Magazine Feb. 2014 | Page 26

nen Kompromiss zwischen Genuss und Gewinnstreben vor. Wich- gehätschelten Sammlung» ihres Mannes schwärmt und diese zu tig sei, dass der Wein punkto Alkohol-, Säure- und Tanningehalt Geld machen möchte. «Manchmal lagern da x-hundert miserable das nötige Lagerpotenzial aufweise. Und dann auch entsprechend Flaschen, die an irgendeiner Ausstellung zu überrissenen Preisen fachmännisch gelagert werde, idealerweise bei gleichbleibender gekauft wurden», ärgert er sich. Temperatur zwischen 10 und 18 Grad und bei einer Luftfeuch- Klar ist: Wer viel Geld mit Wein verdienen will, muss tigkeit von 70 Prozent. nicht eine oder zwei Flaschen, sondern mehrere Kisten des glei- «Die Auswahl der Wei- chen Weins kaufen, was eine gewisse Kapitalkraft voraussetzt. ne muss sich nach dem Nötig ist auch ein grosses Fachwissen – oder ein entsprechend Markt orientieren: Das gewiefter Berater. Denn gerade die grossen Bordeaux der Wun- Château, die Domaine der-Jahrgänge 2009 und 2010 wurden wegen extrem gestiegener muss man auch in 20 Nachfrage bereits im Einkauf immens teuer, was das Gewinn- Jahren noch kennen», potenzial einschränkt. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss sagt Etter. Daher erstaune es nicht, dass sich die meisten Inves- hat auch der amerikanische Weinkritiker Robert Parker: Wenn er toren auf die Premier Grand Crus des Bordeaux konzentrieren. 99 Punkte oder gar die Höchstnote von 100 Punkten vergibt, klet- Allgemein stellt Andreas Etter eine Vorliebe zu langlebigen, älte- tern die Preise des entsprechenden Weins über Nacht aufs Dop- ren Weinen fest. Auch beim Champagner des Hauses Bollinger, pelte. Die Trends auf dem Markt für hochwertige Weine werden das er in der Schweiz vertritt. Dessen 1997er-Jahrgang kam eben vom Benchmark-Index namens Liv-ex 100 (London International erst auf den Markt, «récemment dégorgé», also kurz vor dem Ver- Vintners Exchange) erfasst, der die Wertentwicklung der 100 welt- kauf von der Hefe genommen, ein Verfahren, das Bollinger unter weit begehrtesten Weine verfolgt und deren Kistenpreise auflis- «Das Geld ist im Keller verlocht» René Gabriel Schweizer Weinpapst dem Label RD seit genau 50 Jahren praktiziert. Manchmal wartet ein Sammler auch allzu lange zu. Dann ist die Enttäuschung – zumindest für die Erben – vorprogrammiert. Davon kann Alexander E. Bäggli, der «Eine Kiste trinken, eine verkaufen» Andreas Etter Jéroboam, Zürich tet. London gilt als die anerkannte Metropole der Weinkenner. Verkauft werden die teuersten Weine allerdings zumeist nach Hongkong und China, als nächste Emerging Markets werden bereits Russland, Indien und Brasilien genannt. gerne auch ganze Keller übernimmt, ein Lied singen. Todesfall, Die Kunst zu investieren heisst klug einkaufen und Scheidung oder gesundheitliche Gründe können der Grund sein, ebenso klug verkaufen. Die aufmerksame Beobachtung des Mark- dass Kunden ihre ganze Weinkollektion veräussern möchten. «Oft tes zeigt, wann der gute Zeitpunkt gekommen ist, sich von seinem lagern im Keller so grosse Mengen, dass sie gar nicht mehr sel- Wein zu trennen. Und sonst bleibt immer noch die – gar nicht so ber getrunken werden können – vor allem wenn man älter wird schlechte – Lösung, den Wein ganz bewusst selber zu geniessen. und nicht mehr so viele Gäste bewirtet wie einst», erklärt Bägg- Was weit besser ist als eine Aktie, deren Gewinn sich bei einem li. Sind die Weine gut gelagert, nicht überaltert und tragen das Kursverlust einfach in Luft auflöst. richtige, gesuchte Etikett, übernimmt er einzelne Flaschen oder ganze Originalkisten und zahlt sogleich bar. Aber er kennt auch die peinliche Situation, wenn eine Witwe von der «wunderbaren, bona 26 27 LIFESTYLE www www.cavebb.ch | www.weingabriel.ch | www.jeroboam.ch