PhotoWeekly 02.10.2019 | Page 25

Technik M E TA -T E S T 25 CANON EOS RP Volks- Vollformat von Canon Bis vor drei Jahren war Vollformat der Stoff, aus dem unerreichbare Träume waren: Einstiegs- hürde damals: 2.000 Euro ohne Objektiv. Nach Sony adressiert nun auch Canon die Einsteiger. Von Ruben Schäfer Ein günstiger Preis alleine macht noch keine gute Kame- ra, wird jetzt der eine oder an- dere an dieser Stelle einwerfen. Und es stimmt schon: Die EOS RP macht Abstriche – mehr als sie vielleicht müsste. Aber als Ein- stieg ins Vollformat stellt sie die Frage in den Fokus: „Was braucht ein aufstrebender Fotograf, um gute Bilder machen zu können und dabei Spaß zu haben?“. Und auf diese Frage gibt sie eine gute Antwort. In unserem Hands-on fühlt sie sich sportlich an, zwar weniger er- wachsen als die EOS R, aber wacher. N O 097 40/2019 Canon EOS RP gut Ausstattung Genug fürs Erste mit dem Gefühls-Gesülze, Quick Facts: kommen wir mal auf die Preis: ca. 1.400 Euro harten Fakten zu spre- Sensor: Vollformat CMOS chen. Im Inneren des mit 26,2 Mio. Pixeln Kunststoffgehäuses liegt Video-Auflösung: UHD/25p der 26,2-Megapixel-Chip, Display: 3,0-Zoll-Touchscreen (1.004.800 Bildpunkte) den viele schon aus der ISO: 100-102.400 EOS 6D Mark II kennen. Serienbild: bis zu 5 B/s Seine Fokusfähigkeiten wurden aber überarbei- tet, er stellt jetzt bis LW -5 scharf und bietet natürlich auch Augen- AF. Die ISO-Empfindlichkeit en- det nativ bei 40.000, geboostet dann bei 102.400. Verarbeitet wer- den die Bilder vom Digic-8-Chip, der dafür sorgt, dass die Bilder rauscharm entwickelt werden. Er verarbeitet bis zu fünf Fotos in der Sekunde.   Sonstige Features spiegelloser Kameras sind natürlich auch da- bei: Kommen wir zunächst kurz noch einmal auf den Autofokus zu sprechen: Er deckt fast das gesamte Bild ab, bietet bis zu 4.779 wählbare AF-Positionen, ist empfindlich bis Lichtstärke 1:11, selbst mit AF Augenerkennung. Der Fotograf blickt durch einen OLED-Sucher, der uns sehr gut gefiel. Weniger toll dagegen: Die EOS RP kann zwar lautlos auslö- sen, aber nur im Kreativmodus. Das finden wir, gelinde gesagt, nervig. Auch sonst hat Canon ei- nige Sparmaßnahmen wie das 25p-4K-Video mit 1,6-x-Crop ein- gebaut. Es gibt auch nur einen Speicherkartenslot. Immerhin: Die bekannten und vollkom- men ausgereiften Konnektivi- täts-Funktionen wie WLAN und Bluetooth sind an Bord und ma- chen die EOS RP zu einer idealen Unterwegs-Kamera. Die wenigen Knöp- fe sorgen dennoch für ein intuitives Handling. Das Dis- play ist zwar klein, aber scharf. Mit kompakten Ob- jektiven wie dem neuen 35er für RF- Mount ist die RP eine richtig gute Street-Kamera. Bildqualität Am Ende geht es bei einer Kame- ra aber nicht um die Speicherkar- tenzahl oder WLAN, sondern um die Bilder, die wir damit machen können. Kurzgefasst: Die EOS R bietet in unserem Praxistest eine sehr überzeugende Bildqua- lität im JPEG – es ist offenge- standen häufig nicht notwendig, Bilder nachzubearbeiten. Falls es dann aber doch ins RAW geht, of- fenbart sich eine ähnliche Situation wie bei der EOS 6D Mark II: Die Grund-Bearbeitung klappt super, extreme Reglerstel- lungen quittiert das RAW aber mit ausgebrannten Stellen oder star- kem Rauschen. Der Dynamik- umfang könnte definitiv stärker sein. Harm-Diercks Gronewold schreibt für Digitalkamera.de, die EOS RP sei in der gesamten Bild- verarbeitung darauf ausgelegt, Bilder zu produzieren, die direkt aus der Kamera verwendet werden können.  Das dreh- und schwenkbare Dis- play ist ein Segen in der Foto-Praxis und ein Kaufgrund für die neue Canon EOS RP. Das sagen die Kollegen ...  „Mit der EOS RP zeigt Canon deutlich, dass sie nicht nur Profi können, sondern auch ambitionierter Amateur. Mit nahezu der Performance eines Vollformat-Profis bietet die RP dem Fotografen ein leicht zu bedienende, umfangreich ausgestattete und qualitativ über (fast) jeden Zweifel erha- bene, spiegellose Systemkamera. Leider hindern kleinste Details ein wenig den Aufstieg in höchste Sphären.“   (Harm-Diercks Gronewold)  gut „Mit der Canon EOS RP bringt der Hersteller eine DSLM mit Kleinbild-Sensor und UHD-Video-Funktionen. Der günstige Anschaffungspreis klingt auf den ersten Blick enorm verlo- ckend, in durchwegs allen Punkten müssen potenzielle Kun- den dann aber teils deutliche Abstriche machen. Was bleibt, ist am Ende eine Kamera, die sich im Mittelfeld unserer Bestenliste bewegt und „nur“ über ein einziges Alleinstel- lungsmerkmal verfügt.“  (Sascha Ludwig)  gut „Für eine Kamera mit Vollformat-Sensor ist die Canon EOS RP extrem kompakt. Zudem liefert sie tolle Aufnahmen und ist einfach zu bedienen. Der Autofokus reagiert blitzschnell, ideal für Schnappschüsse. Beim Serienbildtempo und bei der Schärfenachführung schwächelt die kleine Canon et- was – Sportfotografen fahren mit einer Profi-Spiegelreflex besser. Schade: 4K-Videos nimmt die EOS RP nur als Aus- schnitt auf.“  (Sven Schulz) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Canon wagt mit der EOS RP ein spannendes Konzept: Was passiert, wenn man eine sehr günstige Vollformat-Kamera für Fotografen baut? Die Antwort: Wir bekommen eine spiegellose Kamera mit höchstem Spaßpo- tenzial, sportlicher Performance und grundsoli- der Bildqualität.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Die EOS RP macht es uns nicht leicht: Wir mögen sie. Und wir liebten sie sogar, hätte Canon ihr mehr Dyna- mik, einen zweiten Kartenslot und ordentliches 4K spendiert und auf Sperenzchen wie den ver- steckten lautlosen Verschluss verzichtet. Gerade dafür wünschen wir uns ein Update der RP. Canon EOS RP N 097 O 40/2019 gut