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Projekt
Profi
von Marius Kollbacher
Marius Kollbacher ist 20
Jahre alt und
studiert seit
zwei Semestern Public
Relations/
Crossmedia-Redaktion an
der HdM. Ein
Schwabe ist er
allerdings nicht.
Ursprünglich
kommt er aus
dem wunderschönen
Darmstadt in
Hessen.
Die Spieler jung, der Druck enorm, die Zeit begrenzt. Hoffnungsvolle
Talente in den Nachwuchsleistungszentren Deutschlands stehen oftmals unter Strom. Vor allem die Spieler zwischen 17 und 22 Jahren
befinden sich in der wichtigsten Phase ihrer Karriere, denn in diesen
Jahren entscheidet es sich, ob der Sprung in den Profifußball gelingt.
Es ist vormittags. Linus verschließt die Tür seiner Wohnung, geht auf
die Straße und überlegt: „Wo steht nochmal mein Auto?“ In Karlsruhe Mitte sind Parkplätze selten. Er fährt zu einer Arztpraxis, wartet
dort auf seinen Mitbewohner Tim. Die Autotür geht auf und noch
bevor Tim sie schließen kann, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht:
„Nur 11 Tage, dann darf ich wieder spielen.”
Von Beruf FuSSballer
Es klingt paradox: Linus Radau (20) und Tim Fahrenholz (21) sind
von Beruf Fußballer – doch noch sind sie keine Profis. Gemeinsam
kamen Sie über Darmstadt 98 und Mainz 05 in die U23 des Karlsruher SC. Hier leben sie in einer 2-Zimmer WG, die sie sich von ihrem Gehalt als Fußballer leisten können. Inzwischen haben sie sich
eingelebt. Doch anfangs war alles neu. Neue Stadt, neues Zuhause,
neuer Lebensabschnitt. Manches sei zu Beginn ziemlich ungewohnt
gewesen.
Doch das Ziel der beiden war schon immer klar: Fußballprofi werden. Eigentlich leben sie schon wie richtige Profis, nur kicken sie
eben derzeit in der Oberliga Baden-Württemberg und nicht in der
zweiten Bundesliga. Fünf bis sechs Mal in der Woche ist hier Training angesagt, inklusive Krafttraining und Physiotherapie. Die meisten absolvieren dazu noch eine Ausbildung, um notfalls ein zweites
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Standbein zu haben. So auch Linus. Noch vor dem
Frühstück lernt er morgens für seine Ausbildung
zum Fitnesstrainer auf Fernstudiumbasis.
Eine ganz normale Jugend?
Für Linus begann das “Projekt Profi” schon im Kindesalter. Während in seiner Teenagerzeit Gleichaltrige die erste Freundin hatten, das erste Mal Alkohol tranken oder auf Partys gingen, hatte
Linus nur eines im Sinn: Fußball.
Vier bis fünf Mal in der Woche auf dem Platz, dazu
der weite Weg von
seiner Heimatstadt
Darmstadt nach
Mainz. Aber auch
die Schule durfte
er nicht vernachlässigen. Jedes
zweite Wochenende saß er im
Mannschaftsbus
und fuhr durch
die ganze Republik,
um sich mit den besten Teams seines Jahrgangs zu messen. Eine
ganz normale Jugend – wie
andere zu seiner Zeit – hatte er
nicht. „Ich musste verzichten“, erinnert er sich zurück, „und mich voll und ganz auf
den Fußball einstellen.“ Lange wegbleiben, Nächte durchmachen – das alles sei nicht möglich gewesen, da er am nächsten Morgen wieder beim
Training sein musste. Doch als negativen Aspekt
seiner Laufbahn sieht Linus das nicht: „Ich bin zufrieden und bereue es nicht.“
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Talente werden heute
früh erkannt
Inzwischen ist Linus 20 Jahre alt, Tim noch ein
Jahr älter. Beide wissen, sie befinden sich in der
wichtigsten Phase ihrer Karriere. Wer in Deutschland Profi werden will, muss sich in den Jahren
zwischen 17 und 22 beweisen. Mario Götze, Marco Reus, Mesut Özil; drei Weltmeister und drei
Spieler, die vor oder mit Anfang 20 ihren Durchbruch in der Bundesliga feierten. Karrieren,
wie die des heutigen U21-Nationaltrainers Horst Hrubesch sind
inzwischen undenkbar. Der
64-Jährige, der zu seiner
Zeit erst mit 24 Jahren
entdeckt wurde, ist
der Meinung, dass
schon im frühen
Alter kaum ein Talent mehr übersehen werden
könne. „Die berühmte Ausnahme wird es immer geben. Aber
zu 99,9 Prozent
sage ich: Aufgrund
unseres Programms
und der Qualität unserer
Trainerausbildung gibt es
keinen talentierten Spieler, den
wir nicht kennen.”
Tim und Linus gehören zu den 99,9 Prozent, die
erkannt wurden. Dennoch ist der Druck hoch. Nicht
selten können Unsicherheit und Ängste das Leben
vieler Talente bestimmen. Auch Linus macht sich
manchmal darüber Gedanken, was wäre, wenn es
mit dem Fußball nicht klappen sollte. Aber er weiß,
dass Höhen und Tiefen zum Sport dazu gehören.
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