Bewusstsein ihrer selbst. Und da sie Krone
der Schöpfung waren, musste es auch ei-
nen Schöpfer geben, der ihnen diesen
krönenden Geist eingehaucht hatte. Ideen und ihren Geist selber schufen (Ma-
terialismus)?
Das bedeutet, dass zum Menschsein eine
Religion mit Schöpfergott gehörte. Der
Geist kam aus der Sphäre des Überirdi-
schen und hatte nichts mit der uns umge-
benden physischen Welt zu tun. Solange Religionen die Welt erklärten
(besser: verklärten) und die Theologie die
Leitwissenschaft war (Mittelalter), wurde
jeder Materialismus automatisch zu Got-
tesleugnung und Ketzerei.
„Am Anfang war das Wort“, sagt die Bibel.
Gemäß diesem Konzept existierte zuerst
die göttliche Idee, dann formte sich die
Welt gemäß dieser geistigen, ideellen
Grundlage. Im Verlauf der Geschichte gab es heftige
Einbrüche in die Phalanx des religiösen
Idealismus, und die Menschheit musste
heftige Kröten schlucken.
Die Erschaffung des Lichts. (Foto: Gemeinfrei)
Wir haben es hier mit einem alten „Henne
und Ei“ Grundproblem der Philosophie zu
tun: Was war zuerst? War es der Geist, der
alles, die Welt, die Menschen und die Ge-
sellschaft nach göttlicher Idee formte
(Idealismus)?
Oder waren es die physisch, gesellschaft-
lich existierenden Menschen, die sich im
Laufe der gelebten Geschichte ihr Be-
wusstsein, ihre Weltanschauung, ihre
2
Die etwas andere Menschheit
„Menschheit“ ist nicht ganz richtig, um das
klarzustellen. Es handelte sich immer nur
um dünne, die Kultur beherrschende Elite-
schichten in den Gesellschaften, die sich
selbst meinten, wenn sie von „Mensch-
heit“ sprachen.
Ein Sklave zählte für sie zum belebten Ar-
beitswerkzeug wie das Vieh. Die leibeige-
nen Bauern oder die Massen der in der
Großindustrie schuftenden Lohnarbeiter
zählten nicht zur zivilisierten Menschheit,
genauso wenig wie heute die abgeschrie-
benen, verhungernden Menschen in Afrika
und die verelendenden, arbeitslosen Mas-
sen weltweit in der sogenannten Dritten
Welt und selbst immer größerer Bevölke-
rungsteile in den Metropolländern selbst.
Erkenntnis bis zum Scheiterhaufen
Der erste Einbruch in die „Krone der
Schöpfung“ kam mit der Renaissance (Ko-
pernikanische Wende im 16. Jahrhundert).
Die Astronomie eines Nikolaus Kopernikus,
Johannes Keppler, Tycho Brahe und Gali-
leo Galilei zertrümmerten das alte geozen-
trische Weltbild, bei dem sich alles nach
und um die Erde und die sie beherbergen-
de „Krone der Schöpfung“ drehte, die nun