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3 / 2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 11

Immer auf dem aktuellen Stand in der Medizin

GRÜNER WASSERSTOFF
Diskussionspapier zur Wissenschaftskompetenz veröffentlicht
Die Coronavirus-Pandemie hat verdeutlicht , wie wichtig die Fähigkeit zu wissenschaftsbasiertem ärztlichem Denken und Handeln ist . Ein Diskussionspapier macht Vorschläge , wie Wissenschaftskompetenz über die gesamte Berufstätigkeit hinweg sichergestellt werden kann .

Der Erwerb und Erhalt von Wissenschaftskompetenz in der ärztlichen Aus- , Weiter- und Fortbildung erfolgt in Deutschland bisher unsystematisch und unkoordiniert . Das Diskussionspapier „ Ärztliche Aus- , Weiter- und Fortbildung – für eine lebenslange Wissenschaftskompetenz in der Medizin “ empfiehlt für die Weiter- und Fortbildung unter anderem , die Rollen und Verantwortlichkeiten der Ärztekammern , kassenärztlichen Vereinigungen , Fachgesellschaften und wei-

Die Leopoldina-Initiative für evidenzbasierte Politikgestaltung setzt sich dafür ein , den Austausch zwischen Wissenschaft und Politik zu stärken . Sie lädt für Dienstag , 20 . September , zu einem englischsprachigen Online-Roundtable ein , bei dem internationale Best-Practice-Modelle vorgestellt werden .

Wissenschaftlich fundierte Analysen können den politischen Entscheidungsprozess nicht ersetzen . Aber sie können die Basis für besser informierte Entscheidungen liefern – wenn sie rechtzeitig zur Verfügung stehen .

Beim Online-Roundtable der von Leopoldina-Vizepräsidentin Regina T . Riphahn ML und Monika Schnitzer , Expertin für komparative Wirtschafts- terer Akteure mit Blick auf die ärztliche Wissenschaftskompetenz grundsätzlich zu überdenken , zu präzisieren und gegebenenfalls neu zu definieren .
Aufgrund ihrer zentralen Funktion sollten medizinische Fakultäten und die Universitätsmedizin bei der Ausgestaltung von Weiter- und Fortbildungen eine koordinierende und unterstützende Rolle einnehmen . Inhaltlich müssten Weiter- und Fortbildungen stärker als bisher neue Möglichkeiten der Molekularbiologie , Biotechnologie und Digitalisierung in der Medizin , Auswirkungen gesellschaftlicher und globaler Veränderungsprozesse sowie ethische Aspekte berücksichtigen .
■ KH
Diskussionspapier „ Wissenschaftskompetenz “

Infrastruktur für Evidenzbasierung

Leopoldina-Roundtable über wissenschaftlich fundierte Politikgestaltung
forschung , vertretenen Initiative geht es um Möglichkeiten , die Infrastruktur der Evidenzbasierung zu verbessern .
Aus der Praxis berichten Mona Nemer , Chief Science Advisor der kanadischen Regierung , Jeromin Zettelmeyer , stellvertretender Abteilungsleiter beim Internationalen Währungsfond , Miriam Styrnol , Beraterin der britischen Evaluation Task Force , und Kai Hielscher , Leiter der Geschäftsstelle Reallabore im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz .
■ LD
Online-Roundtable „ How to strenghten evidence-based policy making ?“
Wasserstoff ist auf dem Weg zur Klimaneutralität ein wichtiger Energieträger .
Foto : Corona Borealis | Adobe Stock
Die Europäische Union hat im Mai 2022 zwei Entwürfe für Delegierte Rechtsakte zu flüssigen oder gasförmigen erneuerbaren Kraftstoffen nicht-biogenen Ursprungs und wiederverwertbaren kohlenstoffhaltigen Kraftstoffen vorgelegt – und damit auch zu Wasserstoff . Beide
Rechtsakte sind aus Sicht einer Gruppe von Autorinnen und Autoren der Leopoldina zu restriktiv , zu kleinteilig und zu missbrauchsanfällig , um die notwendige Dynamik für den Start einer Wasserstoffwirtschaft in Gang zu setzen . Das Regelwerk müsse einfacher , berechenbarer und global leicht anwendbar sein . In dem Kommentar empfehlen die Autorinnen und Autoren , die Klassifizierung von Wasserstoff als erneuerbar ausschließlich am CO2-Fußabdruck festzumachen . Ein solches Vorgehen würde auch die Voraussetzung für eine transparente , weltweit standardisierte Zertifizierung schaffen . Zudem sollte der CO2-Fußabdruck von Wasserstoff mit dem jeweils geltenden CO2-Preis belegt werden . Ein im Zeitverlauf steigender CO2-Preis würde eine erhebliche Steuerungswirkung entfalten , da er erneuerbaren Wasserstoff zunehmend wettbewerbsfähig mache . In der Anlaufphase sei es angemessen , auch Wasserstoff mit höherem CO2-Fußabdruck zu produzieren . ■ CA , KH
Kommentar „ Technologiehochlauf von Wasserstoff “