Praxis
PHOTO KLASSIK
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Bruno Estatoff:
Vielseitige Vorliebe
Die neue Werbekampagne für L‘Oréal wurde
komplett analog fotografiert. Im Gespräch
erzählt uns der Fotograf, warum.
Text: Marwan El-Mozayen, Fotos: Bruno Estatoff
Schon immer hat die Modein-
dustrie der Frisur Ihrer Kun-
dinnen eine besondere Aufmerk-
samkeit geschenkt. Es ist daher
selbstverständlich, dass die Mo-
defotografie hier einen ihrer
Schwerpunkte setzt.
Der französische Haarstylist
und Trainer für L’Oréal Hairdres-
sers sowie Modefotograf, Bruno
Estatoff, ist genau in beiden Be-
reichen zu Hause. Zusammen
mit seinem Geschäftspartner be-
treibt er acht Friseursalons in
Lyon. Bruno ist ein Mensch, der
im Privaten wie auch bei seiner
Arbeit einer festen Philosophie
folgt. Er unterscheidet dabei in
seiner kreativen Vorgehenswei-
se nicht zwischen der Tätigkeit
Frisuren – fast
schon magisch
ziehen sie unsere
Blicke an! Ganz
unbewusst können
sie Sympathie und
Antipathie erzeu-
gen, Protest oder
Angepasstheit
ausdrücken.
Der weltweite
Umsatz mit Haar-
produkten ist
riesig – entspre-
chend wichtig ist
das Marketing.
Auch Kunden
honorieren die
filmbasierte Arbeit
von Bruno Estatoff.
Sie spüren, dass so
etwas ganz Beson-
deres entsteht.
als Hairstylist oder als Fotograf.
Kreativität ist genauso gefragt
wie handwerkliche Fähigkeiten,
ein hohes Maß an Präzision und
Schnelligkeit. In ganz ähnlicher
Weise findet er alle diese ihm ver-
trauten Tugenden in der filmba-
sierten Fotografie wieder.
Auf die direkte Frage nach dem
Grund, warum er die Arbeit auf
Film für sich persönlich bevor-
zugt, geht der sympathische
52-Jährige lange in sich, um
mich dann mit einer sehr langen
Antwort zu überraschen. Bruno
Estatoff: „Es ist immer schwer,
eine spontane Vorliebe für et-
was genau zu erklären. Vor allem
dann, wenn es um den Kunst-
begriff oder Ästhetik geht. Nach
„Ich empfinde
mich selbst erst
als wirklichen
Fotografen, seit-
dem ich auf Film
fotografiere“, sagt
Bruno Estatoff.
meinem ganz persönlichen Da-
fürhalten ist einer der Gründe für
die aktuelle Rückbesinnung auf
die Filmfotografie dem Umstand
geschuldet, dass das Medium
Film uns als Menschen in einer
intensiven und besonderen Weise
einen kreativen Prozess hautnah
erleben lässt. Dieses Nachdenken,
diese Spannung, die Umsetzung
der Idee in meinem Kopf, ohne ei-
nen Monitor blind arbeitend, aber
auch gleichzeitig die haptische
Rückmeldung der mechanischen
Vorgänge der Kamera mit den
damit verbundenen Geräuschen.
Es mag verwunderlich klingen,
aber ich spürte plötzlich hautnah
die kreative Kraft, die, wie in ei-
nem Adrenalinrausch, mein Herz
schneller schlagen lässt und mit
dem Drücken und dem Klickge-
räusch des Auslösers im exakt
richtigen Moment abschließt.
Diese Achterbahn der Gefühle en-
det nicht mit dem Ende des Shoo-
tings, sondern geht in ähnlicher
Weise bei der Bildauswahl auf
dem Leuchttisch weiter. Ich bin
jedes Mal aufs neue begeistert.
Um es kurz zu fassen: Warum
fotografiere ich auf Film? Aus
dem gleichen Grund, warum ich
Frauen liebe, Wellenreiten und
Lachen. Es macht mein Leben
einfach glücklicher. Etwas was
ich bei der digitalen Fotografie
nie finden konnte.“
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