Kreisel Ausgabe 7 - Unterhaching - 24. Jahrgang | Page 47

lich noch ein bisschen besser waren . Aber diese Art , Fußball zu spielen , konnte man damals auch schon in Dresden bewundern und ist aus meiner Sicht bis heute beispielgebend .
Bei YouTube gibt es Videos , in denen man sieht , wie Walter Fritzsch mit seiner Kamera auf dem Trainingsplatz steht , gleichzeitig coacht und filmt . War dieser Mann ein Visionär ? Kann man schon so sagen . Er hat sich 1961 zum ersten Mal eine solche Kamera gekauft – für damals durchaus beachtliche und stolze 780 Mark – und demnach bereits in Rostock damit begonnen , Trainingseinheiten und Spiele zu filmen . Ich denke schon , dass er das Potenzial dahinter sehr früh erkannt hat , aber der Stand der Technik und die Möglichkeiten der Kommunikation natürlich längst nicht den heutigen Gegebenheiten entsprachen . Was heute drei bis fünf Personen in einem Trainerstab abdecken , hat Walter Fritzsch versucht , in Personalunion abzuwickeln . So gesehen war er in dem , was er damit erreichen wollte , auf jeden Fall ein Visionär – die Umsetzung war aber , ähnlich wie bei den ersten Flugpionieren , wohl eher etwas schwierig .
Du erwähntest den stattlichen Preis der Kamera . Was hat man als Cheftrainer zu jener Zeit verdient ? Nach dem Krieg hat man sich erst einmal über eine Mahlzeit gefreut . Bei seiner ersten Cheftrainerstelle ab 1950 in Aue hat er in seinem Tagebuch vermerkt , dass er noch nie soviel Geld in seinem Leben bekommen hat . Da reden wir über 750 Mark . In Rostock ab 1959 stieg sein Gehalt auf etwas mehr als 1.000 Mark und in Dresden waren es dann 1.700 Mark , was für damalige Verhältnisse ein sehr ordentliches Gehalt war .
Er konnte gnadenlos sein . Hat er später im Rückblick mal eine Personalentscheidung bedauert ? Das weiß ich nicht . Ich habe ihn kurz nach der Wende persönlich kennengelernt und neben einigen Treffen rund um die Berichterstattung über Dynamo dann 1994 bei einem längeren Interview unter anderem zu seiner Zeit als Dynamo-Trainer und den Umgang mit Stars befragt . Er hatte eine
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