Einst hatte das Färben der Haare oder das Rasieren der Beine etwas Unverschämtes, heute gibt es kaum noch Frauen und auch Männer, die es nicht tun. Ähnlich verhält es sich mit der Schönheitschirurgie. Immer mehr Frauen leisten sich Korrekturen. Und auch immer mehr Männer sind schönheitschirurgischen Eingriffennicht abgeneigt. Nach Luxus wirdnun auch Schönheit demokratisiert.
Tägliche Trainingseinheiten und bewusste Ernährung tragen zwar zu einem guten Körpergefühl bei, stoppen jedoch nicht den Alterungsprozess. « In unserer Gesellschaft gehen Leistungsfähigkeit und Erfolg oftmals mit einem schönen Körper einher. Wer erfolgreich sein will, muss stets präsent und attraktiv sein », schreibt das deutsche Zukunftsinstitut in einem Report zum Thema « Status Schönheit ». Dabei gehe es nicht nur um die Erfüllung eines Schönheitsideals, sondern darum, den Körper zu optimieren und störende Äusserlichkeiten zu beseitigen – auch im fortgeschrittenen Alter. Und das geht immer einfacher: Innovative Technologien und neue Verfahren machen Eingriffe zunehmend sanfter und liefern dabei gute Ergebnisse. Vorbei sind die Zeiten, als Eingriffe bereits von Weitem erkennbar waren, künstlich aussahen und Patienten mit langen Wundheilungsphasen rechnen mussten. Bei minimalinvasiven Eingriffen werden grosse Schnitte vermieden, und die Patienten können direkt nach dem Eingriff nach Hause gehen. Mit anderen Worten: Natürlichkeit liegt imTrend, aber diese bitte etwas schöner. Denn: Mainstream-Schönheit hat als Statussymbol schnell an Wert verloren, man sehnt sich nach echten Menschen, nach einem natürlichen Aussehen – aber eben perfekt inszeniert.
Über Schönheit hat auch Immanuel Kant philosophiert. Die einflussreichste philosophische Definition von Schönheit in der Neuzeit stammt von ihm. In seinem massgeblichen Werk « Kritik der Urteilskraft »( 1790) definierte Kant Schönheit als Gegenstand einer bestimmten Tätigkeit der Urteilskraft: das ästhetische Urteil oder Geschmacksurteil. Ästhetische Urteile basieren nach Kant auf privaten, subjektiven Empfindungen des Gefallens oder der Abneigung, der Lust oder Unlust. Insofernkönnte man meinen, schön sei einfach, was uns persönlich angenehm sei. Kant stellt jedoch einen Unterschied fest: Über das Angenehme lässt sich nicht streiten, denn jeder empfindet etwas anderes als angenehm und wird dies auch so stehen lassen. Ästhetische Urteile dagegen sind zwar subjektiven Ursprungs, sie haben jedoch oft den Anspruch auf Allgemeingültigkeit – wer über die Schönheit eines Gegenstandes urteilt, behauptet zugleich, ein Urteil zu fällen, dem auch andere zustimmen müssten. Schönheit hat daher den Anspruch auf Allgemeinheit. Anders als über das Angenehme lässt sich über Schönheit und Geschmack durchaus sinnvoll streiten.
Aber gibt es sie, die absolute Schönheit? Etwas, das Menschen weltweit für schön befinden? Studien zufolge soll es eine Landschaft sein. Sanfte Hügel, weiter Blick, Berge am Horizont, Wasser. Aber meist geht es nicht ausschliesslich um die Natur, wenn man über Schönheit nachdenkt. Sondern umsich selbst, auch um das Schaffen, Wirken, Denken, Bauen und Erfinden.
Die Schönheit im Alltag zu erkennen, ist sicherlich ein grosser Schritt in Richtung Zufriedenheit. Nicht nur Schönheitsexperten, sondern auch Menschen aus Kirche, Wirtschaft und dem Bauwesen finden Schönheit in ihrem Beruf. Wie erwähnt: Schönheit hat viele Gesichter. Indieser Ausgabe von bonaLifestyle zwölf. bona
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