's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Herbst 2019 04/19 | Page 13

´s Dorfblattl Haiming Lebensbild - Hermann Raffl Haiming ist dem reiselustigen Hermann Raffl Heimat geblieben. H ermann Raffl ist weit herum- gekommen in der Welt. Er liebt es, abseits der Touristen- pfade fremde Länder zu erkun- den. Mit Flugzeug, Segelboot, Zug oder Motorrad hat er schon viele Winkel bereist und auch tol- le Gebiete durchwandert. Reisen bedeutet für ihn, zu erkennen, wie die Menschen leben. Der Abenteurer lag schon dem klei- nen Buben im Blut. Hermann Raffl kommt aus der „Simelers-Wegleiter-Familie“, seine Eltern waren Karolina und Chrysanth Raffl, seine Schwe- stern sind Hella Raffl und Dagmar Mader. Von klein auf ein Aben- teurer, marschierte Hermann als fünfjähriger Bub zum Ötztaler Bahnhof. „I mecht mit dem Zug noch Sautens fohr’n“, erklärte er dem Bahnbediensteten – der den Buben unverrichteter Din- ge wieder heimschicken musste. „Aber ich hab’s probiert“, erzählt er lachend. Die Schule und das Lernen waren seine Sache nicht. In der Haupt- schule plagte er sich gemeinsam mit den Lehrern und er kam ins Internat nach Bad Goisern. „Das war meine erste große Reise“, so Raffl. Das anfängliche Heimweh war hart, doch er habe mit dem dortigen Drill und den klaren Regeln gelernt, sich zu festigen. Auf der Suche nach weiteren Auf- gaben arbeitete er ein Jahr lang im väterlichen Sägewerk und ging dann den Eltern zuliebe in die Handelsschule. In dieser Zeit lernte er am Konservatorium das Spielen der Trompete und lan- dete so nach dem Grundwehr- dienst bei der Militärmusik, statt wie gewünscht bei den Gebirgs- jägern. Nach dem Besuch der Sä- gefachschule in Kuchl übernahm er das Sägewerk des Vaters und das Spargeschäft der Mutter am Tränkeweg. Beide Elternteile und seine Schwestern blieben in den Betrieben tätig. Hermann über- nahm das Spargeschäft an der Oetzer Hauptstraße und baute es zu einem der modernsten Ge- schäfte Österreichs aus. Später sollten dem noch die Sparge- schäfte in St. Anton a. A. und in Landeck folgen. Schon immer war Hermann sportlich, besonders als Fußbal- ler, Schifahrer und Läufer. In der Leichtathletik erwarb er das Tur- nerabzeichen in Gold. Anfang der 70er Jahre machte Raffl den Pri- vatpilotenschein für Sportflüge in Innsbruck. Mit bei Fliegerclubs gemieteten Maschinen für zwei bis fünf Personen stieg er in die Lüfte. Das hat ihn begeistert, er sah vorerst Österreich und seine Nachbarländer von oben. Später kamen im Rahmen seiner Reisen auch Binnenflüge auf anderen Kontinenten dazu. Für weitere Flugausbildungen zog es ihn in die USA, als ausgebildeter Flug- lehrer kam er zurück. In den Flie- gerclubs diskutierte man anfangs der 80er Jahre, ob es möglich sei, mit einer einmotorigen Maschine über den Atlantik zu fliegen. Der Haiminger Hermann Raffl hat es probiert und flog von Innsbruck nach New York und zurück. Da- mit hat sich Raffl einen Namen als erstklassiger Pilot gemacht und wurde ein gefragter Sicher- heitspilot. 1986 folgte die Gründung seiner Flugfirma „Sky Service“ hier in Haiming (heute „Euram GmbH Kematen) mit Berechtigung zur Pilotenausbildung und zum Han- del mit Flugzeugen und Flug- zeugteilen. Man konnte Hermann als Pilot für Fernreisen buchen. Privat nahm Hermann Raffl viele Haiminger und Vereinskollegen mit in die Luft. Dieses Berufsbild passte natürlich gut zur großen Passion des Hai- mingers, dem Reisen. Er war mit den Jahren auf allen Kontinenten und in unzählig vielen armen und reichen Ländern der Welt zu Gast. Er sprach viel mit den Men- schen vor Ort und interessierte sich immer für deren Leben. „Ich war in den armen und reichen Ländern, hab ganz unterschied- liche Leute kennen gelernt. Nicht ein einziges Mal wurde ich von einem Menschen enttäuscht. Mir wurde immer freundliche Hilfsbereitschaft entgegen ge- bracht. Nie wurde mir etwas genommen, aber sehr, sehr viel wurde mir gegeben.“ Dies zählt Raffl zu seinen prägendsten und schönsten Lebenserfahrungen. 1996 reiste Hermann Raffl als Passagier mit einem Linien- flugzeug in drei Monaten einmal um die ganze Welt und konnte auf den Fidschi-Inseln durch die Zeitzonenverschiebung einen Tag zweimal erleben. Vor neun Jahren ging Raffl in Pen- sion und machte mit dem Fliegen Schluss, um fortan auf den Welt- meeren zu segeln. Ein weiteres Steckenpferd ist die Geschichte, weshalb er auch die Stätten der Wiege unserer Kultur wie etwa in Griechenland mit Interesse besucht. Welche Erlebnisse sind Hermann besonders in Erinnerung? „Ich war in Indien an dem Ort, an dem der große Friedensmann Mahatma Gandhi ermordet wurde. Mit meinen Kindern Ale- xandra (Harasser) und Michaela (Ofner) war ich im Elvis Presley Museum Graceland in Memphis- Tennessee. In den USA spazierte ich ungeniert in den Garten des Weißen Hauses, weil irrtümlich eine Tür nicht verschlossen war und löste einen beachtlichen Schock bei den Sicherheitsleuten aus. In Australien beeindruckte die unermessliche Weite mit ge- raden Straßen ohne Ende, ohne Menschen und Fahrzeuge zu be- gegnen. In Afrika ging ich zu Fuß bei 40 Grad Hitze von Kapstadt auf den Tafelberg und wurde mit einem grandiosen Blick belohnt. Aus dem südamerikanischen Bra- silien sind vor allem das pulsie- rende Leben, die Musik und die Farben in Erinnerung.“ Was das Reisen betrifft ist noch lange nicht aller Tage Abend. Im Sommer wird gern das Motor- rad gestartet, im Frühjahr und im Herbst wird gesegelt und im Winter findet man Hermann auf der Schipiste. Hermann Raffl ist heuer 70 Jahre alt geworden. Bei allen Zielen, die er weltweit bereist hat, ist ihm dennoch klar, dass sein Heimatort Haiming im- mer sein Hauptlandeplatz blei- ben wird. (Text und 1 Foto: chris; 1 Foto Hermann Raffl) Der 30jährige Hermann Raffl am Cockpit eines zweimotorigen Fliegers in Miami. Herbst 2019 Seite 13 Mit dem Motorsport-Flugzeug nach New York