PhotoWeekly 09.06.2021 | Page 2

Aktuell

EDITORIAL 02

Wolfgang Heinen & Florian Schuster , Herausgeber

Die Mutter aller Objektive

Aktuell schießen Wechselobjektive der 50-mm-Brennweiten-Klasse aus dem Boden wie Pilze im warmen Sommerwald . Was ist dran an den für Vollformat berechneten 50-mm-Standards ? Auf jeden Fall mal ordentlich Lichtstärke , bei 1:1,8 geht es los und die Besten ihrer Zunft können bis zu Blende 1,2 geöffnet werden ( von einigen hyperteuren Sonderlinsen mal abgesehen , die bis zu 1,0 und darunter schaffen ).

Lichtstärke bedeutet aber zwei positive Dinge : Erstens , Objektive bieten ab zwei Abblendungen ihre maximale Leistung / Auflösung , vor allem an den Bildrändern – und sind bei entsprechend großer Anfangsöffnung auch abgeblendet immer noch ausgesprochen lichtstark . Und zweitens , fast noch

» 50-mm-Standard- Objektive sind absolut nicht langweilig . « wichtiger : Große Blende heißt bekanntermaßen geringe Schärfentiefe , heißt besonders interessante Möglichkeiten bei der Bildgestaltung mit Schärfe / Unschärfe .

Und warum 50 mm Brennweite ? Aus physikalisch-optischen Gründen lässt sich ein Objektiv am einfachsten mit hoher Lichtstärke konstruieren , wenn die Brennweite der Länge der Diagonalen des Aufnahmeformats entspricht , in diesem Fall des 24 x 36-mm-Vollformatsensors . Und dessen Diagonale misst nun mal 50 mm . Dieses sogenannte „ Normal- oder Standardobjektiv “ holt das Motiv nicht „ ran “ wie ein Tele und erweitert das Bild auch nicht wie ein Weitwinkel , sondern entspricht in etwa dem Blick des menschlichen Auges . Langweilig ? Absolut nicht . Vor allem in Verbindung mit den angesprochenen Gestaltungsoptionen durch die hohe Lichtstärke ist das „ 50er “ so etwas wie die Mutter aller Objektive . Und dessen Stärken , die nicht nur im „ Licht “ liegen , werden erfreulicherweise gerade neu entdeckt . Schon ausprobiert ?

Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren !