Kreisel Ausgabe 5 - SV Meppen - 24. Jahrgang | Page 40

Interview
momentan zuhause die volle Last trägt , würde ich das alles überhaupt nicht hinbekommen . Sie befindet sich momentan in Kurzarbeit und wenn dem nicht so wäre , könnte ich den Job in dieser Form gar nicht ausfüllen . Leider bin ich dadurch gerade nicht in der Lage dem ‚ Job ‘ des Vaters so nachzukommen , wie ich mir das vorstelle , was mir manchmal auch unglaublich nahe geht .
Klingt nach einer Grenzerfahrung … Darum war für mich von Anfang an klar , dass ich das auf diese Art und Weise , in dieser Doppelfunktion , auch nur für einen begrenzten Zeitraum mitmachen kann und möchte . Meiner Familie gebührt ein riesengroßer Dank für das , was sie auf sich nimmt , damit ich meine Aufgaben hier vollumfänglich wahrnehmen kann . Bedanken möchte ich mich auch bei meinen Eltern und meinen Schwiegereltern , insbesondere meiner
Schwiegermama , die uns allesamt ebenfalls immer wieder eine großartige Unterstützung bieten , was ich überhaupt nicht für selbstverständlich erachte .
Woher kommt deine Motivation , diesen Job trotz der damit verbundenen Einschränkungen im Privatleben zu machen ? Die speist sich aus verschiedenen Gründen . Das eine ist die tiefe Verbindung zum Verein und der Ansporn , dass man bei einer wertschätzenden Arbeitsatmosphäre mit den Kolleginnen und Kollegen etwas auf die Beine stellt , damit es Dynamo gutgeht . Ansonsten habe ich seit jeher einen
„ Gefühlt wird jedes erdachte Szenario wöchentlich wieder über den Haufen geworfen .“
hohen Anspruch an die Qualität meiner eigenen Arbeit . Schon bevor ich vor zehn Jahren zur SGD kam , war meine Maxime , im Beruf immer mein Bestmöglichstes zu leisten .
Sind die Herausforderungen durch die COVID-
19-Pandemie noch einmal größer geworden ? Auf jeden Fall . Wir denken seit März nur noch in unzähligen Szenarien und gefühlt wird jedes erdachte Szenario wöchentlich wieder über den Haufen geworfen . Das macht eine Vorausplanung so gut wie unmöglich . Trotzdem ist es eine Pflicht und Notwendigkeit , um den Verein lenken und steuern zu können .
Du bist im Alltagsgeschäft der Herr der Finanzen bei der SGD . Wie gesund ist der Verein ? Für einen Fußballverein sind wir finanziell sehr gut aufgestellt . Wir haben ein Eigenkapital im zweistelligen Millionenbereich , was für einen Drittligisten , aber auch im deutschen Profi-Fußball generell äußerst ungewöhnlich ist . Dazu muss man aber auch sagen , dass es nicht so sehr auf das ankommt , was auf der Bank liegt oder in der Bilanz steht , sondern letzten Endes nur auf den sportlichen Erfolg . Darauf wird jedes Jahr aufs Neue die Saison ausgerichtet . Das Finanzielle ist dabei eine zweifelsohne wichtige Nebenbedingung , die wir gerade bestmöglich erfüllen . Gleichwohl ist dieser Zustand ein äußerst zerbrechliches Glück . Die Auswirkungen des Coronavirus führen uns momentan knallhart vor Augen , wie schnell das Ersparte auch wieder weg sein kann .
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