´s Dorfblattl Haiming
Bescheiden zum Weltmeister-Titel
G
esamtsiegerin der Junior
World Series, Europamei-
sterin, Weltmeisterin! Die in-
zwischen 17-jährige Mountain-
bikerin Laura Stigger legte eine
unfassbare Saison hin. Mit ihren
Leistungen sorgte sie österreich-
weit für enormes Aufsehen. Pres-
se-, Rundfunk- und TV-Berichte
über sie geben Zeugnis von ihrer
steigenden Popularität. Wir tra-
fen die gleichermaßen sympa-
thische wie bescheidene Sportle-
rin zum aktuellen Interview.
Wie hat die Intensivvorbereitung
auf die WM ausgesehen?
Wahrscheinlich überhaupt nicht
so, wie es die meisten erwartet
hätten. Ich habe deutlich mehr
Pausen eingelegt als bei son-
stigen Rennen und sehr auf die
nötige Regeneration geachtet.
Warst du überrascht, für den
Team-Bewerb nominiert worden
zu sein?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe
schon damit gerechnet, auch
im Team-Bewerb an den Start
zu gehen. Und ich war auch da
einfach glücklich, Österreich bei
der Weltmeisterschaft vertreten
zu dürfen. Es ist einfach etwas Be-
sonderes, für sein Land zu fahren.
Wie hast du den Sturz im Team-
bewerb erlebt? Hast du noch Er-
innerungen daran?
In einem Bergauf-Stück fuhr ich
auf eine Ungarin auf. Die Mög-
lichkeiten zum Überholen waren
sehr beschränkt. Deshalb kam ich
nicht an ihr vorbei und hatte sie
auch noch bergab vor mir. Im so
genannten Rockgarden fuhr sie
dann viel zu langsam, was bei
mir dazu führte, das ich wegge-
rutscht und zu Sturz gekommen
bin. Das hatte ich so natürlich
nicht geplant gehabt. Und leider
habe ich dadurch wertvolle Zeit
verloren.
Wie hast du in der Nacht vor dem
Solorennen geschlafen? Hast du
Schmerzen vom Sturz gehabt?
Eigentlich hab´ ich ziemlich
gut und entspannt geschlafen.
ma Olympische Spiele: Davon
träumt natürlich jeder Sportler.
Und auch für mich ist eine Olym-
pia-Teilnahme das größte Ziel
überhaupt. Ich hoffe sehr, dass
es klappen wird.
Schon bei der Europameisterschaft in Italien war Laura Stigger für die
Konkurrenz außer Reichweite.
Mehr Schmerzen hatte ich dann
eigentlich erst nach dem Einzel-
rennen.
Gehst du vor einem Rennen die
Strecke nochmal im Kopf durch
oder schaltest du völlig ab?
Da gibt`s kein Patentrezept. Ein-
mal mach´ ich es so, das näch-
ste mal wieder anders. Es geht
einfach darum, sich die Strecke
bei der Besichtigung möglichst
optimal einzuprägen, um für das
Rennen entsprechend gerüstet
zu sein.
Warst du vor dem Start nervös?
Nein, überhaupt nicht. Denn ich
wusste, dass ich überhaupt nichts
verlieren kann. Das hat auch für
die nötige Lockerheit gesorgt.
Du warst aufgrund der Ergeb-
nisse im Vorfeld der Weltmeister-
schaft in Australien die erklärte
Favoritin. Wie gehst du mit dieser
Drucksituation um?
Ich hatte vorher in der Saison
wirklich schon sehr viel ge-
wonnen. Deshalb hatte ich kei-
nen Druck mehr, musste nichts
mehr beweisen. Für mich war
es die erste Weltmeisterschaft
überhaupt. Und ob ich da auch
noch den sportlichen Nachtisch
bekomme oder nicht, war mir
einfach egal. Im Vordergrund
stand für mich, dass ich weitere
Erfahrungen auf hohem Niveau
sammeln konnte.
Ab wann im Rennen war dir klar,
dass dir die am Ende zweitplat-
zierte Französin letztlich nicht ge-
fährlich werden werden würde?
Ich hatte schon ein gutes Gefühl
während des Rennens. Endgül-
tig sicher war ich mir aber erst im
Ziel. Denn auch auf der letzten
Abfahrt kann bei so einem Event
noch etwas passieren. Deshalb
musst du als Fahrerin auch bis
zur Ziellinie hochkonzentriert
bleiben.
Du giltst als ausgesprochen
gute Renntaktikerin. Legst du
die Taktik vor dem Rennen fest
oder passt du diese während des
Rennens an?
Das mach ich völlig spontan
während des Rennens. Die Tak-
tik hängt ja auch vom jeweiligen
Verlauf ab. Wenn Gegnerinnen
an mir dran hängen, muss ich
anders agieren als mit einem ge-
wissen Vorsprung auf die Konkur-
renz. Am Rad ist auch der Kopf
gefragt.
Was bedeutet dir der WM-Titel?
Natürlich sehr, sehr viel. Aber
über allem steht, dass ich mich
nicht verletzt habe. Gesundheit
ist am allerwichtigsten.
In so jungen Jahren so erfolgreich
– wie sehen da die Ziele für die
Zukunft aus? Willst du möglichst
schnell zu Olympischen Spielen?
Ich bin natürlich hochzufrieden,
wie meine bisherige Rad-Karriere
verlaufen ist. Und ich hoffe, dass
ich auch in den kommenden Jah-
ren die bisher gezeigten Leistun-
gen bestätigen kann. Zum The-
Herbst 2017
Wann startet die Vorbereitung
auf die kommende Saison?
Das weiß ich noch nicht. Das lege
ich in Absprache mit meinem
Trainer Rupert Scheiber fest, der
meine Trainingspläne schreibt.
Jetzt ist erstmal Pause angesagt,
um zu regenerieren. Und meine
Hauptkonzentration gilt nun vor-
erst wieder dem Unterricht am
Sport-BORG in Innsbruck.
Welche Höhepunkte gibt es 2018?
Zunächst einmal wieder die Ju-
nior World Serie, die ich heuer
auch gewinnen konnte. Da gilt
es über die ganze Saison hinweg
konstante Leistungen zu zei-
gen. Dann wird 2018 in Graz die
nächste Europameisterschaft ge-
fahren. Und im September werde
ich versuchen, in der Lenzerheide
in der Schweiz mein Regenbo-
gen-Trikot als Weltmeisterin zu
verteidigen. Ich bin auf alle Fälle
jetzt schon wieder top-motiviert
und freue mich auf die nächste
Saison.
Hinter dir als erfolgreiche Sport-
lerin steht natürlich auch ein
Team. Wer sind die wichtigsten
Helfer?
Ich bin da sehr vielen Personen
zu Dank verpflichtet. Allen voran
meinem Trainer Rupi Scheiber
sowie Obmann Karl Riml und
dem gesamten URC Ötztal so-
wie meinen Trainingspartnern,
die mich täglich besser machen.
Ganz besonders danken muss ich
aber auch meiner Familie, die im-
mer hinter mir steht und die Aus-
übung meines Sports erst mög-
lich macht. Danke sagen möchte
ich zudem meinen Sponsoren für
ihre Unterstützung und auch der
Gemeinde Haiming. Der Emp-
fang nach meinem Weltmeister-
titel war überwältigend. Damit
hätte ich nie gerechnet.
(Text und Fotos: Peter Leitner)
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Das aktuelle Interview - Laura Stigger