PhotoWeekly 51/2017 | Page 26

Praxis

WILDLIFE presented by

Alex Ahrenhold , Wildlife-Fotograf

Gut getarnt ist halb gewonnen

In der letzten Folge dieser Serie haben wir begonnen , durch Futter Vertrauen zu den Eichhörnchen aufzubauen . Heute geht es endlich ans Fotografieren .

Wer sich nicht richtig vorbereitet , wird schnell frustiert sein : Die Tiere laufen oder fliegen davon , ohne dass du auch nur

In der „ Capture the Wildlife “ - Facebook-Gruppe kannst du dir von anderen Wildlife- Fans und Profi- Fotografen Tipps und Tricks holen . die geringste Chance auf ein Foto hast . „ Tarnen und Täuschen “ lautet hier die Devise .

Jedes Tier hat spezielle Sinnesleistungen , auf die es sich verlässt : In einer Natur , in der es ums Fressen und Gefressen werden geht , kann jede noch so kleine Unachtsamkeit verheerende Folgen haben . Tiere nehmen sofort Reißaus , bevor wir sie auch nur ansatzweise entdeckt haben . Fotografen müssen also einen Weg finden , dicht an unsere Motive heranzukommen , ohne dass diese uns bemerken . Tarnung ist

Mit der richtigen Tarnung , die ideal an die Umgebung angepasst ist , entstehen großartige Fotos .

hierbei ein wichtiger Punkt . Dabei können zum Beispiel Rehe gar nicht so gut sehen – es sieht nur , dass sich etwas nähert , es kann jedoch nur Konturen erkennen . Wenn wir diese Konturen auflösen , werden wir auch nicht entdeckt . Dies funktioniert mit passender Tarnkleidung hervorragend . Ich bevorzuge eine Jacke mit „ Realtree “ -Tarnung.

Rehe sind in der Lage , untereinander zu kommunizieren . Droht Gefahr , dann stellt das Reh die weißen Haare am Hinterteil , den sogenannten Spiegel , auf . Somit reagiert Rehwild sehr empfindlich auf helle Flächen . Unser Gesicht oder die hellen Flächen unserer Hände sind ebenfalls helle große Flecken , die dem Reh sehr schnell auffallen . Tarnhandschuhe und eine Tarnhaube können hier Abhilfe schaffen .

Hohes Gras , Büsche oder auch Gräben eignen sich hervorragend , um sich darin zu verstecken .

Der Sehsinn ist leider nicht das Einzige , auf das sich die Tiere verlassen . Auch die Ohren haben teilweise faszinierende Fähigkeiten . Ein Fuchs hört so gut , dass er Mäuse unter Schnee lokalisieren kann ! Jeder kleine Fehltritt kann ein Knacken hervorrufen und das Motiv verjagen . Teilweise lohnt es sich , die Schuhe auszuziehen , um mit viel Gefühl an das Tier heranzukommen .

Was aber noch besser funktioniert , ist das Nutzen von Umgebungsgeräuschen . An windigen Tagen rauschen die Blätter – Lärm , der meine Schritte gegebenenfalls übertönt . Der Wind ist wohl der wichtigste Erfolgsfaktor in der Fotografie von Säugetieren . Riecht es nach Mensch , verschwinden die meisten Tiere sofort und lassen sich so schnell nicht wieder blicken . Also lautet die oberste Priorität : Sorge dafür , dass das Tier dich nicht riechen kann . Mit Seifenblasen , trockenem Gras oder Sand kannst du vor dem Annähern an das Tier den Wind prüfen . Weht der Wind die Seifenblasen vom Tier weg , hast du guten Wind . Weht die Blase zum Tier , kannst du dir sicher sein , dass das Tier dich bald riechen wird , die Erfolgschancen für ein Foto sinken rapide .

Tiere , die sich regelmäßig am selben Orten aufhalten , solltest du mit Hilfe eines festen Tarnverstecks zu fotografieren versuchen . Du bist im Zelt hervorragend getarnt – wenn du einigermaßen stillsitzt , gibst du auch keine Geräusche von dir . Lediglich den Wind musst du noch beachten . So hast du die besten Chancen , Tiere ganz natürlich und entspannt vor die Linse zu bekommen .

Noch mehr von und mit Alex Ahrenhold , Wildlife-Fotograf : www . rollei . de / blog