PhotoWeekly 08.09.2021 | Page 24

Alle Fotos : Maurice Pehle
Fotos : Maurice Pehle
Fotos : Maurice Pehle

Praxis

MAURICE PEHLE presented by

Der Leica Look

Als gelernter Grafikdesigner und Creative Director hat Maurice Pehle ein Auge für

Alle Fotos : Maurice Pehle

Ästhetik . Die Bilder des People- und Werbe- fotografen sind ebenso ehrlich und von Understatement geprägt wie sein Equipment .

Text : Peter Schuffelen , Fotos : Maurice Pehle

Weniger ist mehr , so lautet ein geflügeltes Motto unter Menschen mit einer Schwäche für das Schöne , Schlichte und Funktionale – und ganz besonders in Designerkreisen . Dass eine gelungene , auf das Wesentliche reduzierte Formgebung eine große Strahlkraft im alltäglichen Leben entfalten und die Kreativität beflügeln kann , lässt sich an Designklassikern von Braun oder Apple studieren – und an den Leica Ms , deren zeitlose Gestalt durch den Produktdesigner Heinrich Janke geschaffen und von seinen Nachfolgern behutsam modernisiert wurde . Das klassisch reduzierte Industriedesign der Leica-Produkte , ihr „ Form Follows Function “ -

Maurice Pehle

(* 1991 ) gelernter Grafikdesigner , machte sich vor drei Jahren als Fotograf und Creative Director selbstständig und bietet seinen Kunden aus dem Mode- , Gastronomie- und Konsumgüterbereich Komplettkonzepte inklusive Corporate-Design , Brand Building und ( Social-Media ) - Marketing an .

mauricepehle . com

Gestaltungsprinzip begeistert auch Maurice Pehle . Auch deshalb kam für den gelernten Grafikdesigner nur ein Kamerasystem aus Wetzlar infrage , als er sich vor drei Jahren als Social-Media-Konzepter , Creative Director und Fotograf selbstständig machte .

„ Wenn man eine Leica kauft , weiß man , dass man eine Kamera fürs Leben kauft “, sagt der 30-Jährige . Die Wertstabilität der Kameras und Objektive , der Nachhaltigkeitsgedanke , ihr unverwechselbarer Formfaktor , die Tradition der Marke – all das habe eine Rolle gespielt . Noch wichtiger sei für seine Entscheidung aber das gewesen , was man den Leica Look nennen könnte . „ Ich habe mich von anderen Fotografen inspirieren lassen und immer wieder festgestellt , dass die Bilder , die mich am meisten faszinieren , mit Leica-Kameras entstanden sind “, sagt Pehle , der als Autodidakt vor zwölf Jahren mit dem Fotografieren begann .

Aus einem freien „ New Face “ -Shooting für eine Modelagentur mit der Leica M6 auf Kodak Gold 200 .

Leica M 10-P : Dieses Editorial-Bild für den Concept- Store Amabile und das LeicaMag hat Pehle mit der Leica M 10-P geschossen .

Fotos : Maurice Pehle

Was er damit meint , lässt sich anhand seiner Bilder lesen : Seine Editorial- , Corporate- und Mode- Aufnahmen , die für Kunden wie Seidensticker , Concept-Shops , Restaurantketten oder Optikfachgeschäfte entstehen , wie auch seine Porträts von Musikern und anderen Kreativen , wirken ehrlich , unprätentiös , lebensnah – und zuweilen gar ein wenig ungeschliffen . „ Fotografisch “ könnte man diesen Look nennen , im ursprünglichen Sinn des Wortes . Oft spielt Pehle mit Unschärfe , mit dezenten Imperfektionen , die alles organisch wirken lassen , ja geradezu analog ( auch wenn die meisten Aufnahmen auf Sensor und

„ Leica M 10-P , M6 und SL – ein Trio für alle Fälle .“

nicht auf Film entstehen ). „ Ich glaube nicht , dass man automatisch ein besserer Fotograf wird , wenn man mit Leica fotografiert . Man muss das schon wollen , denn man arbeitet ja zwangsläufig langsamer , ohne Automatiken , Augentracking und den ganzen Schnickschnack “, sagt Pehle . „ Doch das ist genau das , wonach ich suche . Denn interessanterweise entsteht durch dieses Zurückgeworfensein auf die Basics , auf die wenigen Stellschrauben – Blende , Zeit , ISO – kreativer Freiraum .“

