Rolling Pin Jan. 2015 | Page 28

VIRGILIO MARTÍNEZ. Iniciativa erforscht, katalogisiert und in die Sammlung für den Martínez’schen Küchenschrank aufgenommen. Auf etwa 3600 Meter Seehöhe, in der Provinz Cusco, entstehen während der Regensaison kleine Frischwasser-Pools, in denen sich diese blau-grünen Algen, die eigentlich gar keine sind, vermehren. In Fakt ist es eine der weltweit einzigen Arten von Cyanobakterien, die essbar sind und als kleine Kügelchen mit einem Durchmesser von ein bis zwei Zentimetern in Erscheinung treten. Während die indige Bevölkerung anhand deren Wachstum vorhersagen konnte, ob es wettermäßig ein gutes oder schlechtes Jahr werden würde, verwendet Martínez die Cushuro, um den weiterverarbeiteten Tunta eine zusätzliche Textur und Tiefe zu geben, die perfekt mit deren etwas erdiger Geschmackstonalität harmonisiert. www.centralrestaurante.com.pe Fotos: Antonio de Loayza Komm, lass den Tiger raus Eine unersetzliche Komponente in vielen Gerichten von Virgilio Martínez (und allgemein in Peru) ist die Leche de tigre. Eine säurebasierte Marinade für Fisch und Meeresfrüchte, die klassischerweise für Ceviche eingesetzt wird. Während der Otto-Normal-Peruaner-und-Koch dafür Zitrusfrüchte hernimmt, die erst mit den Spaniern nach Peru eingeführt wurden, ist es bei Martínez die Tumbo, die Bananenpassionsfrucht, die für die Marinade verwendet wird. Die Leche de tigre kommt dabei in verschiedenen Kombinationen auf den Tisch. Die ungewöhnlichste wird durch die Milch von Kaktusblättern so in ihrer Textur verändert, dass sie als Shot serviert wird. Da vorher von der massigen Fülle an Produkten Perus die Rede war: Alleine von Mais gibt es weit über 4000 Sorten. Der violette Mais, auch Kculli genannt, wird dem Oktopus an die Seite gestellt – bei dem Gang „Diversity of Corn“ geht es da ein wenig verschachtelter zu. Für Maishippe, -mousse und -cracker werden bis zu 15 verschiedene Sorten zusammengemengt. Was den Namen erklärt, der auch wegen der extremen Texturvielfalt fällig gewesen sein könnte. Dass Peru nun in den Dunstkreis der Gourmet-Kreise geraten ist, macht Martínez nicht uneingeschränkt nur Freude. Denn ein Trend ist dazu geschaffen, in