PRIORI Reisen - Madagaskars Lebensfreude spüren! 2017 | Page 37

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SAVA, DIE DUFTENDE

Im Vanilledreieck von Madagaskar
Etwas vergessen und doch so variationsreich ist der Nordosten von Madagaskar. SAVA steht für die Anfangsbuchstaben der vier wichtigsten Städte Sambava, Antalaha, Vohémar und Andapa. Hier befindet sich die weltweit wichtigste Zone für den Anbau von Vanille.
Vanilledüfte parfümieren den besinnlichen Ort Antalaha, an dessen sandigem Saum der Indische Ozean plätschert. Im Hinterland sammelt ein Fluss Wasser aus Tälern, deren Flanken mit Vanilleplantagen, Litchibäumen, Kaffee und Pfeffer bedeckt sind. Tausend Farbnuancen tarnen die Pflanzenwelt.
Der Vanille begegnen wir auf Schritt und Tritt. Die Region SAVA atmet den Duft der Vanille und ist mit diesem schwarzen Tropengold das ganze Jahr über beschäftigt: Plantagenunterhalt, Ernte, Verarbeitung. Dann machen sich die schwitzenden schwarzen Vanilleschoten auf zu ihrer Reise hinaus in alle Erdenteile und hinein in die Gastronomie von Küchen aller Niveaus.
Wie ein satter Naturpfropfen sitzt der königliche Marojejy inmitten der SAVA und lässt sich von seinen Hügeln umwallen. Der Weg hinauf zum 2132 müM gelegenen Gipfel ist ebenso eine Reise durch verschiedene Vegetationszone, wie auch eine Tour durch die Erdgeschichte. Fotografen und Tierliebhaber kommen auf ihre Kosten, wie auch Pflanzenliebhaber. Der oft wolkenumhüllte Marojejy hat noch so manches Geheimnis in seinem tropengrünen Pflanzenmantel versteckt.
Die kleinen Städte Andapa und Antalaha sind bescheidene Perlen am Indischen Ozean. Hier zu verweilen und zu sehen, wie sich das Leben am Strand, auf dem Markt und in den Strassen abspielt, ist ein beschauliches Erlebnis voller Überraschungen.
Die sehr isolierte Region SAVA sollte man nur mit Zeit im Gepäck besuchen. Der Flugplan ist so stabil wie die Börsenkurve und daher ist ein satter Zeitpuffer unbedingt einzuplanen. Es gibt keine seriöse Schiffsverbindung dorthin und die einzige Zufahrtsstrasse ist, nunja, sie ist wie sie ist. Unvergesslich!
MaColline, Herzblut im Dschungel Im Norden von Antalaha erhebt sich, wie ein grosser Mäusehaufen, ein Hügel, begrenzt von einem Fluss und dem Indischen Ozean. Hier hat Marie-Hélène Kam Hyo Zschocke im Herbst ihres Lebens ihre wirkliche Lebensaufgabe gefunden. Also ob sie sich nicht schon ihr ganzes Leben lang für Menschen und Natur eingesetzt hätte.
Marie-Hélène wuchs als Tochter chinesischer Immigranten in Adapa auf und studierte dann in Frankreich Pharmazie. Doch sie blieb nicht, wie viele andere in Frankreich, sondern kehrte zurück und baute in Antalaha die beste Apotheke von ganz Madagaskar auf. Übrigens ist sie eine der ersten ausgebildeten Apothekerinnen des Landes. Nebst Beruf und Familie engagierte sie sich für Leprakranke, für Schulkinder, für das Lokalradio, für den Anschluss ans Mobiltelefonnetz. Dann auch für Aufforstungen, Pflanzen und Botanik.
Es ergab sich, dass sie den Pflanzhügel eines französischen Colons erwerben konnte und dieser Flecken Erde hat ihr Herz so erobert, dass sie seither alle Energie aufwendet, um ihn zu einem Pflanzenmuseum zu machen, zu einer Pflanzenapotheke und einem lebenden Buch der Flora. Sie begann, den Hügel mit seiner vernachlässigten Kaffeeplantage mit Pflanzen aller Art zu bestücken. Inzwischen ist ein Naturgarten entstanden, der von Schulklassen gern als biologisches Lehrbuch benutzt wird.
MaColline ist inzwischen eine Attraktion, die zu jedem Besuch in Antalaha gehört. Ein Lehrpfad führt über den Hügel und auf wenigen hundert Metern lernen die Besucher eine Vielzahl an Pflanzen kennen. Die Guides erklären die Flora in all ihrer Varietät und wenn Marie- Hélène mit dabei ist, dann reihen sich Geschichten an Geschichten und man spürt: hier hat die Apothekerin ihre wahre Berufung gefunden.
Marie-Hélène hat mehr Feuer als der Karthala und mehr Energie als tausend Zebus. Ihr Geist sprüht vor Ideen und hätte sie nochmal soviel Zeit wie sie schon hatte, dann würde sie nicht Madagaskar, sondern das Weltall umkrempeln. Und es ist absolut denkbar, dass ihr das gelingen würde.