Konflikte
Damit ist zum einen der zentrale Gegensatz zwischen dem weltweiten
islamistischen Terrorismus und unserer freien Lebensweise gemeint. In
ihm kanalisiert sich nicht nur ein Bündel an Schreckensszenarien für
jede Art liberalen Denkens, sondern aus ihm erwächst auch die Gefahr,
dass aus Angst vor ihm elementare Freiheitsrecht beschränkt werden
könnten. „Welchen Preis zahlen wir für Sicherheit?“ lautet die
Überschrift dieses ganz eigenen Konflikts. Ein weiterer Streit wird auf
wirtschaftlichem Felde ausgetragen. Die Folgen der letzten Finanz und
Wirtschaftskrise scheinen vordergründig überstanden. Aber die
Schockreaktionen auf das allenthalben diagnostizierte Versagen des
Finanzmarkts waren heftig. Der Ruf nach dem Staat als Ordnungs
instanz wurde so laut, dass er noch immer in den Köpfen nachhallt.
Und nicht zuletzt sehen wir einem Konflikt entgegen, für den es keine
historischen Beispiele gibt. Die steigende Zahl der Flüchtlinge, die vor
einem dramatischen Konflikt fliehen müssen, stellt unser liberales
„ Auch, wenn von der
Freiheit als Wert kein
Konfliktpotenzial
ausgeht, so hat die
Vergangenheit doch
gezeigt,
dass sie verteidigt
werden muss.“
Leitbild auf eine harte Probe. Die aktuellen Entwicklungen in Osteuro
pa, namentlich Polen und Ungarn, die mit harten überwachungsstaatli
chen Reaktionen auf diese Herausforderung antworten, lässt uns
grübeln: Ist die Freiheit stark genug, um Europa zusammen zu halten?
Es bleibt am Ende dabei: Wer zurück in die Vergangenheit schaut, der
erkennt, dass die Freiheit des Einzelnen sich in vielen Konflikten
durchgesetzt hat. Ihr wohnt kein Konfliktpotenzial inne, aber sie muss
sich gegen Angriffe von antiliberalen Kräften stets erwehren. Wenn es
überhaupt möglich ist, eine Prognose für die Zukunft aus der
Vergangenheit zu gewinnen, dann ist es diese: Freiheit war es bisher
immer wert in Konflikten verteidigt zu werden.