's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Herbst 2019 04/19 | Page 7

´s Dorfblattl Haiming Erfolgreiche Ausstellung im Gemeindezentrum D ie künstlerischen Werke von Irene Wallnöfer waren in den letzten Wochen anlässlich der 750-Jahre-Feierlichkeiten bei einer Ausstellung im Gemeinde- amt zu bestaunen. Das Dorfblattl besuchte Guggi in ihrem Atelier in Imst. Guggi Wallnöfer stellte ihre Bilder, Taschen und Accessoires zum ersten Mal in Haiming aus. Du bist natürlich vielen Haimin- gerinnen und Haimingern ein Begriff. Stell dich bitte aber trotz- dem unseren Lesern kurz vor! Geboren wurde ich 1975 in Hall, aufgewachsen bin ich in Volders. Vor 16 Jahren bin ich dann mit meinem Mann Michael in unser Haus nach Haiming gezogen. Zu Beginn habe ich in einem klei- nen Atelier in unserem Dachge- schoß gemalt. Nach der Geburt unserer beiden Kinder Felix und Lucy bin ich 2011 zum Arbeiten in mein Atelier in die Langgasse in Imst übersiedelt, wo ich seit- her als freischaffende Künstlerin tätig bin. Dabei war und ist die gute Anbindung an die „Imster Kunststraße“ ein großer Vorteil für mich. Jeder kennt dich als „Guggi“ Wallnöfer. Wie kam es zu deinem Spitznamen? Ich hatte als Baby anscheinend sehr große Augen, sodass man von Geburt an „Guggi“ im Sinn von „Schau einmal her“ sagte. Aufgewachsen bin ich auf dem beschaulichen Kleinvolderberg und da war ich schon bald als „Guggi“ bekannt. Meinen wirk- lichen Vornamen „Irene“ wussten die wenigsten. Das ist bis heu- te so geblieben. Irene steht nur in meinem Reisepass, ich stelle mich aber überall als Guggi vor und reagiere eigentlich zumeist auch nur noch auf diesen Rufna- men. Du hast dich schon als Teenager für eine kreative Ausbildung an der Glasfachschule Kramsach entschieden. War dir schon da- mals klar, dass der gestalterische Bereich dein Betätigungsfeld sein wird? Meine Eltern haben mein krea- tives Potential entdeckt. Eigent- lich war der Plan in die Fach- schule für Malerei in Innsbruck zu gehen, aber es kam dann anders und ich landete glückli- cherweise in der Glasfachschule in Kramsach. Glücklicherweise deshalb, weil ich dort eine sehr gute Ausbildung genossen habe und mir vielfältige künstlerische und handwerkliche Fertigkeiten aneignen konnte, die mir heute noch zugute kommen, wenn- gleich ich mit dem Werkstoff Glas gar nicht mehr arbeite. Ins- gesamt muss ich sagen, dass ich ohne kreative Betätigung nicht der Mensch sein könnte, der ich heute bin. Deine Werke haben einen großen Wiedererkennungswert, obwohl sie sehr unterschiedlich sind. Du arbeitest mit dem Pinsel, der Fe- der, mit Stiften, mit Stoffen, bei- spielsweise aber auch mit Beton. Was davon liegt dir am nächsten? Am meisten geprägt hat mich sicherlich mein Mentor Norbert „Nomay“ Mayer, den ich bei der ART Innsbruck im Jahre 2006 kennengelernt und in der Fol- ge mehrere kreative Kurse bei ihm besucht habe. Er schafft es immer wieder in mir Initialzün- dungen auszulösen, uns Künst- lerinnen danach aber völlige Freiheit zu lassen. Inzwischen ist er ein echter Freund gewor- den. Das liebste Werkzeug ist mir der Pinsel, ergänzt durch einen schwarzen Farbstift. Ich liebe das Spiel von pastosen Farben und Lasuren in der Schichttechnik, was viele meiner Bilder auch cha- rakterisiert. Mein Schwerpunkt ist die