Magazin Flucht und Studium Ausgabe I 2019 Magazin Flucht und Studium Ausgabe I 2019 | Page 3

EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, © © Stephan Pramme / uni-assist e. V. Unsere Artikel sind hilfreich für Ihre Arbeit? Über R ­ ückmeldungen und Themen­wünsche für die kommende Ausgabe dieses Magazins freuen wir uns:  fs@uni‑assist.de zum diesjährigen Weltflüchtlingstag vor nur wenigen Tagen hat das UNHCR seine aktuellen Zahlen zu Geflüchteten weltweit für das Jahr 2018 vorgestellt: Über 70 Mil- lionen Menschen sind geflüchtet, so viele, wie nie zuvor. Und nach Schätzungen des UNHCR haben nur 1 % der Geflüchteten weltweit Zugang zu Hochschulbildung – im Gegensatz zu 37 % der Rest­bevölkerung*. Filippo Grandi, der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, sprach in diesem Zusammenhang auch von einer „Flüchtlings-Bildungskrise“. Wie steht es um den Hochschulzugang in Deutschland, dem Land, das 2018 zu den Top- fünf Aufnahmeländern für Geflüchtete gehörte? Eine schwierig zu beantwortende Frage. Denn bei der Immatrikulation werden Aufenthaltsstatus nicht erhoben und somit sind Rückschlüsse auf diese Personengruppe nicht immer leicht. Im kostenfreien uni-assist Prüfverfahren jedoch laufen die Nachweise für Fluchthinter- grund und Studienbewerbung zusammen. So führten wir im Frühjahr 2019 eine Befra- gung unter fast 20.000 Personen durch, die einen Antrag auf Kostenbefreiung gestellt hatten. Kein kleines Unterfangen – und begleitet von der Frage, ob der Aufwand lohnen würde. Er tat es: Über 35 % der Befragten schickten vollständige Fragebögen an uns zurück, davon über 6.000 Geflüchtete. So können wir die Frage, wie viele der geflüchteten Studienbewerber*innen im kosten- freien Prüfverfahren zum Studium zugelassen sind, jetzt beantworten: Über 70 % der Be- fragten, die bereits eine Studienbewerbung eingereicht haben, gaben an, eine Zulassung erhalten zu haben. Übertragen auf alle rund 17.500 Bewerber*innen im kostenfreien Prüfverfahren dürften fast 13.000 davon aktuell eine Zulassung für ein Studium in ganz Deutschland haben. Diese Größenordnung lässt vermuten, dass die Zahlen immatriku- lierter Geflüchteter in Deutschland höher ist, als bisher gedacht (vgl. HRK, Befragung der HRK-Mitgliedshochschulen, März 2019). Diese Zahlen beflügeln – sie zeigen, dass die Zielgruppe der geflüchteten Studieninteres- sierten durch das breit gefächerte Unterstützungsangebot erfolgreich unterstützt werden konnte. Worin genau dieser Erfolg begründet ist, wie das kostenfreie Prüfverfahren den Bewerbungsprozess strukturiert und warum die Unterstützung für Geflüchtete weiter­ gehen muss, lesen Sie ab Seite 6. Gleichzeitig ist klar: Unsere Auswertungen haben gerade erst begonnen, die erhobene Datenmenge ist groß. Angesichts der in Deutschland noch jungen Flüchtlingsforschung wird deutlich: Tiefere Analysen können lohnen. Eine ermutigende Lektüre wünscht * vgl. Concept Note der Tagung The Other 1 Percent – Refugee Students in Higher Education am 17./18. Juni 2019 in Berlin, abrufbar unter: https://bit.ly/2InARwI FLUCHT UND STUDIUM  #1|19 Nora Șevbihiv Sinemillioğlu Projektleiterin Kostenfreies Prüfverfahren für Geflüchtete in Deutschland, uni‑assist e. V. 3