PhotoWeekly 44/2017 | Page 29

Model : Anna von Klinski
Model : Caro Vitus Model : Jasmin Isabel Model : Fynn Tastic Model : Samira Chiara Tex / Mrs , Gravedigger

Interview

NINA SCHNITZENBAUMER 29

„ Wer sich selbst zur Marke macht , ist irgendwann unvergleichbar !“

Nina Schnitzenbaumer

Model : Anna von Klinski

Mit über 100.000 Followern in den sozialen Netzwerken gehört Nina Schnitzenbaumer zu den bekanntesten deutschen Fotografinnen .

Interview : Linda Schröder

Erfolgreich als Fotografin und im Internet : PhotoWeekly spricht mit Nina Schnitzenbaumer über Fluch und Segen der sozialen Medien , ihren Werdegang und warum Selbstvermarktung heute genauso wichtig ist wie ein gutes Foto .

Coachings , Workshops , Videos , Podcasts , Shootings : Wie lang ist eigentlich dein Arbeitstag ? Arbeitstage bei mir sind wirklich immer unterschiedlich . Ich habe keinen „ Standard-Arbeitstag “, wo ich auch sehr glücklich drüber bin . Seit Mai habe ich mit Denise

Zur Person :

Nina Schnitzenbaumer ist 1991 geboren , Porträtfotografin und Coach für Kreative . In ihrem Atelier in der Nähe von Darmstadt gibt sie regelmäßig Workshops . eine Festangestellte , die mir sehr viel organisatorischen Aufwand abnimmt . Der Vormittag gehört dem Abarbeiten von Mails , der Pflege meiner Social-Media-Kanäle und der Planung neuer Aktivitäten – aktuell beispielsweise mein Podcast und ein Hörbuch . Im Anschluss widme ich mich neuen kreativen Produkten . Wenn man zu sehr in einen „ Abarbeitungs-Modus “ gerät , vergisst man schnell , kreativ in die Zukunft zu schauen . Ab dem Mittag beginnt für mich deshalb das „ kreative Träumen “. Dafür nehme ich mir bewusst Zeit . Zusätzlich fotografiere und coache ich , dies sind momentan meine zwei Steckenpferde . Ich coache Fotografen und Kreative , die ihr Business weiterentwickeln möchten , bin viel unterwegs .

Wenn du auf deine Karriere schaust : Worauf bist du besonders stolz ? An was erinnerst du dich nur mit Schrecken ? Das lässt sich sehr gut an einem Event beschreiben . Ein Ereignis , welches mir nachhaltig schlecht in Erinnerung geblieben ist , ist die photokina 2014 . Die Messe in 2016 dagegen war eines der Highlights aller Veranstaltungen , die ich besucht habe . 2014 war meine erste photokina , ich wollte unbedingt Workshops

„ Ab Mittag wird kreativ geträumt .“ und Kurse auf der Bühne geben , hatte aber keine Ahnung , wie man Kooperationen mit Firmen eingeht und wurde auch von

fast allen abgelehnt . Die photokina 2016 dagegen bedeutete für mich das komplette Gegenteil : Ich habe gelernt , dass es sich bei der Zusammenarbeit mit Firmen immer um ein Geben und Nehmen handelt – jeder sollte einen Mehrwert für den anderen bieten .

Porträts gibt es zu Hauf . Doch deine Bilder erkennen tausende Menschen auf den ersten Blick . Was zeichnet ein „ Nina-Schnitzenbaumer-Porträt “ aus ? Ich denke , dies ist ein Zusammenspiel vieler Dinge : Licht , das Model und dessen Ausdruck , Stylings , Bildaufbau und Farben spielen in meinen Bildern die entscheidende Rolle . Ich nutze maximal zwei Hauptfarben , welche sehr entsättigt sind , arbeite mit Gegenlicht , versuche harte Schatten zu vermeiden . Weiches Licht ist mir besonders wichtig . Dabei ist mir die Lichtquelle egal , der Lichtformer ist eher entscheidend .

Das klassische Schnitzenbaumer- Porträt ist ein Zusammenspiel ...

... aus Licht , Model und Styling .

Emotionen spielen nicht nur in deiner Fotografie eine wichtige Rolle . Was rätst du einem jungen Menschen in deinen Workshops und Coachings ? Erstens : Halte dich nicht zu lange mit Kleinigkeiten auf ! Die Erstellung der Website und eines eigenen Logos sind zwar wichtig , die Zeit zu nutzen , um Kunden zu generieren aber wichtiger . Und zweitens : Trau dich , dich zu zeigen , vor allem online ! Es gibt immer bessere , aber wer sich selbst zur Marke macht , ist irgendwann unvergleichbar .

Ist die Fähigkeit , sich zu vermarkten , heute genauso wichtig , wie sehr gute Fotos zu schießen ? Ich finde es tatsächlich wichtiger , denn es bringt nichts , wenn du gut bist , dich aber keiner kennt . Wer tolles Marketing betreibt , sorgt dafür , dass man die Marke und dich als Person wahrnimmt , nicht zwangsläufig die Qualität der Bilder im Vergleich zu anderen Künstlern . Natürlich ist es von Bedeutung , gute Bilder zu machen – eine Kombination aus guten Bildern und gutem Marketing bringt den Erfolg .

Dein eigener Facebook-Kanal umfasst mittlerweile über 70.000 Fans , bei Instagram sind es nochmal 30.000 . Hand aufs Herz : Was sind für dich „ Fluch und Segen “ der sozialen Medien ? Ein entscheidender Segen ist definitiv : Ich weiß immer wo der Schuh drückt , ich bin Teil der Community . Ich merke , an welchen Stellen meine Follower und Teilnehmer der Coachings Bedarf an Weiterbildung haben , was sie bedrückt , wo ich sie unterstützen kann . Diese Nähe habe ich ohne Community nicht . Natürlich habe auch ich die Tage und Stunden , in denen ich am liebsten etwas Abstand nehmen würde , um mich auf andere Projekte zu konzentrieren . Dann merke ich aber ganz schnell wieder , dass ich meiner Community etwas zurückgeben möchte und widme mich der Pflege meiner Social-Media-Kanäle daher mit großer Leidenschaft . Ich bin mir bewusst , dass wenn meine Community nicht da wäre , ich meinen ( Traum- ) Job so nicht ausüben könnte .

Nina setzt bei ihren Porträts vor allem auf ...

Model : Caro Vitus Model : Jasmin Isabel Model : Fynn Tastic Model : Samira Chiara Tex / Mrs , Gravedigger

... entsättigte Farben und weiches Licht .