WEIN
CHAMPAGNER
Von Lily, Charlie
und James Bond
Die phänomenalen unterirdischen Kreidesteinbrüche im
Untergrund der Stadt Reims
wurden dieses Jahr als Unesco
Weltkurlturerbe ausgezeichnet.
Die Crayère Nr. 9 von Charles
Heidsieck zeigt die Form einer
Flasche.
Grosse Persönlichkeiten prägten immer
wieder die Geschichte des Champagners.
Man denke nur an all
Die wahren Schätze
liegen im Keller – bei
Champagne
Bollinger reift der
Wein noch in Eichenfässern.
BILDER HO
die Witwen, welche
ihre Marksteine
setzten. Zwei dieser
Vorbilder sind unvergessen, ihr Einfluss ist
heute noch spürbar:
Lily Bollinger und
Charles Heidsieck.
«Bei welcher Gelegenheit trinken Sie Ihren
ques Bollinger das Zepter des Familienbetriebs.
Champagner?», fragte 1961 in London ein Jour-
Couragiert und zielbewusst dirigierte sie das
nalist des «Daily Mail» Madame Lily Bollinger,
Champagnerhaus sicher durch die Jahre des
die Grande Dame der Champagne. Ihre Ant-
Krieges und der Besetzung. In den 30 Jahren
wort war zugleich weise und witzig – die Wor-
ihres Wirkens setzte sie Meilensteine, welche
te gingen um die Welt und werden bis heute
das Unternehmen heute noch hochhält: Sie
gerne zitiert. Sie sagte – auf englisch und hier
lancierte mit dem R.D. als Erste eine Cuvée
frei übersetzt: «Ich trinke Champagner, wenn
préstige und mit der Cuvée Vieilles Vignes
ich froh bin, und wenn ich traurig bin. Manch-
Françaises einen raren Top-Champagner aus
mal trinke ich davon, wenn ich alleine bin; und
hundert Prozent Pinot Noir Grand cru aus Aÿ.
wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht
Sowohl der R.D. wie auch die Vieilles Vignes
fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache
sind nach wie vor die Spitzenreiter des Hauses,
ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig
das ebenso unverbrüchlich als unabhängiges
bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst aber
Familienunternehmen geführt wird – eines der
rühre ich ihn nicht an, außer wenn ich Durst
letzten der Champagne.
habe.»
ELSBETH HOBMEIER
bona
54 55 LIFESTYLE
Lily Bollinger war zu ihrer Zeit eine
«Tante Lily», wie sie ihre Familie
Stil-Ikone. Nie sah man sie ohne Perlenkette,
nannte oder «Madame Jacques», wie sie bei
die sie bei grossen Empfängen genauso trug
den Leuten von Aÿ respektvoll genannt wurde,
wie auf ihren Radtouren durch die Rebberge.
übernahm 1941 beim Tod ihres Mannes Jac-
1951 beschloss sie, Amerika für ihren Champa-