LONG DISTANCE FRIENDSHIP
Es ist Sonntag , 8:41 Uhr . Ich sitze mit meinem Kaffee im Bett und habe 37 Tabs offen . Facebook , Twitter , einige Onlineshops , Blogs , pausierte Youtube Videos , diverse Pinterest-Inspirationen , die Seite der deutschen Bahn , Online Spritrechner und ein Mietwagenportal . Jetzt ein Cabrio mieten , das wäre es . 385km mit guter Musik in etwas mehr als 3 Stunden bezwingen . Eigentlich gar nicht so absurd . Sogar machbar . Aber verrückt . Ich schließe den Tab und versuche den Gedanken zu vergessen . Aber auch in den nächsten Tagen und Wochen wird er immer wieder kommen . Immer wieder wird mich die Sehnsucht packen , aber auch die Eifersucht . Denn ich kann nicht einfach mit zwei Portionen hausgemachter Lasagne inklusive Nachtisch rüber spazieren , an der Tür klingeln und spontan einen Mädelsabend einleiten . Wir können nicht mal eben an einem Regentag zusammen in die Stadt fahren und unsere Konten belasten und wenn ich mal wieder verheult im Bett liege , dann hat sie keine Chance mir die Taschentücher zu reichen . Weil ich nun mal hier wohne - und sie nicht .
Wenn ich es mir aussuchen könnte , dann würde ich mich natürlich gegen die Long Distance Friendship entscheiden . Selbstverständlich hätte ich es lieber wenn meine beste Freundin drei Straßen weiter wohnt oder in der nächsten Stadt . Aber so spielt das Leben nicht , und wenn man erst mal jemanden gefunden hat bei dem man sich ganz ohne Einschränkungen komplett wohl fühlt , dann nimmt man die Kilometer in Kauf . Und deswegen reden wir uns die Sache schön . Das jedes Treffen etwas besonderes ist . Das wir sogar für Wochenenden dankbar sind , an denen wir nichts tun außer Serien zu gucken . Oder Tage an denen jeder für sich in seiner Arbeit oder im Lernstoff versunken ist . Und das wir unsere Urlaube gemeinsam planen . Immerhin können wir uns gegenseitig auf WhatsApp und Snapchat bombardieren und der andere wird nie mit den Augen rollen . Was uns über Wasser hält sind eben Interaktionen dieser Art , Dates in Form von Facetime Anrufen und altmodische , handgeschriebene Briefe . Es sind die geliebten Erinnerungsbilder und die schief gegangenen Selfies , die aus sentimentalen Gründen nicht gelöscht werden dürfen , und im Camera Roll viel zu schnell nach oben rutschen und das hochscrollen schmerzlich lang wird . Ich glaube ich bin die letzte Person , die Tipps geben sollte wie eine Freundschaft , besonders eine die unter Entfernung leidet , funktionieren kann . Daher ist das hier kein Ratgeber , sondern ein appreciation post . Denn vor allen sie übernimmt den Part den Kontakt im Alltag aufrecht zu erhalten . Doch bei jeder guten , wie auch schlechten Nachricht ist es mein erster Impuls sie zu informieren und niemand anderen näher um mich herum . Und im Zweifelsfall weiß ich , dass sie da ist . Zwar gefühlt am anderen Ende von Deutschland , aber für mich da . Danke dafür .