PRAXIS
redbull flugtag
Heizraum neben seiner Werkstatt, ohne den dieses Bauvorhaben in keinem Fall durchführbar gewesen wäre; 10 Meter Spannweite darf man wirklich nicht unterschätzen, mit
Flugmodellbau hat das nicht mehr viel gemeinsam. Noch
in der ersten Augustwoche entstand die erste Flächenhälfte.
Die Holme und die Steckung wurden von mir vorbereitet.
Da ich trotz großem VW Bus keine 5 Meter Holme führen
hätte können, habe ich sie geteilt gebaut, und so zu Christian geführt. Ab dem Zeitpunkt spielte sich der ganze Bau
bei ihm ab. Zuerst wurden die beiden Holmteile mit dem
Profilmittelteil verklebt. Als Haupt-Klebstoff diente uns PUSchaum aus der Pistole, die gut zu verschließen und zu reinigen war. Bis zur Fertigstellung wurden 6 PU-Kleber Kartuschen verarbeitet. Zu Beginn war ich etwas skeptisch, aber
nachdem die erste Flächenhälfte fertig war, waren alle Zweifel verflogen. Durch die großflächige Verklebung von 3mm
Depron Platten als Beplankung bekam die Tragfläche, trotz
1,6 Meter Tiefe, eine überraschend hohe Torsionsfestigkeit.
210 mm Profildicke wirkten sich doch sehr positiv aus. Ziemlich viele Arbeiten konnten mit der Styroschneide erledigt
werden. Auch die Lehre für die Steckung, deren Abstand
genau passen musste, wurde aus Roofmate geschnitten. Ein
großer Vorteil des Computerzeitalters. Wenn man einen Bezugspunkt hat, kann man auf dem aufbauen, und alle Teile
mit Computer gesteuerten Maschinen fertigen. Nachdem
auch die zweite Tragflächenhälfte fertig war, wurde die Waage befragt. Die Schätzungen reichten von 16 bis 30 kg, was
einen Flug unmöglich gemacht hätte. Eine Tragflächenhälfte
hatte aber nur 5,7kg, inklusive Steckung hatte die gesamte
Tragfläche somit nur 12,2kg, ein sensationeller Erfolg.
Rumpf
Der August war erst drei Wochen alt, und es ging zügig
weiter. Die Styroteile für den Rumpf waren bereits alle geschnitten. Als Ober- und Untergurt wurden Pappelsperrholzbahnen mit CFK Rovings überlaminiert, und mit stehenden
und ausgekreuzten Spanten, wie bei einem Fachwerksträger,
verbunden. Zwischen den Spanten wurden als Stütze Styroporplatten eingesetzt, 2 cm stark, innen nur durch einzelne
Füllstücke verbunden und alles mit PU-Schaum verklebt,
um Gewicht zu sparen. Die Rumpfspitze bildete der Kopf
des Avatar Drachen, den Christian und Jan in vielen Stunden gebaut und mit beweglichem Maul für die Bühnenshow
ausgebildet haben. Dieser Kopf war ein regelrechtes Kunstwerk. Die Steckung für die Tragflächen und die Montagewinkel für die beiden Höhenleitwerke wurde auf den oberen
Rumpfgurt aufgesetzt. Dabei wurde das Höhenleitwerk mit
0 Grad, und die Tragfläche mit den errechneten 2,1 Grad
positiver EWD angesetzt, damit bei Nullauftrieb der Rumpf
leicht nach unten schaut. So wurde dann auch der Drache
auf den Startwagen gesetzt, um eine gute Startposition zu
haben.
Fast alles wurde mit PU-Schaum verklebt, um
Gewicht zu sparen.
Der Rumpf erhält seine Grundfarbe.
Die Rumpfverschönerung wird angebracht,
ausgebildet aus 3 cm Styroporplatten.
Jan beim Ausfertigen des Finishs, wir nähern
uns dem Event.
Der gesamte Rippensatz, 7 Stunden war die
Fräse im Einsatz.
