Zur Sache
WARUM WENIGER
MANCHMAL MEHR IST
Lila-Laune
Wir leben in einer Welt des Überflusses. Egal ob Nah-
rung, Shopping oder Technologien, alles ist ständig und
zu jeder Zeit verfügbar. Kein Wunder also, dass sich
immer mehr Menschen auf die Fastenzeit freuen. Denn
dabei geht es um mehr als nur Diät halten. Die meisten
Fastenden nutzen diese sechs Wochen des Verzichts,
um sich bewusster mit ihrer Lebensweise auseinander-
zusetzen. Ultraviolett ist die Trendfarbe 2018. Kein Wunder also, dass es in diesem Jahr auch auf
dem Teller lecker lila zugeht. Neben den Klassikern wie Auberginen, violetten Kartoffeln
und Möhren oder Rotkohl stehen vor allem zwei Gewächse in den Startlöchern, um in
diesem Jahr ihren kulinarischen Siegeszug anzutreten: die Ube-Wurzel und die Taro-
Knolle.
Traditionell beginnt die 40-tägige Fastenzeit am
Aschermittwoch und dauert bis Ostern. Im Mittelal-
ter war nur eine Mahlzeit erlaubt, die meist am Abend
eingenommen wurde, der Verzehr von Fleisch, Milch-
produkten, Alkohol und Eiern war verboten. (Übrigens
kommt daher auch die Tradition, an Karneval Krapfen
zu essen, da die Milch-, Zucker- und Schmalzvorräte
vor der Fastenzeit aufgebraucht werden mussten.) An
Ostern kam man dann wieder zusammen, um gemein-
sam das Ende der Fastenzeit zu begehen. In den sozialen Medien ist die Ube-Wurzel bereits ein kleiner Star. Denn egal ob
Kuchen, Softeis oder Caffè Latte, mit ihrer knalligen lila Farbe zieht sie nicht nur
die Aufmerksamkeit der Food-Blogger auf sich.
Mittlerweile hat sich das Fasten verändert, denn vielen
geht es nicht mehr nur um den Verzicht auf bestimmte
Lebensmittel oder Süßigkeiten. Das moderne Fasten
gestaltet sich vielseitig: Während einige Menschen
Alkohol und Zigaretten weglassen, verzichten ande-
re auf das Auto und nehmen stattdessen das Fahr-
rad. Aber auch der digitale Detox ist immer stärker im
Trend: Dabei geht es um das Verzichten auf Internet-
Shopping, Fernsehen oder Smartphone. Und manchen
genügt zumindest eine Pause von den sozialen Medien. Nicht nur optisch, auch aufgrund ihrer Textur und des leicht nussigen Ge-
schmacks erinnert die Ube-Wurzel an die Süßkartoffel. Und auch mit ihren In-
haltsstoffen weiß das lila Wunder zu überzeugen, ist sie doch reich an Vitamin A,
C und E. Aber es kommt noch besser, denn der für die Färbung verantwortliche
Pflanzenfarbstoff Anthocyan hat eine antioxidative Wirkung. Zudem sollen An-
thocyane die Sehvorgänge verbessern und entzündungshemmend und gefäß-
schützend wirken.
Die Möglichkeiten sind vielfältig, verzichtet werden
darf auf alles, was selbstverständlich erscheint. Denn
Verzicht bedeutet nicht gleichzeitig Verlust von
Lebensqualität. Im Gegenteil: Wer seine Komfortzone
verlässt, entdeckt Möglichkeiten, die er bislang vernach-
lässigt hat. Wer mehr Rad fährt, spürt bald, wie gut die
Bewegung tut. Wer weniger im Internet unterwegs ist,
verabredet sich mehr mit Freunden, und wer auf Tabak
verzichtet, spürt, wie er besser durchatmen kann. Diese
Erfolgerlebnisse wirken sich positiv auf das allgemeine
Befinden aus, man fühlt sich selbstbewusster, gesünder
und kreativer. So kann man die Fastenzeit nutzen, um
gewohnte Verhaltensmuster zu durchbrechen und neu zu
überdenken.
Die violette Wurzel gehört zur Familie der Yamswurzelgewächse und hat ihren Ur-
sprung auf den Phillipinen. Dort ist die violette Knolle eine unverzichtbare Zutat
für die beliebte philippinische Nachspeise Halo-Halo. Dafür wird Wassereis mit
Kondensmilch, Mungobohnen, Gartenbohnen, Kichererbsen, Kokosnuss, Koch-
bananen, Tapioka und Ube gemischt. Ein herrlich leckeres Durcheinander, und es
verwundert nicht, dass Halo-Halo übersetzt „Mischmasch“ bedeutet.
Nicht ganz so knallig lila, aber trotzdem ungewöhnlich ist die Taro-Knolle, die
sich erst beim Kochen lila färbt. Die Knolle stammt ursprünglich von der Ma-
laiischen Halbinsel und wird seit mehr als 7000 Jahren als Nahrungspflanze
kultiviert. Aufgrund des hohen Stärkeanteils wird aus den Knollen oft Mehl
hergestellt, das häufig für Süßspeisen verwendet wird.
Sollten Sie also demnächst eine Ube-Wurzel oder eine Taro-Knolle
entdecken, zögern Sie nicht und greifen Sie zu. Denn das ungew