PhotoWeekly 11.09.2019 | Page 28

ZUBEHÖR 28 KAUFBERATUNG Kameraeinstellungen aus der Ferne steuern Test Es gibt viele Aufnahmesituationen, in denen es sinnvoll ist, die Kamera aus einiger Entfernung zu bedienen. Wir zeigen dir das passende Zubehör. Von Thomas Probst Wenn wir von einer Fernsteuerung sprechen, meinen wir in diesem Fall nicht den klassischen Kabel- oder Funkfernauslöser, der neben dem Aus- lösen der Kamera vielleicht auch noch eine Time- lapse-Aufnahme starten kann. Die Rede ist viel- mehr von speziellen Apps, WLAN-Tools und kabel- gebundenen Lösungen, über die du zahlreiche wichtige Einstellungen deiner Kamera verändern kannst. Wann kann eine Fernsteuerung von Nutzen sein? Zum Beispiel dann, wenn du gerne Tiere foto- grafierst und diese nicht durch deine Bewegungen hinter der Kamera verscheuchen möchtest (Bild oben). Oder ganz einfach, wenn du alleine oder mit Freunden unterwegs bist und hin und wieder auch mal selbst auf den Fotos zu sehen sein möchtest. Sogar im Fotostudio kann die Fernsteuerung Zeit sparen. Zum Beispiel dann, wenn du ohne einen As- sistenten arbeiten musst und beim Einstellen der Lampen und bei der Positionierung deines Modells jederzeit das Live-Bild deiner Kamera über dein Smartphone oder dein Tablet kontrollieren möchtest. Die preiswerte Lösung Die WLAN-Apps der Kamera-Hersteller So gut wie jede neue Kamera, sei es eine Spiegel- reflex oder ein spiegelloses Modell, ist inzwischen mit einem eingebauten WLAN-Modul ausgestattet. Dazu bieten die Hersteller eigene Apps für die Be- triebssysteme Android und iOS an, die du dir kostenlos auf dein mobiles Endgerät, wie etwa ein Smartphone oder ein Tablet, la- den kannst. Waren diese Apps vor einigen Jahren noch lediglich mit rudimentären Einstellmög- lichkeiten versehen, haben die Hersteller inzwischen nachge- bessert. Die aktuellen App-Ver- sionen bieten dir in den meisten Viele Kamera-Her- Fällen Zugriff auf die Blende steller bieten kos- und die Verschlusszeit, auf die tenlose Apps zur Fernsteuerung an, ISO-Empfindlichkeit, den Autofo- wie hier Nikon mit kus und auf den Auslöser. Man- der „SnapBridge“- che Apps bieten sogar noch mehr. App für iOS und Android. In Kombination mit Kompaktka- meras lässt sich teilweise sogar die Zoomposition einstellen. Wer lediglich hin und wieder mal ein Selbstporträt mit der Kamera auf- nehmen oder etwa die Vögel in seinem Garten beim Anflug auf die Futterstelle ablichten möchte, der wird mit diesen Grundeinstellungen sicherlich gut auskommen. Einziger Haken: Aus Erfahrung wissen wir, dass der erste Verbindungsaufbau zwischen Kamera und App bei manchen Herstellern nicht immer rei- bungslos funktioniert. Ist die Verbindung aber einmal hergestellt, macht die Fernsteuerung per Kamera- App durchaus Freude. Solltest du mit einem älteren Kamera- modell arbeiten, das noch kein eingebautes WLAN-Modul besitzt, Für ältere Kameras dann besteht eventuell die Mög- gibt es teilweise lichkeit, dass der Hersteller klei- externe WLAN- ne, optionale WLAN-Module an- Module, wie das bietet, die sich dann wieder per WU-1a von Nikon. App steuern lassen. Wer zum Bei- spiel eine Nikon D7100 besitzt, kann seine Kamera mit der WU-1a-Fernsteuerung nachrüsten. Mit dem Case Air hat der Hersteller Tether Tools ein kleines und leichtes WLAN-Modul vorgestellt, das sich entweder oben auf den Zubehörschuh der Ka- mera stecken lässt oder seitlich über eine Trage- schlaufe befestigt werden kann. Anschließend wird es über ein mitgeliefertes USB-Kabel mit der Kamera verbunden. Das WLAN-Modul ist für vie- le Kamera-Modelle von Canon und Nikon erhält- lich. Das schließt auch die neuen spiegellosen Voll- format-DSLMs wie eine Canon EOS R und RP und die Nikon-Modelle Z 6 und Z 7 mit ein. Sollte der im WLAN-Modul eingebaute Akku bei längerem Betrieb langsam leer werden, lässt sich per mitgeliefertem USB-Kabel, das über insgesamt drei USB-Anschlüsse