Land Tirol sichert Aufarbeitung zu
Spuren der Vergangenheit
D
ie Debatte der letzten
Monate in Sachen TIWAG-
Grundstücke in den Haiminger
Beinkorbwiesen ist sicher an
niemandem vorüber gegangen.
Von der ORF-Sendung „Report“
bis hin zu englischen und rus-
sischen Medien wurde über
die von den Haiminger Bauern
geforderte Aufarbeitung der
Kriegs- und Nachkriegsgeschich-
te, insbesondere über die Ablö-
se bzw. Rückkaufsrechte von
Grundstücken berichtet.
ligen NS-Zwangsarbeiterlagers
in unserer Gemeinde (siehe Fak-
similes).
Muss derart viel Negativpresse
kolportiert werden, um zum
Recht zu gelangen? Kaum einer
bezweifelt, dass die angeklagte
TIWAG mehr rechtliche Mög-
lichkeiten und einen längeren
Atem hat als unsere „Recht“ for-
„Profil“
Die Süddeutsche Zeitung titelte
„Die Wunden der Ve rgangenheit
- NS-Zwangsarbeiter-Lager“. Im
Profil war zu lesen „Nazis rissen
Grund und Boden für einen
Kraftwerksbau an sich.“ Sogar
die Londoner „Times“ berichte-
te über das ehemalige Nazilager
und von der Handl-Speckfabrik
auf dem Gelände des ehema-
„Süddeutsche Zeitung“
dernden Bauern!
Der Unternehmer Christian
Handl kommt hier in jedem Fall
unschuldig zum Handkuss und
viele zukünftige Arbeitnehmer
werden wohl froh sein, dass der
Geschäftsmann nicht den kom-
pletten Standort in Frage gestellt
hat.
Aufgrund der Grabungen und
der Initiative der örtlichen Bau-
ernvertreter hat sich das Land
Tirol bereit erklärt, einen unab-
hängigen Historiker einzusetzen.
Dieser befasst sich mit der Aufar-
beitung der Geschichte rund um
das Lager Haiming
bis hin zu den An-
schuldigungen
an die Westtiroler Kraft-
werke AG.
Die archäologischen Arbeiten
wurden bereits im Winter ab-
geschlossen. Bei den Ausgra-
bungen kamen Reste von Teilen
einer Materialseilbahn, Werk-
stätten, einem Schulgebäude
samt Kellergewölbe und auch
ein Schwimmbecken aus der
Nachkriegszeit zum Vorschein.
Firmenchef Christan Handl be-
absichtigt im Kellergeschoß des
Schulungsgebäudes am zukünf-
tigen Handl-Areal eine „würdige
Dokumentationsstätte“ einzu-
richten.
Das Team des Dorfblattls wird si-
cher auch in den folgenden Aus-
gaben über den aktuellen Status
in dieser Angelegenheit berich-
ten. (Text und Repros: beka)
„Times“
Einladung zur Mitgestaltung
Straßenname gesucht
G
emeinden können durch
Verordnung die in ihrem
Gebiet gelegenen Verkehrsflä-
chen, wie Straßen, Wege, Plätze
und dergleichen, im Interesse der
besseren Orientierung und des
leichteren Auffindens von Ge-
bäuden mit Namen bezeichnen.
So soll die neue Siedlung im
Bereich „Zufahrt Forest Village“
derzeit unter Wiesrainstraße be-
kannt, eine neue Bezeichnung
bekommen. Zur Entscheidungs-
findung sind alle Leserinnen und
Leser herzlichst eingeladen, dem
Gemeindeamt Vorschläge einer
Bezeichnung der Siedlung oder
des Straßenzuges unter bau-
[email protected] mitzu-
teilen! (Text: beka; Foto: Gemein-
de Haiming)
Gebt der Geschich-
te eine
Chance!
E
in Rundflug über
das Bau-Areal von
Speck Handl versetzt mich
immer wieder aufs Neue
in Erstaunen. Es sind ge-
waltige Dimensionen.
Doch zweifelsohne ist es
für eine Wirtschaftsgemein-
de wie Haiming positiv, wenn
sich ein derartiger Leitbetrieb
ansiedelt.
Als äußerst spannend empfinde
ich die aufgekommene Diskussi-
on um das ehemalige Kriegsge-
fangenenlager am betreffenden
Areal. Eben dieses Lager ist un-
trennbar mit der Geschichte von
Haiming verbunden. Und dem
soll auch Rechnung getragen
werden. Als agiles Federvieh fra-
ge ich mich ohnehin schon seit
Jahren, warum des Ganze nicht
schon lange einer entsprechende
Nutzung zugeführt wird. Dies gilt
für das ehemaligen Lager ebenso
wie für den Ambergstollen.
Für diesen gab`s schon vor Jah-
ren geologische Expertisen. Und
die bescheinigten dem Fels eine
durchaus gute Qualität. Ohne
viel Aufwand könnte der Stollen
somit absolut sicher begehbar
gemacht werden. Abenteuerlu-
stige trieben sich ohnehin immer
wieder mal dort rum. Das eine
oder andere rauschende (!) Fest
wurde dort auch schon gefeiert.
Freilich tauchten auch Schnaps-
ideen auf, wie etwa den Stollen
für eine unterirdische Achter-
bahn befahrbar zu machen.
Thema verfehlt, kann ich da nur
sagen! Der Stollen gehört, so wie
eben das einstige Gefangenenla-
ger auch, im historischen Kontext
genutzt.
Ängste, Haiming könnte damit
zu einer Pilgerstätte rechter
Kreise, Alt- und Neo-Nazis wer-
den, erscheinen unbegründet.
Im Berchtesgadener Land gibt`s
auch noch immer Adolfs ehe-
maligen Adlerhorst. Der heißt
inzwischen freilich wieder Kehl-
steinhaus und begeistert durch
seine überragende Rundumsicht
bis weit nach Österreich hinein
und Deutschland hinaus. Von
dortigen Nazi-Anstürmen ist hin-
gegen nichts bekannt.
Historische
Grüße
Dieses Neubaugebiet im Bereich der Zufahrt zum Forest Village sucht nach einem neuen Namen.
Frühjahr 2017
Seite 5
´s Dorfblattl Haiming