Klartext Juni 2013 | Page 2

2 Editorial Lex USA S chweizer Banken haben wegen früherer geschäftlicher Tätigkeiten in den USA rechtliche Probleme mit den Vereinigten Staaten. Jahrelang wurde deswegen zwischen der Schweiz und der USA verhandelt. Angekündigt wurde eine Globallösung, selbst 14 Tage vor der letzten Session war offenbar ein bilaterales Abkommen zwischen der Schweiz und der USA auf dem Tisch. Die Verhandlungen sind dann aber im letzten Moment gescheitert. Der Bundesrat plante in der Folge in einer eigentlichen Hauruck-Übung ein Sondergesetz. Die Sommersession der eidgenössischen Räte wurde umgehend geprägt durch diese sogenannte Lex USA. Das Parlament sollte in Rekordzeit einen dringlichen Bundesbeschluss verabschieden, der schweizerische Gesetze für ein Jahr ausser Kraft gesetzt hätte, ohne dass das Volk dazu befragt worden wäre. Konkret ging es darum, dass die Banken ein Gesetz erhalten hätten, mit dem ihnen die Herausgabe von Bank- und Mitarbeiterdaten an die US-Steuerbehörden erlaubt worden wäre. Auf Anweisung der USA wurde das Schweizer Parlament nicht darüber informiert, was der genaue Inhalt des Programms war, das die USA den Schweizer Banken angeboten haben. An ordentliche parlamentarische Abläufe mit Fristen, Fakten und seriöser Beratung war daher zu keinem Zeitpunkt zu denken. Es fehlten grundlegende Informationen, parallel dazu wurde der Druck für eine Zustimmung zur Lex USA gezielt und von verschiedenen Seiten aufgebaut. Kapitulationsgesetz gescheitert Der Nationalrat ist unter der Federführung der SVP nicht auf diese Lex USA eingetreten. Dieser Entscheid war ein klares Zeichen zugunsten des Rechtsstaates und der Rechtssicherheit in der Schweiz. Eine temporäre Ausserkraftsetzung des schweizerischen Rechts durch den Gesetzgeber wäre ein fatales Zeichen im Inland wie gegenüber dem Ausland gewesen. se bekommen hätte, wäre die Reaktion der anderen Staaten klar gewesen. Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel hatte bereits vorsorglich angekündigt, dass sie genau schauen werde, was die Schweiz mit der USA machen werde und man in der Folge alles daran setzen werde, das gleich Ergebnis zu erzielen. Ein Domino-Effekt wäre also die Folge gewesen Es ist jedem von uns klar. Dieser Entscheid ist nicht die Lösung der anstehenden Probleme. Der Ball liegt aber jetzt dort wo er hingehört, nämlich bei den Banken. Der Bundesrat hat im Einzelfall seinen Handlungsspielraum zu prüfen. Der Kleinstaat lebt letztlich von seiner Glaubwürdigkeit. Gerade gegenüber dem Ausland war der Entscheid unumgänglich. Er war ein Signal an all jene Staaten, die in Steuerfragen grossen Druck auf die Schweiz ausüben. Diese Staaten beobachten zurzeit sehr genau, wie viel Toni Brunner es braucht, um der Schweiz weitere Präsident SVP Schweiz Zugeständnisse abzupressen. Es wäre ein ungeheures Präjudiz gewesen, wenn das Parlament kurzfristig eigenes Recht ausgehebelt hätte. Aber auch ein Präjudiz für weitere Forderungen von anderen Staaten. Wenn die USA mit dem Segen des Schweizer Parlamentes so viel Geld in die Kas-