abstrakte Malerei auf Leinwand, vorwiegend in Acryl gehalten. Meine Grafiken sind das Gegen- teil zu den meist großflächigen Acrylarbeiten. Kleinformatig, im Passepartout, mit feinen Schraf- fierungen, ausgeführt mit ver- schiedenen Graphitstiften lassen spannende, verspielte aber auch ausdrucksvolle Zeichnungen, oftmals mit Aquarellfarben hin- terlegt, entstehen. Im Zimmer des Bürgermeisters hängt ein großes Gemälde von dir und aktuell läuft auch eine Ausstellung deiner Werke im Gemeindeamt. Was bedeutet dir das als Künstlerin? Es hat mich sehr gefreut, als der Kulturraum Haiming in Ver- tretung der Gemeinde an mich bezüglich dieser Ausstellung he- rangetreten ist. Es ist schon eine besondere Auszeichnung in der eigenen Heimatgemeinde aus- stellen zu können. Deshalb habe ich mich für diese Ausstellung auch sehr intensiv vorbereitet und insgesamt 25-30 Werke spe- ziell für diesen Anlass geschaffen. Das klingt nach einer großen Menge Arbeit. Bist du eine struk- turierte Arbeiterin oder eher die kreative Chaotin? Nach der Geburt meiner Kinder und der Entstehung des Ateliers in Imst habe ich mir eine eige- ne Disziplin angewöhnt. Wenn die Kinder in der Früh aus dem Haus sind, fahre ich normalerwei- se gleich anschließend hierher und beginne mein Werk. Na- türlich genieße ich es sehr, dass ich meine Arbeitszeiten sehr flexibel gestalten und nach Be- dürfnissen der Familie ausrich- ten kann. Meine Kunst entsteht ohne fixes Konzept oder strikten Plan. Sie bleibt abstrakt, wie ein emotionaler virtueller Spielplatz. Ich lebe in meinen Bildern, wie andere Menschen ein Tagebuch Herbst 2019 verfassen. Ich würde mich aber insgesamt jedenfalls als struktu- riert bezeichnen. Deine Kunstwerke zeugen auch von einer großen Sicherheit im handwerklichen Bereich. Wie wichtig ist das Handwerk in der Kunst? Ich habe in der Glasfachschule sehr viele Techniken erlernen und ausprobieren können. Das kommt mir sicher bis heute zugu- te. Das Zeichnen als erlernbares Handwerk ist sicher eine wichtige Grundlage. Man entwickelt sich aber auch weiter und lernt aus jeder Erfahrung. Wenn man deine Arbeiten an- sieht, scheint man eine Vorliebe für Rottöne und Schwarzschat- tierungen zu erkennen. Ist Rot deine Lieblingsfarbe und was verbindest du mit ihr? Ja, wenn ich eine Farbe wäre, dann wäre ich wohl Rot. Die von mir verwendeten acht bis zehn unterschiedlichen Rottöne stehen für Energie, Wärme und Leuchtkraft. Früher habe ich auch intensiv die sehr dunklen Farben verwendet. Das hat sich inzwischen ein bisschen hin zu Erdfarben verschoben. Ich kann auf jeden Fall nicht abstreiten, dass ich manche Farben ande- ren vorziehe. Wie auch dein Interviewer bist du eine „Zugezogene“. Was schätzt du an deiner, wenn auch nicht mehr ganz neuen Heimat am meisten? Mein erster Berührungspunkt mit Haiming vor vielen Jahren waren die leckeren Äpfel, die ich immer noch liebe und jetzt auch in mei- ner Serie „ Apfelernte 2.19“ für die Haiminger Ausstellung verewigt habe. Meiner Meinung haben wir hier in unserem überschaubaren Ort eine tolle Lebensqualität, den Wald vor der Haustüre, eine gute Infrastruktur und ein vielfältiges Angebot im Freizeitbereich. Ich lebe wirklich gerne hier in Hai- ming. (Text und Foto: mams) Seite 7 Das aktuelle Interview - Irene „Guggi“ Wallnöfer