25 JAHRE EU-BEITRITT
Das bittersüße Ende des
Ostzuckers
Mit dem Creative Europe Projekt Eastern Sugar nähern sich die Grazer
Kulturschaffenden Anton LEDERER und Margarethe MAKOVEC einem
faszinierenden Kapitel europäischer Industriegeschichte. Was mit den
Beobachtungen einer Pendlerin begann, entwickelte sich zu einer grenz-
übergreifenden Spurensuche nach dem Produkt Zucker.
Die Geschichte des Zuckers ist zunächst eine
Geschichte des Rohrzuckers. Bereits seit Jahr-
tausenden wurde dazu Zuckerrohr angebaut. In
Europa taucht der Süßstoff zur Zeit der Kreuzzü-
ge auf und erfreut sich rasch großer Beliebtheit.
Die Bedeutung des Zuckers im Europa der Neu-
zeit lässt sich daran erkennen, dass Christoph
Kolumbus bereits auf seiner zweiten Amerika-
Reise 1493 Zuckerrohrpflanzen in die Karibik
mitnahm. Erst vor rund 200 Jahren wird Rü-
benzucker zu einem ernsthaften Konkurrenten.
Kurz nach 1800 entsteht die wohl erste Zucker-
rübenfabrik in der preußischen Provinz Schle-
sien und markiert den Beginn der europäischen
Zuckerindustrie. 1989 sind in der Slowakei zehn
Zuckerfabriken in Betrieb. Eine davon, die größ-
te und fortschrittlichste Fabrik liegt östlich von
Bratislava, in Dunajská Streda. In eben dieser
Stadt lebt die renommierte Künstlerin Ilona
Németh. Bei ihren Autofahrten nach Bratislava
kommt sie regelmäßig am Gelände der Zucker-
fabrik vorbei, die in den 1960er-Jahren gebaut
wurde und unter dem Namen Juhocukor (Süd-
zucker) produzierte.
Im Zuge des politischen Wandels und der
daraufhin Einzug haltenden neoliberalen Wirt-
schaftsordnung werden in den frühen 1990er-
Jahren alle slowakischen Zuckerfabriken priva-
Eine der
geschlossenen
Zuckerfabriken
in der Slowakei.
Aus der Serie
»Archiv«,
2017 – 2018
InfoEuropa
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