nen Kompromiss zwischen Genuss und Gewinnstreben vor. Wich-
gehätschelten Sammlung» ihres Mannes schwärmt und diese zu
tig sei, dass der Wein punkto Alkohol-, Säure- und Tanningehalt
Geld machen möchte. «Manchmal lagern da x-hundert miserable
das nötige Lagerpotenzial aufweise. Und dann auch entsprechend
Flaschen, die an irgendeiner Ausstellung zu überrissenen Preisen
fachmännisch gelagert werde, idealerweise bei gleichbleibender
gekauft wurden», ärgert er sich.
Temperatur zwischen 10 und 18 Grad und bei einer Luftfeuch-
Klar ist: Wer viel Geld mit Wein verdienen will, muss
tigkeit von 70 Prozent.
nicht eine oder zwei Flaschen, sondern mehrere Kisten des glei-
«Die Auswahl der Wei-
chen Weins kaufen, was eine gewisse Kapitalkraft voraussetzt.
ne muss sich nach dem
Nötig ist auch ein grosses Fachwissen – oder ein entsprechend
Markt orientieren: Das
gewiefter Berater. Denn gerade die grossen Bordeaux der Wun-
Château, die Domaine
der-Jahrgänge 2009 und 2010 wurden wegen extrem gestiegener
muss man auch in 20
Nachfrage bereits im Einkauf immens teuer, was das Gewinn-
Jahren noch kennen»,
potenzial einschränkt. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss
sagt Etter. Daher erstaune es nicht, dass sich die meisten Inves-
hat auch der amerikanische Weinkritiker Robert Parker: Wenn er
toren auf die Premier Grand Crus des Bordeaux konzentrieren.
99 Punkte oder gar die Höchstnote von 100 Punkten vergibt, klet-
Allgemein stellt Andreas Etter eine Vorliebe zu langlebigen, älte-
tern die Preise des entsprechenden Weins über Nacht aufs Dop-
ren Weinen fest. Auch beim Champagner des Hauses Bollinger,
pelte. Die Trends auf dem Markt für hochwertige Weine werden
das er in der Schweiz vertritt. Dessen 1997er-Jahrgang kam eben
vom Benchmark-Index namens Liv-ex 100 (London International
erst auf den Markt, «récemment dégorgé», also kurz vor dem Ver-
Vintners Exchange) erfasst, der die Wertentwicklung der 100 welt-
kauf von der Hefe genommen, ein Verfahren, das Bollinger unter
weit begehrtesten Weine verfolgt und deren Kistenpreise auflis-
«Das Geld ist im
Keller verlocht»
René Gabriel
Schweizer Weinpapst
dem Label RD seit genau 50 Jahren
praktiziert.
Manchmal
wartet
ein
Sammler auch allzu lange zu. Dann
ist die Enttäuschung – zumindest für
die Erben – vorprogrammiert. Davon kann Alexander E. Bäggli, der
«Eine Kiste trinken,
eine verkaufen»
Andreas Etter
Jéroboam, Zürich
tet. London gilt als die anerkannte
Metropole der Weinkenner. Verkauft
werden die teuersten Weine allerdings zumeist nach Hongkong und
China, als nächste Emerging Markets
werden bereits Russland, Indien und
Brasilien genannt.
gerne auch ganze Keller übernimmt, ein Lied singen. Todesfall,
Die Kunst zu investieren heisst klug einkaufen und
Scheidung oder gesundheitliche Gründe können der Grund sein,
ebenso klug verkaufen. Die aufmerksame Beobachtung des Mark-
dass Kunden ihre ganze Weinkollektion veräussern möchten. «Oft
tes zeigt, wann der gute Zeitpunkt gekommen ist, sich von seinem
lagern im Keller so grosse Mengen, dass sie gar nicht mehr sel-
Wein zu trennen. Und sonst bleibt immer noch die – gar nicht so
ber getrunken werden können – vor allem wenn man älter wird
schlechte – Lösung, den Wein ganz bewusst selber zu geniessen.
und nicht mehr so viele Gäste bewirtet wie einst», erklärt Bägg-
Was weit besser ist als eine Aktie, deren Gewinn sich bei einem
li. Sind die Weine gut gelagert, nicht überaltert und tragen das
Kursverlust einfach in Luft auflöst.
richtige, gesuchte Etikett, übernimmt er einzelne Flaschen oder
ganze Originalkisten und zahlt sogleich bar. Aber er kennt auch
die peinliche Situation, wenn eine Witwe von der «wunderbaren,
bona
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