Nationalparkplan Band 2 | Page 44

2 Geologische Verhältnisse
Das Kapitel 2 folgt der Darstellung des Geologischen Landesamtes M-V( SCHULZ 1994). Die dazugehörige Textkarte 6 wurde von gleichem Autor verfasst.
2.1 Eiszeitliche und nacheiszeitliche Entwicklung
Das Teilgebiet Müritz des Nationalparks umfasst im wesentlichen den Sander des Pommerschen Stadiums der Weichselvereisung zwischen der frankfurtstadialen Grundmoräne im Raum Wesenberg – Mirow – Rechlin im SW und der Pommerschen Haupteisrandlage bei Schloen, Möllenhagen, Ankershagen und Peckatel im NE. Das Teilgebiet Serrahn umfasst die Endmoräne des Pommerschen Stadiums, den vorgelagerten Sander, rückwärtige Schmelzwassersande sowie mehrere, durch Rinnenseen markierte Gletschertore.
Teilgebiet Müritz Die Südwestgrenze des Teilgebietes ist etwa lageidentisch mit der geschlossenen Verbreitung der Sandersande des Pommerschen Stadiums der Weichselvereisung. Südwestlich dieser etwa von Boek über Schillersdorf und Roggentin nach Wesenberg verlaufenden Linie ragt die glaziale Serie des Frankfurter Stadiums durch den auskeilenden Sandersand durch oder bildet weiträumig die heutige Oberfläche. Die Frankfurter Haupteisrandlage ist zwar nicht so massiv entwickelt wie die des Pommerschen Stadiums; sie lässt sich jedoch an den morphologischen Vollformen der Endmoräne sowie am Ansatz eines 3 bis 10 km breiten Sandergürtels deutlich vom Südende des Plauer Sees bei Bad Stuer bis Zechlin verfolgen.
Die Geschiebemergeloberfläche der frankfurtstadialen Grundmoräne wird nordöstlich der Linie Boek – Wesenberg vom Sander des Pommerschen Stadiums bedeckt. Sie fällt flach nach NE ein; nach den in den Lithofazieskarten Quartär ausgewerteten Bohrungen liegt die Oberfläche dieser Grundmoräne im Raum Boek bei rd. + 60 m NN, im Raum Müritzhof – Federow bei rd. + 50 m NN.
Mit dem Abtauen des frankfurtstadialen Inlandeises entwickelten sich große Toteisfelder, die von Sandersanden des erneut vorstoßenden Inlandeises im Pommerschen Stadium verschüttet wurden. Mit der spätglazialen Erwärmung taute auch das verschüttete Toteis auf. An Stellen größter Toteismächtigkeiten bildeten sich jetzt Senken auf der Sanderoberfläche, die sich zu rundlichen, relativ flachen Seen entwickelten( z. B. Specker Seen, Rederang-, Woterfitz-, Zotzen- und Jäthensee). Auch die flacheren Teile der Müritz lassen sich auf Toteisplomben aus dem Frankfurter Stadium zurückführen.
Lokal entwickelten sich im Zuge des frankfurtstadialen Eiszerfalls auf den Grundmoränenflächen Staubecken mit Beckentonen. Das unmittelbar südwestlich des Müritzhofes liegende Tonvorkommen wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Herstellung von Ziegeln abgebaut( H. SCHMIDT 1962).
Weitere Tonvorkommen unterhalb der Sandersande sind südlich vom Woterfitzsee sowie nördlich vom Jäthensee bei Babke bekannt. GEINITZ( 1915) erwähnt ferner Beckentone am Ostufer des Woterfitzsees bis Zartwitz. In Analogie zu ähnlichen Erscheinungen im jüngeren Weichselglazial sind, entgegen der Auffassung von DEPPE & PRILL( 1958), mehrere kleine Staubecken anzunehmen, worauf die in den Lithofazieskarten ausgewerteten Bohrungen hinweisen.
Die Sanderhochfläche setzt im Raum Waren( Müritz) in + 80 m NN, bei Kratzeburg in + 85 m NN an der Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums an. In der Endmoränengabel von Möllenhagen schneiden sich der Ostpeeneund der Peckatel-Möllenhagener Lobus der Pommerschen Hauptendmoräne. In dieser Endmoränengabel, deren Geschiebemergel sich durch zahlreiche Schollen und Schlieren von mitteloligozänem Rupelton und pleistozänen Beckentonen auszeichnet, liegt die Sanderwurzel von Rethwisch in ca. + 110 m NN. Die große Kiesgrube des Betonwerkes Rethwisch schließt eine typische Sanderwurzel mit groben Kiesen und eingelagerten Blockpakkungen auf. Die Sanderbildungen erreichen hier ein Mächtigkeit von 40 m( REINCKE & SÜLTMANN 1966). Von hier aus dürfte ein großer Teil der Sandersande im Nationalpark aufgeschüttet worden sein.
Nach SW nehmen Korngröße und Mächtigkeit der Sandersande kontinuierlich ab. Am Ostufer der Müritz sowie am Großen Labussee beträgt die Mächtigkeit nur noch 10 bis 15 m, und die heutige Oberfläche des Sanders fällt auf + 65 m NN ab. Das Relief der Sanderhochfläche wird gegliedert durch mehrere Hohlformen( Rinnen) sowie durch einige morphologische Vollformen( Endmoränen und Dünen).
Die Rinnen sind häufig bereits in der Grundmoräne des Pommerschen Stadiums angelegt( Signatur „ tf“ in der Karte); sie durchbrechen die Pommersche Hauptendmoräne in Erosionskerben, die als Gletschertore zu deuten sind( z. B. östlich Schloen, westlich Ankershagen, südwestlich Pieverstorf und nordöstlich Kratzeburg); sie setzen sich als tiefe Rinnenseen oder schmale, vertorfte Senken im Sander fort. Dabei wird die radiale Richtung( NE-SW) häufig von der marginalen Richtung( NW-SE) bajonettartig abgelöst. Wahrscheinlich spiegelt sich in diesem Richtungswechsel das durch Toteisreste plombierte Spaltennetz im frankfurtstadialen Inlandeis wider.
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