verfügt, zusätzlich eine optio- nale externe Stromversorgung wie beispielsweise eine Power- Bank anschließen. Bedient wird die Kamera über die kostenlose App „Case Remote“, die für die Be- triebssysteme Android und iOS, aber auch für Windows Die kostenlose App des „Case Air“-Mo- erhältlich ist. Damit lässt sich die duls ist für Android, Kamera über das Case-Air-Mo- iOS und Windows dul auch per Notebook und PC erhältlich. steuern. Die App überträgt das Live-Bild der Kamera und bietet reichlich Einstelloptionen. Neben den Belichtungs- einstellungen, die auch die kostenlosen Apps der Kamera-Hersteller ermöglichen, bietet diese App Funktionen wie Bracketing, HDR-Belichtungsreihen, Lang- zeitbelichtungen und die An- fertigung von Aufnahmen für ein Focus Stacking. Darüber hinaus gibt es eine Intervall- Funktion, um zum Beispiel hinterher daraus ein Time- lapse-Video zu erstellen. Bilder lassen sich nicht nur automatisch als JPG, son- Das „Case Air“- dern, je nach Endgerät, auch Modul kann zum als RAW-Dateien übertragen. Beispiel mithilfe einer Das Case Air-System kostet Schlaufe an der Kame- ra befestigt werden. rund 180 Euro. Tether Tools Case Air Umfangreiche Einstellmöglichkeiten Der CamRanger mini bietet erst einmal einen ähn- lichen Funktionsumfang wie das Case Air-Modul von Tether Tools. Über die kostenlose „Camranger- Mini-App“ für Android, iOS und Windows kannst du die Belichtung steuern, HDR- und Intervallauf- nahmen starten, die Fokussiermethode wählen, das Bildformat wechseln, Videos aufzeichnen und noch einiges mehr. Auch beim CamRanger mini wird das Live-Bild auf das mobile Endgerät, das Notebook oder einen PC übertragen. Laut Hersteller beträgt die Reichweite des WLAN- Moduls 120 Meter. Damit hätte es eine größere Reichweite als das Case- Air-Modul mit 45 Metern. Allerdings fällt der Cam- Der CamRanger Rager mini mit einem Preis mini ist klein und von rund 250 Euro auch ein leicht, fällt für gutes Stück teurer aus. rund 250 Euro aber Warum könnte der CamRanger hochpreisig aus. trotzdem eine empfehlenswerte Alternative sein? Als Zubehör gibt es von CamRanger einen motorisierten Stativkopf, dessen Schwenk- und Neigungswinkel über den CamRanger mini und die dazugehörige App gesteuert werden können. Das könnte für Architektur und Landschaftsfotografen nützlich sein. Der CamRanger mini ist, wie das Ca- se-Air-Modul, nur zu Canon- und Nikon-Kameras kompatibel. Ab dem 16. September 2019 soll laut Her- steller aber der neue CamRanger 2 auf den Markt kommen. Der wird dann zusätzlich auch für Kame- ras von Fujifilm und Sony erhältlich sein. Die kostenlose „Camranger-Mini“- App umfasst viele Funktionen und zeigt das Live-Bild der Kamera. Das PhotoWeekly-Fazit „Oft reicht die simple App der Kamera-Hersteller.“ Thomas Probst, Zubehör-Experte Die Fernsteuerung der Kameras ist eine tolle Sache. Sie ermöglicht Tier-Aufnahmen, die sonst vielleicht gar nicht möglich wären und kann auch auf Reisen eine Hilfe sein. Für die meisten typi- schen Aufnahme-Situationen dürften die Fern- steuer-Apps der Kamera-Hersteller vollkommen ausreichen. Wer nur kurz ein Selbstporträt auf- nimmt oder die Vögel im Garten fotografieren möchte, muss dafür nicht extra Geld ausgeben. Die Apps der Kamera-Hersteller sind zwar nicht sonderlich komfortabel – der Funktionsumfang reicht aber meist aus, um die Belichtung auch mal manuell einzustellen. Für wen eignen sich also das „Case Air“-Modul und der „CamRanger mini“? Beide Module richten sich an erfahrene Natur-, Tier- und Makro-Fotografen, die wirklich häufig eine Fernsteuerung benötigen und auch spezielle Funktionen wie Focus Stacking und HDR-Reihen steuern möchten. Das „Case Air“-Modul ist dabei gute 70 Euro günstiger als der „CamRanger mini“. Da es trotzdem viele Spezial-Funktionen mit- bringt, ist das „Case Air“-Modul im direkten Ver- gleich unser Preis-Leistungs-Tipp. CamRanger mini Mit Panorama-Kopf kombinierbar