Leopoldina aktuell 2_2022 | Page 15

2 / 2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 15
PORTRÄT VON ALTPRÄSIDENT JÖRG HACKER AUF FRÜHJAHRSVERANSTALTUNG ÜBERGEBEN
Zur gemeinsamen Frühjahrsveranstaltung von Leopoldina und Leopoldina Akademie Freundeskreis wurde das Porträt des Altpräsidenten Jörg Hacker ML enthüllt . Der Mikrobiologe hatte als XXVI . Präsident das Amt von 2010 bis 2020 inne . In seiner Amtszeit etablierte er die Leopoldina als Beraterin zu gesellschaftlichen Herausforderungen national und international sowie als angesehene Partnerin im weltweiten Akademiendialog . Das Bild wird nun die Präsidentengalerie im Hauptgebäude der Akademie in Halle ( Saale ) ergänzen , in der Porträts bisheriger Altpräsidenten zu sehen sind . Das Gemälde ist ein Werk des halleschen Künstlers Sebastian Herzau , der an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Malerei studiert hat . Aus Anlass des Empfangs wurde zudem die Schleiden-Medaille 2021 an den Mediziner und Zellbiologen Nikolaus Pfanner ML überreicht . Er wird damit für seine wissenschaftlichen Arbeiten zu Aufbau und Funktion der Mitochondrien geehrt . Der Freiburger berichtete in dem Vortrag „ Mitochondrien , die kleinsten Kraftwerke des Menschen “ über seine Forschung .
■ JK / Foto : Markus Scholz | Leopoldina
Jörg Hacker

Die Sprache der Objekte

Was Konchylien über den Wandel von Museen und Sammlungen erzählen können
Museen und Sammlungen wandelten sich am Übergang vom 18 . zum 19 . Jahrhundert : Sie wurden für die breitere Öffentlichkeit zugänglich . Dadurch veränderten sich auch die Art , wie die Sammlungsobjekte beschrieben wurden , und die Bedeutung , die ihnen zugeschrieben wurde .

Am Beispiel von Konchylien , den

Schalen und Gehäusen von Muscheln , Schnecken und fossilen Weichtieren , untersuchte von 2018 bis 2022 ein gemeinsames Forschungsprojekt des Zentrums für Wissenschaftsforschung der Leopoldina , der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Universität Bonn diese Veränderungen . Dafür wurden die Konchyliensammlungen der drei beteiligten Institutionen analysiert . Die zusammen mehr als 2.500 Objekte konnten anhand von reich illustrierten Katalogen aus der Zeit zwischen 1759 und 1844 erfasst und gemeinsam in einer Datenbank verzeichnet werden .
Leitfragen der darauf aufbauenden Analyse waren : Wie wandelte sich die Bewertung der Objekte ? Welche wissenschaftlichen , institutionellen , ökonomischen , sozialen , ästhetischen und
In der historischen Naturaliensammlung der Leopoldina findet sich auch diese Abbildung einer versteinerten Jakobsmuschel .
Abbildung : Katalog Kniphof | Leopoldina persönlichen Bedingungen beeinflussten diesen Wandel ?
Im Ergebnis des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts zeigte sich : Für den finanziellen Wert der Konchylien war vor allem deren Seltenheit ausschlaggebend . Aber dieser Wert war nie der allein entscheidende : In privaten Sammlungen hatten die Objekte dazu gedient , die Regelmäßigkeit und Schönheit der Natur herauszustellen . Zusehends wurden die Objekte dann aber – vor allem in den Museen – unter dem Aspekt wahrgenommen , wie sie in die naturkundliche Systematik und Taxonomie eingeordnet werden konnten . Auch die einstige Praxis des Austausches einzelner oder mehrerer Objekte fand in den öffentlichen Sammlungen kein Äquivalent mehr . Nun stand der Nutzen der Objekte für die universitäre Lehre im Mittelpunkt .
■ LS , RGO
Projekt „ Objektsprache und Ästhetik . Das Beispiel Konchylien “