IDM-INTERVIEW
»Kunst muss nicht versöhnen,
kann aber zu gegenseitigem
Verständnis führen«
Seit mehr als 20 Jahren ist < rotor > aus Graz in Ostmittel- und Südosteu-
ropa aktiv. Kooperation statt Kulturexport galt den KulturarbeiterInnen
immer als Leitmotiv für den Austausch. Im IDM-Interview mit Daniela
NEUBACHER erzählt das Gründungsduo Margarethe MAKOVEC und
Anton LEDERER, wie Europas Kulturschaffende zusammenwuchsen und
wo sie heute an Grenzen stoßen.
Makovec und Lederer vor einer
von Damian Le Bas bemalten
Landkarte
Margarethe Makovec und Anton Lederer sind die GründerInnen und künstlerischen
LeiterInnen von < rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst, Graz. Ausgehend von der
Bildenden Kunst fokussieren sie sich auf Produktionen, die sich mit sozialen, politi-
schen, ökonomischen und ökologischen Fragen befassen. Seit Mitte der 1990er-Jahre
befassen sie sich mit künstlerischen Positionen aus Zentral-, Ost- und Südosteuropa.
Sie haben 1999 < rotor > gegründet, waren aber
schon lange davor mit KünstlerInnen in der
Region in Kontakt. Wie haben Sie die Anfänge
dieser Beziehungen erlebt?
Margarethe Makovec: Wir haben Kunst-
geschichte, Architektur und Mode studiert. Die
Metropolen waren also London, Paris und spä-
ter auch Berlin. Wir sind aber sehr früh drauf-
gekommen, dass es südöstlich von Graz sehr
spannende Zentren wie Ljubljana, Zagreb oder
Bukarest gibt. Es war naheliegend, dorthin zu
gehen. Das hat unsere Arbeit und unser Denken
über Kunst sehr stark beeinflusst.
InfoEuropa
Anton Lederer: Die Kunstproduktion
dort war einfach anders, auch weil die Bedingun-
gen so unterschiedlich waren. Die wirtschaftli-
chen und politischen Transformationen waren
stark spürbar. Man hat sich gut überlegt, wo und
wie man die wenigen vorhandenen Ressourcen
einsetzt. Wir haben eine sehr kritische und politi-
sche Kunst erlebt.
MM: Vor allem in Ex-Jugoslawien
herrschte eine sehr fragile Atmosphäre. All die-
se Prozesse waren noch sehr frisch. Diese Na-
tionenfindung ist auch heute noch nicht abge-
schlossen.
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