Dem Diktat des Autofokus mag sich Pehle nicht ohne Not unterwerfen . „ Dieser Augenblick der Entschleunigung , der durch das Spiel mit dem Messsucher entsteht , wenn man zum Scharfstellen die beiden Fenster übereinanderschiebt , das erlebe ich als Gewinn “, sagt er . „ Es ist ein Moment , in dem ich über die Aufnahme , den Bildausschnitt , den entscheidenden Augenblick nachdenken kann . Und ich finde eben nicht , dass alles immer knackscharf sein muss . Im Gegenteil : Ich glaube , man sollte sich öfter mal von den Dos & Don ’ ts der klassischen Gestaltungslehre befreien . Durch kleine Abweichungen von der vermeintlich perfekten Fokussierung wirken die Bilder oftmals nahbarer . Wenn man die Bilder ansieht , fühlt sich es sich an , als wäre man dabei gewesen .“

Für kommerzielle Shootings , bei denen es schnell gehen muss , nutzt der Fotograf die spiegellose Leica SL . Hier eine Aufnahme für ein Optikfachgeschäft .

Fotos : Maurice Pehle

Dieser freie Shot ist mit der Vollformat-Kompaktkamera Leica Q entstanden .

Für kommerzielle Jobs , bei denen es schnell gehen und alles auf den Punkt scharf sein muss , setzt Pehle auf die spiegellose Vollformatkamera Leica SL . Die sei dank des elektronischen Suchers und präzisen Autofokus ein echtes Arbeitstier , sagt Pehle . Am liebsten arbeitet er aber mit Leica M-Kameras . Er sei damals mit der Leica M240 in die Leica-Welt eingestiegen , vor einiger Zeit aber zur M10-P gewechselt , weil sie einen noch besseren Verschluss habe , noch etwas schlanker sei und das traditionelle Understatement der M-Serie auf die Spitze treibe mit ihrem schwarzen Body , der ganz ohne den roten Leica-Punkt auskommt .

„ Mir gefällt , dass sich die Kamera nicht sofort als Leica zu erkennen gibt . So werde ich nicht über den Leica Nimbus , sondern über meine Bilder beurteilt “, sagt Pehle , der darüber hinaus auch mit der analogen Leica M6 fotografiert , teilweise sogar parallel . Der Grund : Der Fotograf will mit der Anmutung unterschiedlichen Filmmaterials experimentieren . Und er schätzt das Prinzip der Reduktion , das hier nochmals radikaler greift . „ Wenn ich aus dem Haus gehe oder in den Urlaub fahre , nehme ich immer die M6 mit “, sagt er . „ Das führt dazu , dass ich nur das fotografiere , was ich wirklich essenziell finde .“

Eine Zeit lang hat der fotografische Autodidakt auch mit der Leica Q experimentiert , auf Dauer aber wollte er sich nicht auf das 28-mm-Objektiv beschränken : „ 35 mm finde ich optimal – und das Summilux-M 1:1,4 / 35 ASPH ist das beste Objektiv , das es für Leica-Kameras gibt .“

Pehles Faible geht so weit , dass er mit dem LeicaMag sogar eine Plattform für Leica-Fotografen geschaffen hat . Nur anderthalb Jahre nach ihrem Start zählt der herstellerunabhängige , von ihm kuratierte Instagram-Auftritt mehr als 25.000 Follower . „ Ich mache das aus Leidenschaft und um zu zeigen , dass Leica weit mehr ist als klassische Reportage und für unterschiedlichste Sujets und Styles steht “, sagt Pehle . Er profitiere aber auch ganz persönlich , erhalte viele positive Rückmeldungen und Inspirationen . „ Ich bin überzeugt , dass es richtig ist , einfach mal was zu machen , auch wenn man nicht unmittelbar monetär entlohnt wird “, sagt er . „ Mittelfristig wird sich das in der einen oder anderen Form auszahlen , da bin ich mir sicher .“