3 / 2021 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 15
Herbsttagung „ Wir und die ‚ Anderen ‘”
Zentrum für Wissenschaftsforschung : Interdisziplinäre Perspektive auf die Identität von Gruppen
Das Zusammentreffen und Leben mit Personen , die als „ anders “ wahrgenommen werden , wird aufgrund der wachsenden Mobilität vieler Menschen immer alltäglicher . Die Wissenschaft trägt die Verantwortung , ihre eigene Rolle bei der Entstehung , Plausibilisierung und Autorisierung von „ Andersartigkeit “ zu reflektieren und Erkenntnisse aus einer solchen Analyse für den öffentlichen Diskurs verfügbar zu machen .
Die Herbsttagung des Zentrums für
Wissenschaftsforschung wird sich mit den Themen Identität , Gruppenzugehörigkeit und Intergruppenbeziehungen auseinandersetzen . Der griechische Universalgelehrte Aristoteles vertrat die Auffassung , dass der Mensch ebenso wie Primaten ein „ soziales Tier “ ist . Das heißt : Die jeweiligen Identitäten von Menschen sind dadurch bestimmt , welchen Gruppen sie zugehören . Sich Gruppen wie Nationen , Religionen , Berufen , Gender oder Parteien zuzurechnen , gibt menschlichen Individuen ein Gefühl der Zugehörigkeit . Umgekehrt beeinflussen Individuen mit ihren Überzeugungen , Vorlieben , Handlungsweisen , Werten und Normen die Identität der jeweiligen Gruppe .
Die Konstruktion von Gruppenidentität führt oft zur Ausgrenzung des oder der „ Anderen “. In gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen spielt die Heraushebung von Gruppendifferenzen – wie Herkunft , Hautfarbe , Gender , Religion – eine zentrale Rolle . Solche Differenzen treten auch innerhalb einer Gruppe auf . Denn niemand gehört nur einer Gruppe an . Die identitäre Verschärfung dieser Unterschiede bedeutet eine Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts .
Dieser muss auf möglichst breite Inklusion bei Anerkennung gemeinsamer gruppenübergreifender Grundwerte setzen .
Die Herbsttagung 2021 wird dieses Thema aus Sicht der evolutionären und Kulturanthropologie , der Sozialpsychologie und Soziologie , der Migrationsund Integrationsforschung sowie der Religionswissenschaft und -geschichte beleuchten .
Die Tagung wird am 14 . und 15 . Oktober 2021 in Halle ( Saale ) unter interdisziplinärer Leitung von vier Leopoldina-Mitgliedern aus vier Sektionen durchgeführt , sofern die Regeln zur Coronavirus-Pandemie dies erlauben .
■ RGO
Herbsttagung „ Wir und die ‚ Anderen ‘“
Freundeskreis
Bausch-Stipendiatin forscht zu Chemiker
EASAC
Dekarbonisierung von Gebäuden
EASAC
Einfluss des Atlantiks auf Europas Klima
Zum sechsten Mal hat der Leopoldina Akademie Freundeskreis das Johann- Lorenz-Bausch-Stipendium vergeben . Diesjährige Stipendiatin ist Josephine Musil-Gutsch . Die Doktorandin forscht an der Ludwig-Maximilians- Universität München zur Disziplinengenese zwischen Natur- und Geisteswissenschaften .
Während des viermonatigen Aufenthaltes am Zentrum für Wissenschaftsforschung befasst sie sich mit Leopoldina-Mitglied , Chemiker und Chemiehistoriker Edmund von Lippmann ( 1857 bis 1940 ), der an der Schnittstelle von Industrie , Natur- und Geisteswissenschaften tätig war . ■ LBE
Freundeskreis
25 Prozent der Klimagase in Europa entstehen durch Gebäude . Schätzungsweise 250 Millionen Gebäude stehen in der Europäischen Union ( EU ). Um dem Pariser Klimaschutzabkommen gerecht zu werden , fordert der Verbund der EU-Nationalakademien ( EASAC ) einen drastischen Kurswechsel bei der Regulierung der Gebäudeemissionen .
In deren Fokus solle jedoch nicht nur energieeffizientes Bauen stehen . Vielmehr gehe es auch darum , die Sanierungsrate zu erhöhen sowie Gebäude so zu konzipieren , dass sie am Ende ihrer Lebensdauer demontiert und recycelt werden können . ■ JMO
Decarbonisation of Buildings
In einer Studie des Verbundes der EU- Nationalakademien ( EASAC ) werden aktuelle Fragen der Ozeanforschung analysiert und erläutert . Verdeutlicht wird , wie Europas Vergangenheit und Zukunft untrennbar mit dem Zustand des Atlantiks und seinen wichtigsten Zirkulationsmustern verbunden ist , wie diese das Klima Europas und seine Ökosysteme bestimmen sowie das Wetter beeinflussen . Dies hat Folgen für die Landwirtschaft und erneuerbare maritime Energiequellen . Ob sich die Zirkulationsmuster mit der Erwärmung des Planeten dramatisch ändern könnten , ist eine der Fragen , die im Bericht untersucht werden . ■ AS
Europe ’ s future in the Atlantic Realm