Sonntag, 23.09.2012. Alles ist flugfertig.
Leitwerke
Anfang September wurde das Bespannmaterial für die
Leitwerke, 10 Meter Polyesterflies und eine Dose Spannlack
besorgt. Die Rippen wurden bereits zu Baubeginn gefräst
und warteten auf die Verarbeitung. Ziel war es, so leicht wie
möglich zu werden, um als Pilot so nahe wie möglich am
Schwerpunkt zu sein. Dies wurde zusätzlich noch durch die
sehr starke Vorwärtspfeilung begünstigt, andernfalls wäre es
unmöglich gewesen, zentral am Fluggerät zu sitzen. Bis zu
96 prop 1/2013
Die beiden Leitwerke, gut zu sehen sind Hauptund Stützholm am stehenden Teil.
Diese Plakette musste am Fluggerät angebracht
werden, sonst bekam man keine Startfreigabe.
dem Zeitpunkt war das alles aber nur Theorie, die sich erst
in der Praxis, wenn das Flugzeug fertig war, beweisen musste. Im Aufbau wurden für die beiden Höhenleitwerke zwei
Holme verwendet, der Hauptholm an der Trennung zwischen Leitwerk und Ruder, und der Stützholm 70mm hinter
der Nasenleiste, der für die Krafteinleitung vom vorderen
Montagepunkt zuständig war, und bis zur halben Spannweite geführt wurde. Die Rippen wurden so vorbereitet, dass
Kiefernleisten an Ober- und Unterseite eingesteckt, und mit
Stützstegen, ebenfalls aus 4mm Pappelsperrholz, verbunden
wurden. Als zusätzliche Sicherheit wurden noch je vier CFK
Rovings auf die Kiefernleisten laminiert. Die Bespannung
der vier Teile verlief recht unspektakulär, der einzige unangenehme Nebeneffekt war die Gasmaske, die beim Auftragen auf die Rippen über mehrere Stunden getragen werden
musste. Nachdem alle Teile bespannt, und der Spannlack abgelüftet war, wurden Leitwerke und Ruder aufgehängt, und
mit verdünntem Spannlack mit der Sprühpistole lackiert.
Wäre mit einem Pinsel gearbeitet worden, hätte das mehrere
Dosen benötigt, und wesentlich mehr Gewicht bedeutet. Um
eine gute Vorgrundierung zu erreichen, wurde gleich weiße
Farbpaste beigemischt. Die Spannkraft war ausgezeichnet.
Das Polyesterflies (32 g/m²), war überraschend druckfest.
Bis zum Einsatz ist nur ein einziges Loch entstanden, beim
Versuch, das umfallende Leitwerk aufzufangen. Der detaillierte Bau inklusive Bilder der Leitwerke ist ebenfalls auf der
Website dokumentiert.
Fertigstellung
Nachdem wir alle Teile fertig hatten, waren noch 5 Tage
Zeit bis zur Veranstaltung. Fast alle Teile waren auch schon
lackiert. Bis auf die Steuerung und den ersten vollständigen
Zusammenbau war das Flugzeug also fertig. In der verbleibenden Woche musste noch der gesamte Startwagen gebaut werden, der uns zusätzliche 4 Meter Startüberhöhung
verschaffte. Die Steuerung musste angefertigt und verbaut
werden, danach wurde das leere Flugzeug ausgewogen, um
Der fertige
die Sitzposition des Piloten festzulegen. Und dann kam der Kopf unseres
große Moment. Alles wurde abgewogen, um das Gesamtge- Flugdrachen,
wicht, ebenfalls nötig für die
ein Kunstwerk
Schwerpunktbestimmung,
zu ermitteln. Am Montag,
den 17.09.2012 wanderte
um 23:10 der letzte Teil, der
Rumpf, auf die Waage. Nach
der Addition standen unter dem Strich 27,67 kg. Ein
sensationelles Ergebnis; wir
haben zu fünft, in nur sieben
Woche