamt muss ich sagen, dass ich
ohne kreative Betätigung nicht
der Mensch sein könnte, der ich
heute bin.
Deine Werke haben einen großen
Wiedererkennungswert, obwohl
sie sehr unterschiedlich sind. Du
arbeitest mit dem Pinsel, der Fe-
der, mit Stiften, mit Stoffen, bei-
spielsweise aber auch mit Beton.
Was davon liegt dir am nächsten?
Am meisten geprägt hat mich
sicherlich mein Mentor Norbert
„Nomay“ Mayer, den ich bei der
ART Innsbruck im Jahre 2006
kennengelernt und in der Fol-
ge mehrere kreative Kurse bei
ihm besucht habe. Er schafft es
immer wieder in mir Initialzün-
dungen auszulösen, uns Künst-
lerinnen danach aber völlige
Freiheit zu lassen. Inzwischen
ist er ein echter Freund gewor-
den. Das liebste Werkzeug ist mir
der Pinsel, ergänzt durch einen
schwarzen Farbstift. Ich liebe das
Spiel von pastosen Farben und
Lasuren in der Schichttechnik,
was viele meiner Bilder auch cha-
rakterisiert. Mein Schwerpunkt
ist die abstrakte Malerei auf
Leinwand, vorwiegend in Acryl
gehalten.
Meine Grafiken sind das Gegen-
teil zu den meist großflächigen
Acrylarbeiten. Kleinformatig, im
Passepartout, mit feinen Schraf-
fierungen, ausgeführt mit ver-
schiedenen Graphitstiften lassen
spannende, verspielte aber auch
ausdrucksvolle Zeichnungen,
oftmals mit Aquarellfarben hin-
terlegt, entstehen.
Im Zimmer des Bürgermeisters
hängt ein großes Gemälde von
dir und aktuell läuft auch eine
Ausstellung deiner Werke im
Gemeindeamt. Was bedeutet dir
das als Künstlerin?
Es hat mich sehr gefreut, als
der Kulturraum Haiming in Ver-
tretung der Gemeinde an mich
bezüglich dieser Ausstellung he-
rangetreten ist. Es ist schon eine
besondere Auszeichnung in der
eigenen Heimatgemeinde aus-
stellen zu können. Deshalb habe
ich mich für diese Ausstellung
auch sehr intensiv vorbereitet
und insgesamt 25-30 Werke spe-
ziell für diesen Anlass geschaffen.
Das klingt nach einer großen
Menge Arbeit. Bist du eine struk-
turierte Arbeiterin oder eher die
kreative Chaotin?
Nach der Geburt meiner Kinder
und der Entstehung des Ateliers
in Imst habe ich mir eine eige-
ne Disziplin angewöhnt. Wenn
die Kinder in der Früh aus dem
Haus sind, fahre ich normalerwei-
se gleich anschließend hierher
und beginne mein Werk. Na-
türlich genieße ich es sehr, dass
ich meine Arbeitszeiten sehr
flexibel gestalten und nach Be-
dürfnissen der Familie ausrich-
ten kann. Meine Kunst entsteht
ohne fixes Konzept oder strikten
Plan. Sie bleibt abstrakt, wie ein
emotionaler virtueller Spielplatz.
Ich lebe in meinen Bildern, wie
andere Menschen ein Tagebuch
Herbst 2019
verfassen. Ich würde mich aber
insgesamt jedenfalls als struktu-
riert bezeichnen.
Deine Kunstwerke zeugen auch
von einer großen Sicherheit im
handwerklichen Bereich. Wie
wichtig ist das Handwerk in der
Kunst?
Ich habe in der Glasfachschule
sehr viele Techniken erlernen
und ausprobieren können. Das
kommt mir sicher bis heute zugu-
te. Das Zeichnen als erlernbares
Handwerk ist sicher eine wichtige
Grundlage. Man entwickelt sich
aber auch weiter und lernt aus
jeder Erfahrung.
Wenn man deine Arbeiten an-
sieht, scheint man eine Vorliebe
für Rottöne und Schwarzschat-
tierungen zu erkennen. Ist Rot
deine Lieblingsfarbe und was
verbindest du mit ihr?
Ja, wenn ich eine Farbe wäre,
dann wäre ich wohl Rot. Die
von mir verwendeten acht bis
zehn unterschiedlichen Rottöne
stehen für Energie, Wärme und
Leuchtkraft. Früher habe ich
auch intensiv die sehr dunklen
Farben verwendet. Das hat sich
inzwischen ein bisschen hin zu
Erdfarben verschoben. Ich kann
auf jeden Fall nicht abstreiten,
dass ich manche Farben ande-
ren vorziehe.
Wie auch dein Interviewer bist du
eine „Zugezogene“. Was schätzt
du an deiner, wenn auch nicht
mehr ganz neuen Heimat am
meisten?
Mein erster Berührungspunkt mit
Haiming vor vielen Jahren waren
die leckeren Äpfel, die ich immer
noch liebe und jetzt auch in mei-
ner Serie „ Apfelernte 2.19“ für die
Haiminger Ausstellung verewigt
habe. Meiner Meinung haben wir
hier in unserem überschaubaren
Ort eine tolle Lebensqualität, den
Wald vor der Haustüre, eine gute
Infrastruktur und ein vielfältiges
Angebot im Freizeitbereich. Ich
lebe wirklich gerne hier in Hai-
ming.
(Text und Foto: mams)
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Das aktuelle Interview - Irene „Guggi“ Wallnöfer