Magazine Mai 17 | Page 18

ARCHITEKTUR & DESIGN

RED DOT A WARD

INTERVIEW SIMONE LEITNER
Die Ursprünge des « Red Dot Design Awards » reichen bis ins Jahr 1955 zurück. Die Institution hinter dem Wettbewerb ist das Design Zentrum Nordrhein Westfalen, eine der ältesten und renommiertesten Designinstitutionen der Welt. Die Essener Einrichtung versteht Design als elementaren Bestandteil wirtschaftlichen Erfolgs und als Katalysator für Innovation. Mit dem Red Dot Design Award organisiert das Design Zentrum Nordrhein Westfalen einen der grössten Designwettbewerbe weltweit. Seine Auszeichnung, der « Red Dot », gilt als international renommiertes Qualitätssiegel für gutes Design. Die prämierten Produkte, Kommunikationsarbeiten und Designkonzepte – selektiert von einer Fachjury – werden in den Red Dot Design Museen in Essen und Singapur sowie in der Red Dot Design Area in Taipeh ausgestellt. Zudem werden die preisgekrönten Entwürfe in Sonder- und Wanderausstellungen rund um den Globus, in eigenen Jahrbüchern, Online- Portalen und der Red Dot App einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.
Seit 1991 steht Professor Dr. Peter Zec an der Spitze des international renommierten Design Zentrums Nordrhein Westfalen. Er ist bekannt für sein profundes Wissen über Designgeschichte und die ökonomische Relevanz von Design. Peter Zec veröffentlicht Bücher und Kompendien zum Thema Design und nimmt Einladungen zu Vorträgen in aller Welt an. Durch die vielen Aktivitäten der Designförderinstitution ist ein dichtes Netzwerk aus Designern, Designexperten, Unternehmern aus designrelevanten Branchen und Designlobbyisten entstanden – die Basis seiner Tätigkeit als Designförderer. Peter Zec erklärt, warum Design ein wichtiger Teil des Alltags ist. bonaLifestyle Alle sprechen von Design. Wird der Begriff überstrapaziert oder gar falsch verwendet? Peter Zec Design ist ein wichtiger Teil unseres Alltags. Unser Leben ist, wenn auch häufig unbewusst, nachhaltig von Design geprägt. Von der Wasserflasche, aus der wir trinken, über die Parkbank, auf der wir sitzen, bis hin zu den Schuhen, in denen wir laufen – Design begegnet uns überall. Der Einfluss, den Gestalter auf unsere ästhetische Wahrnehmung haben, ist enorm. Mit bahnbrechenden Gestaltungsleistungen prägten Designer in der Vergangenheit ganze Epochen. Die Glühbirne, das Telefon oder der Fernseher folgten jahrzehntelang ein und demselben Gestaltungsmuster. Klassiker, wie die Wasserflasche vonApollinaris, der Sony Walkman oder der Mazda MX5, konnten jeweils eine neue Ära inder Produktgestaltung einleiten, haben sich unauffällig aber nachhaltig in unseren Alltag eingefügt und sind zu unentbehrlichen Formen geworden. Design trägt also nicht unwesentlich zum Selbstverständnis unserer Gesellschaft bei.
Es scheint, Ästhetik nehme einen immer grösseren Stellenwert in unserem Alltag ein. Als ehemaliger Präsident des Weltdachverbandes für Industriedesign Icsid( heute World Design Organisation) und Vorsitzender der International Design Alliance kann man wohl sagen, dass Design mein Hauptinteresse, meine Leidenschaft ist. Ich umgebe mich gerne mit gut gestalteten Objekten, die meinen Alltag nicht nur erleichtern, sondern rein ästhetisch auch bereichern. Dabei spielt sowohl die Form als auch die Funktion eine bedeutende Rolle. Was habe ich von einem schick gestalteten technischen Gerät, wenn ich es nicht bedienen kann. Ein Weinglas, das zwar edel aussieht, aus dem aber der Wein nicht schmeckt, ist in meinen Augen völlig unbrauchbar. Im Red Dot Design Award achtet unsere internationale Expertenjury bei der Beurteilung guten Designs nicht nur auf die Form, sondern auf viele weitere Kriterien, die aus Design gutes Design machen: Innovationsgrad, formale Qualität, Ergonomie und Langlebigkeit eines Produktes sind dabei genauso ausschlaggebend wie die Selbsterklärungsqualität oder die ökologische Verträglichkeit. Doch Design muss in erster Linie funktionieren. Wenn es nicht funktioniert, ist es unbrauchbar.
Kann gutes Design auch über inhaltliche
Mängel hinwegtäuschen? Bei der Diskussion um Design ist zu beachten, dass Design nicht als ergänzender Aspekt eines Gegenstandes verstanden werden darf. Design ist kein Dekor. Design beschreibt den ganzheitlichen Anspruch an ein Produkt, ausgehend von der Idee über die Materialwahl bis hin zur Umsetzung und Vermarktung. Design ist also kein schöner Schein, sondern muss meiner Ansicht nach gleich über vier Qualitäten verfügen, um zum Erfolg eines Produktes beitragen zu können: 1. die Schönheit der Funktion, bei der die Form nicht nur einer technisch definierten Funktion folgt, sondern vor allem den Gebrauchserwartungen der Menschen; 2. die Schönheit der Verführung, das heisst, eine Eigenschaft oder ein Element des Produktes, das die Liebe zum Produkt weckt; 3. die Schönheit des Gebrauchs, denn es gibt Dinge, die für sich genommen hervorragend funktionieren, die aber nur schlecht zu bedienen, das heisst gebrauchen, sind; und schliesslich 4. die Schönheit der Verantwortung, die den Aspekt der Nachhaltigkeit einschliesst – auch der soziokulturellen.
Hat gutes Design nicht nur mit Äusserlichkeiten, sondernauch mit inneren Werten zu tun? Mit Hilfe von Design haben es bekannte Marken der Gegenwart geschafft, sich in den Köpfen der Menschen unsterblich zu machen,
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