Kreisel Ausgabe 7 - Unterhaching - 24. Jahrgang | Page 46

Interview
Uwe , wie würdest du Walter Fritzsch einem Menschen beschreiben , der ihm nie begegnet ist ? Gute Frage . ( lacht ) Als kleinen und sehr stolzen Mann . Vielleicht ist die bessere Beschreibung ‚ ein Mann , der wusste was er wollte ‘. Ich habe ihn immer als sehr korrekten Menschen kennengelernt – sowohl was die Kleidung als auch das Auftreten betraf .
Bescheidenheit , Fleiß und Ehrgeiz sind Attribute , die Walter Fritzsch geprägt hat . Wie hätte er seinen 100 . Geburtstag gefeiert ? Ich glaube , zuhause in der Grunaer Straße im 14 . Stock und vermutlich genauso , wie er auch seinen 50 . und 75 . Geburtstag gefeiert hat . ( lacht ) Ich kann das ganz gut einsortieren , weil meine Großeltern nicht weit ( von Zwickau-Planitz , Anm . d . R .) entfernt gewohnt haben . Er zählte meiner Einschätzung nach eher zu den Traditionalisten .
Seine Generation wurde von vielen Umbrüchen und Einschnitten geprägt . Was weißt du über seine Kindheit ? Er wurde 1920 in Planitz geboren , das drei Jahre später durch den Zusammenschluss zweier Dörfer zur Stadt Planitz wurde . Die wurde 1944 wiederum ein Stadtteil von Zwickau . Walter Fritzsch wuchs in dieser damals eher tristen Bergarbeiterregion in Westsachsen , die von vielen Industrie- und Zweckbauten durchzogen war , in sehr bescheidenen Verhältnissen auf . Dort gab es viel Arbeit und wenig Geld .
„ Was er in Dresden praktizieren ließ , war zu jener Zeit hochmoderner Fußball .“
19 Jahre als Cheftrainer gearbeitet hatte und dementsprechend viel Erfahrung mitbrachte . Vor Dynamo war er von 1959 bis 1965 in Rostock tätig , was man vielleicht als eine Art sechsjähriges ‚ Trainingslager ‘ beschreiben könnte . Dort war zu diesem Zeitpunkt zwar alles ein wenig kleiner als in Dresden , hatte aber doch auch ganz viele Parallelen und Ähnlichkeiten , sodass er die Erfahrungen aus seinen Fehlern auf seine Arbeit für die SGD übertragen konnte . Außerdem kam ihm zugute , dass ihn hier eine fußballverrückte Stadt erwartete , was Rostock zu diesem Zeitpunkt nicht war . Ein wesentlicher Faktor für seinen Erfolg mit Dynamo war aber natürlich auch , dass es einen unglaublichen Fundus an jungen , hochtalentierten Fußballern gab .
Er hat den „ Dresdner Kreisel “ geprägt . Wo hat er sich inspirieren lassen , was das Spielsystem anbelangt ? Das stammt schon aus seiner Jugendzeit bei seinem Heimatverein Planitzer SC , dessen Spieler passenderweise ebenfalls in Schwarz-Gelb aufliefen und ‚ die Wespen ‘ genannt wurden . Das lag zum einen natürlich an den Vereinsfarben , zum anderen aber auch an der Spielweise . Um 1940 spielte der Verein im sächsischen und auch deutschen Fußball eine durchaus ordentliche Rolle . Tempospiel , Kurzpassspiel , alle Spieler in Bewegung – das hat Walter Fritzsch Zeit seines Lebens als Fußballer und Trainer geprägt und gefallen und das hat er dann nach dem Krieg in seinen ersten Jahren als Spielertrainer sowie später als Cheftrainer immer weiter ausgebaut .
Walter Fritzsch hat die erfolgreichste Zeit des Vereins geprägt . Warum war dieser Mann so verdammt erfolgreich ? Ich denke , das hatte mehrere Gründe . Ein Hauptgrund war sicherlich , dass er zuvor schon
Bei Dynamo dann nahezu zur Perfektion … Was er in Dresden praktizieren ließ , war zu jener Zeit hochmoderner Fußball in Anlehnung an ‚ Fußball total ‘ in Holland . 1971 hat die SGD ja gegen Ajax Amsterdam gespielt , die diesbezüg-
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