Kreisel Ausgabe 8 - KFC Uerdingen 05 - 24. Jahrgang | Page 46

Interview
unsere Mitmenschen interessieren , miteinander sprechen . Manchmal reicht es schon , wenn man einfach mal zuhört . Schon das kann manchmal Ängste und Sorgen nehmen und zugleich neuen Mut schenken .
Du setzt dich immer wieder auch für schwer kranke Menschen ein und versuchst vom Schicksal Gebeutelten ein kleines Lächeln aufs Gesicht zu zaubern . Zuletzt hast du etwa einem krebskranken Mädchen ein Trikot von dir übergeben . Warum ist dir dieses Engagement so wichtig ? Wir können manchmal schon mit kleinen Gesten neuen Mut schenken . Das angesprochene Mädchen hat in der vergangenen Woche die hoffentlich letzte Chemotherapie hinter sich gebracht und kämpft sich zurück ins Leben . Wir stehen auch noch immer in Kontakt , tauschen uns aus . Ich fiebere mit und hoffe sehr , dass alles gut geht . jeden erwischen kann . Als ich dann wieder auf dem Platz stehen durfte , habe ich deutliche konditionelle Einschnitte gespürt . Ob das nur an dem Virus lag , kann ich nicht sagen , da ich ja rund zwei Wochen nicht regulär trainieren konnte . Es hatte aber bestimmt einen Anteil .
Du bist jemand , der sich klar und unmissverständlich in vielen – auch gesellschaftlichen – Dingen positionierst . Warum ist dir das wichtig ? Ich empfinde vor allem den Blick über den Tellerrand des Fußballs hinaus als wichtig . Durch unsere Position als Fußballer , als die wir nun mal in der Öffentlichkeit stehen , haben wir auch ein Stück weit eine Vorbildfunktion und eine gewisse Verantwortung inne . Es gibt heutzutage so viele Menschen , die offensichtlich und nachweisbar falsche Informationen verbreiten . Da ist es mir wichtig , für etwas einzustehen .
„ Ich empfinde vor allem den Blick über den Tellerrand des Fußballs hinaus als wichtig .“
Du selbst wurdest Ende letzter Saison – damals noch in Diensten zum Chemnitzer FC – positiv auf COVID-19 getestet . In einem Interview hast du erzählt , dass sich der erste Einsatz nach deiner Quarantäne und der damit verbundenen Genesung angefühlt habe „ wie drei Marathons “. Wie hast du die damalige Situation erlebt ? Ich war damals echt geschockt , als ich positiv getestet wurde , da ich mich in der Zeit wirklich nur zuhause und auf dem Trainingsplatz aufgehalten habe . Damals gab es in der Stadt Chemnitz , die ja immerhin rund 250.000 Einwohner zählt , so wenige Fälle , dass man diese an einer Hand abzählen konnte . Das zeigt aber auch , dass dieser Virus
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